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Test - Forza Horizon 4 : Nicht viel Neues – aber irre geil

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Vier Jahreszeiten, viele Rennveranstaltungen und die neuen Live-Forzathons: Forza Horizon 4 bietet zwar nicht viel Neues, das was es bietet, ist aber irre geil.

Ausgerechnet England, eines der wenigen Länder, in denen Linksverkehr vorherrscht. Au Backe! Im Gegensatz zu Kollege Felix, der diesen Punkt bereits in der Preview anschnitt, komme ich nicht so leicht darüber hinweg, dass uns Forza Horizon 4 nach Australien nun zum zweiten Mal ein Land mit Linksverkehr auftischt. Klar, bei den hohen Geschwindigkeiten, mit denen man so manchen Rennschlitten über den Asphalt jagt, muss man sowieso mit der vollen Straßenbreite rechnen. Dass mir immer wieder Autos am rechten Fahrbahnrand entgegenkommen, ist trotzdem etwas, woran ich mich nicht gewöhnen kann.

Ich höre euch schon abwinken: „Wenn's sonst nichts zu meckern gibt ...“ Ja, ihr habt recht, sonst gibt's an diesem Spiel im Grunde nichts zu beanstanden. Allerhöchstens ein paar Geschmacksfragen, etwa wenn es um den Schauplatz geht. Ich will den Engländern nicht zu nahe treten, aber mir waren die Strände und Urwälder Australiens lieber als deren Wälder und Felder. Das war's dann aber auch schon – ab jetzt wird nur noch gejubelt.

Horizon, wie man es kennt und liebt

Wie gesagt, das ist reine Geschmackssache. Erst recht, wenn man mit 300 km/h an bezaubernden Sehenswürdigkeiten vorbei saust, die akribisch nachmodelliert und mit buchstäblich blendenden HDR-Farben in Szene gesetzt wurden. Wald und Wiese strahlen so saftig, da brennen euch die Augen weg. Dazu kommen tolle Post-Processing Effekte oder Nebensächlichkeiten wie Echtzeit-Tesselation in Form von Spurrillen in Matsch und Schnee.

Mitreißende Musik im Ohr - die nun auch von bekannteren Künstlern kommt, etwa Queens of the Stone Age oder Jack White – extrem tief röhrende Motoren, strahlender Sonnenschein, schöne Wettereffekte, jede Menge Rennwettbewerbe – nein, auch diese Auskopplung von Forza Horizon enttäuscht nicht, wenn es darum geht, ein einfach zugängliches Rennspiel mit einer Tonne Zuckerwatte für Aug und Ohr zu verknüpfen. In welchem Land das Ganze stattfindet, ist dank des Gestaltungstalents der Leute von Playground Games nicht wirklich von Bedeutung. Ich wette, deren Grafiker würden selbst das Örtchen Freigericht in Hessen aussehen lassen wie ein Rennfahrerparadies.

Forza Horizon war schon immer ein riesiger Autospielplatz. Anarchie im Straßenverkehr, sozusagen. Und nicht einmal das stimmt, denn so sehr mein Herz auch bluten würde, wenn jemand in der Realität seinen sündhaft teuren Lamborghini ruinierte, weil er meint, mit 230 Sachen durch den Garten eines Einfamilienhäuschens brettern zu müssen, so gibt es doch kaum etwas, das auf der Konsole mehr Spaß macht. Querfeldein rasen, kleine Mauern durchbrechen, mit Vollgas durch die Pampa heizen. Das ist einfach irre geil und hat für sich bereits einen so hohen Unterhaltungswert, dass man manchmal die Rennveranstaltungen drumherum vergisst. Es wird nie langweilig.

Und doch hat man Vieles schon gesehen. Bei der vierten Iteration desselben Spielprinzips rechnet niemand mit der ganz großen Überraschung. Der Ablauf im Rahmen des Horizon Festivals verläuft sehr ähnlich wie bei den Vorgängern, nur dass man hier nicht mehr der Boss der Veranstaltung ist wie zuvor in Australien. Man ist wieder ein Neueinsteiger, der sich buchstäblich Respekt und Einfluss verdienen muss. Hauptsächlich durch gewonnene Rennen des Typs Rallye, illegale Stadtveranstaltung, Straßensprint, Dragrennen oder Show (gegen einen Zug oder mit Stunts im Rahmen eines Filmdrehs).

Einen Nebenverdienst an Respekt erntet ihr durch das Zerstören von unzähligen Werbetafeln, die im virtuellen England verteilt wurden. Sie spendieren sogenannte Einflusspunkte – mal wieder eine neumodische Auslegung von Erfahrungspunkten, die den Einfluss auf Follower in sozialen Medien als Grundlage nimmt.

Ansonsten läuft es so wie immer: einen Wagen aussuchen, durch die Gegend zu einem Veranstaltungsort fahren, ein Rennen absolvieren und dadurch Kohle sowie Einfluss einsacken, auf dass wieder neue Rennen auftauchen und das gefüllte Portemonnaie spritzigere Autos finanziert. Klingt doch recht bekannt, nicht wahr? Nun, einen wichtigen Unterschied gibt es, und der wirkt sich auf zweierlei Weise aus.

Jahreszeiten und die große Online-Begegnung

Erstens: Die Karriere im Rahmen des Horizon-Festivals beginnt nicht gleich bei Spielstart. Euer Avatar muss sich ein ganzes virtuelles Jahr lang beweisen und dabei mit den Tücken aller vier Jahreszeiten klarkommen. Frühling und Herbst ähneln sich stark, weil die Straßen in beiden Jahreszeiten oft verregnet sind. Die Haftung eurer Reifen lässt also auch auf gepflasterten Straßen nach. Krassere Einflüsse hat das auf die Wildnis. Waldwege sind matschig und weich, verhindern also schnelles Vorankommen genauso stetig wie große Pfützen, was besonders bei reinen Rallye-Veranstaltungen deutlich wird.

Mit Vollspeed durch Großbritannien - Video-Preview zu Forza Horizon 4
Felix liebt die Forza-Horizon-Reihe. Kann ihn auch eine fortgeschrittene Version von Teil 4 überzeugen?

Im Sommer herrscht meist eitel Sonnenschein mit idealen Rennbedingungen. Im Winter liegt dagegen fast überall Schnee. Die reinste Rutschpartie. Bei fleißigem Abklappern der Events dauert der erste Lauf durch alle Jahreszeiten etwa fünf Stunden, und in diesen fünf Stunden düst ihr zum letzten Mal einsam von Rennen zu Rennen.

Zweitens: Sobald ihr alle Wetterverhältnisse durchlaufen und die grafische Pracht jeder Jahreszeit mitsamt ihren herrlichen Farbspielen bewundert habt, beginnt das Festival. Im gleichen Moment versetzt euch das Spiel automatisch in eine Online-Sitzung, auf der bis zu 72 Fahrer gleichzeitig ihr Unwesen treiben. Im Gegensatz zu früher müsst ihr also bei Bedarf in einen Offline-Modus schalten, wenn ihr unbedingt alleine bleiben wollt, und nicht umgekehrt. Dadurch erleben alle Spieler dieselbe Jahreszeit, die eine Woche lang vom Server vorgegeben wird. Wenn das Spiel am 2. Oktober erscheint, wird gerade in den Frühling umgeschaltet.

Was aber, wenn ihr gerade über keine Verbindung ins Internet verfügt? In dem Fall bestimmt die Systemzeit eurer Konsole, beziehungsweise die eures PCs, welche Jahreszeit gerade vorherrscht. Das wird eher selten freiwillig vorkommen. Angesichts der vielen neuen Möglichkeiten wollt ihr garantiert nicht auf Online-Sitzungen verzichten, denn nun könnt ihr sämtliche Rennveranstaltungen kooperativ mit Freunden angehen. Oder aber im PvP gegeneinander antreten.

Bildet bei Bedarf ein Sechserrudel und fahrt im Konvoi durch die Gegend. Dank kleiner Gesprächsvorgaben, die ihr auf Knopfdruck aussucht (zum Beispiel „Gratulation“ oder „wollen wir im Konvoi fahren“) überwindet ihr jederzeit alle Sprachbarrieren – auch ohne ein Headset für den Echtzeit-Chat. Praktisch!

Ein besonderes Highlight findet obendrein zu jeder vollen Stunde statt. Dann fordert euch der Server zur Teilnahme an einer „Forzathon Live“- Herausforderung auf, die für alle Spieler zugleich gilt. In unseren Testsitzungen eilten alle 72 Fahrer in Scharen zum Treffpunkt, der durch einen Zeppelin schon von weitem zu sehen ist. Die drei Aufgaben, die daraufhin gestellt werden, können nur gemeinsam bewältigt werden. Mal geht es um das Erzielen hoher Geschwindigkeiten bei einem Blitzer, ein andermal um Sprungdistanzen oder Driftwertungen. Punkt ist, dass die Leistungen aller Teilnehmer addiert werden. Entweder alle gewinnen, oder alle verlieren - das schweißt zusammen und motiviert zu Höchstleistungen! Großartig!

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