Test - Elite: Dangerous : Packende Dogfights in unendlicher Leere
- PC
Diese Spaßbremsen können jederzeit auftreten, ohne dass ihr es vorher ahnen könnt. Flugsimulationsfans, die in Echtzeit von Frankfurt nach New York fliegen, wird dieser Umstand sicherlich kaum aus der Ruhe bringen. Andere Spieler könnte diese Tristesse dagegen auf den Zeiger gehen, zumal vorher in der Missionsbeschreibung nicht auf die Extralänge hingewiesen wird.
Kopfgeldaufträge sind daher oft attraktiver. Für sie müsst ihr euch ein Unterbrechermodul in die Kampfschüssel einbauen, um gesuchte Piloten aus dem Hyperraum zu reißen und ihrem Pott die Nieten aus dem Blech zu ziehen. Solche Duelle können schnell eskalieren, sofern der Gesuchte seine Freunde anfunkt und gegen euch aufhetzt. Gelegentlich mischt außerdem die Polizei mit, die euch zwar im Kampf hilft, bei erfolgreichem Abschuss aber das Kopfgeld kassiert - und euch mit einer dicken Reparaturrechnung im Stich lässt.
Für die Pazifisten unter euch - schießen müsst ihr auf jeden Fall im Laufe eurer Karriere - gibt es außerdem Transportaufträge. Sie sind oft lukrativ und teilweise spannend gestaltet. Ein schnödes Liefern von A nach B gibt es zwar auch, oft müsst ihr euch allerdings ins Wirtschaftssystem einarbeiten und die Produktionskette verschiedener Güter nachverfolgen. Das Gleiche gilt für den Handel. Um eine satte Rendite zu erzielen, müsst ihr den richtigen Riecher für gefragte Produkte haben und zum Beispiel die politischen Verhältnisse im Spiel beachten. Insgesamt funktioniert das Wirtschaftssystem bereits ganz gut, längst aber nicht so ausgeprägt wie in EVE Online.
Atmosphäre: Is This Real Life?
Kämpfe setzt Braben sowohl optisch als auch akustisch richtig gut in Szene. Überall blitzt es, sprühen funken oder qualmt es. Raketen, Projektile oder Laser schlagen eindrucksvoll im Blech ein und hinterlassen sichtbar Schäden. Den gesamten Verlauf könnt ihr in gewohnter Elite-Manier per Rundumsicht im Cockpit verfolgen. Auch die G-Effekte wirken realistisch, beispielsweise werdet ihr bei schneller Beschleunigung oder beim Vollbremsen richtig kräftig durchgeschüttelt. Das Ganze wird von basshaltigen Triebwerksgeräuschen und einer auch sonst stimmigen Geräuschkulisse untermalt.
Wie in der Beta ist ein direkter Cockpit-Treffer eines der größten optischen Glanzlichter: Eure Frontscheibe reißt langsam auf, bis sie mit einem lauten Klirren und Poltern komplett aus der Fassung platzt. Spätestens dann müsst ihr den Kampf schnell beenden, da euer Sauerstoff nur noch wenige Minuten reicht - je nachdem, wie gut die Systeme eures Schiffes sind. Genau diese fantastisch in Szene gesetzten Dogfights machen den eigentlichen Reiz der PC-Simulation aus.
Umso ärgerlicher ist es, dass die schicken Schiffe gar nicht richtig beäugt werden können. Für alle bisher eingebauten 15 fliegenden Untertassen fehlt die Außenansicht, weshalb auch die Größenunterschiede der Flattermänner gar nicht richtig deutlich werden. Die Cockpits sind zwar unterschiedlich gestaltet, allerdings trägt die kompakte Cobra MK III ein gefühlt fast genauso großes Cockpit in sich wie die gigantische und unglaublich teure Anaconda. Selbst beim Neukauf des Schiffes landet ihr direkt im Schiff ohne Hoffnung auf eine Rundumansicht der schicken Hülle. Star Citizen löst das um Welten besser.
Moment - war da nicht etwas?
Dass Braben noch viel Arbeit vor sich hat, seht ihr nicht nur am gigantischen, aber größtenteils leblosen Universum. Viele versprochenen Inhalte fehlen noch vollständig. Neben dem Shooter-Modul lassen beispielsweise begeh- und erforschbare Planeten auf sich warten. Gar nicht erwähnt haben wir außerdem die Story. Der Grund: Es gibt schlicht kaum eine. Die unglaubliche Anzahl von 100 Milliarden Sternensystemen mit 400 Milliarden Sternen muss fast ohne Story-Hintergrund auskommen, was vielen Simulationsfans gar nicht schmeckt.
Wegen des Sandbox-Aufbaus gibt es im Spiel natürlich kein wirkliches Ziel, außerdem sollen die Spieler die Freiheit haben, ihren eigenen Inhalt zu erschaffen. Dieses System funktioniert in EVE Online wunderbar mit packenden politischen Auseinandersetzungen und Intrigen. Ob Elite: Dangerous ähnliche Züge annimmt, muss sich erst noch zeigen. Das gilt auch für die bisher überschaubaren Inhalte, dem allergrößten Problem der Simulation. Braben verspricht zwar Story-Events, die in unregelmäßigen Abständen ins Universum gestreut werden sollen. Ob sie die Hobby-Piloten auf lange Sicht motivieren können, steht bisher allerdings noch in den Sternen.
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