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Test - Master of Orion : Weltraumstrategie neu aufgelegt

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Quantität gegen Qualität

Im Kern ist Master of Orion ein Spiel über galaktisches Flottenwettrüsten. Wir bauen immer größere Schiffe mit immer großkalibrigeren Lasern, Phasern, Photonentorpedos und Fusionsstrahlen, um mit den Gegnern mitzuhalten. Entwarfen wir in Master of Orion 2 effizient designte Schiffe, konnten wir es auch mit einer gegnerischen Übermacht aufnehmen, die wir in oft in heldenhaften, in der rosa gefärbten Erinnerung sehr dramatischen Rundentaktikschlachten besiegten.

Im neuen Master of Orion stottert dieses eigentlich essenzielle Motivationstriebwerk leider. Der Grund ist, dass das Spiel zwar ein recht angenehm zu bedienendes Schiffsdesign-Interface aufweist, es für die Echtzeitkämpfe aber beinahe völlig egal ist, welche Art von Hardware wir in unseren tritaniumgepanzerten Rümpfen verbaut haben. Solange wir keinen völligen taktischen Ausfall fabrizieren, zum Beispiel ein nur mit Antiplanetenbomben vollgestopftes Schiff oder eins ohne Schilde und Panzerung, lässt uns das Spiel alles gutmütig durchgehen.

Jacke wie Hose

Zudem unterscheiden sich die verschiedenen Waffen und Bordsysteme in den jetzt auf Echtzeit umgestellten Kämpfen nur mit dem Vergrößerungsglas voneinander. Meist können wir gar nicht erkennen, ob unsere Schiffe überhaupt schon das Feuer eröffnet haben. Ob wir also mit Neutronenblastern oder Merkulitraketen schießen, macht sich kaum bemerkbar.

Die Schlachten können wir jetzt immerhin auf mehrere Arten austragen: ausgewürfelt, mit KI-Unterstützung, von uns selbst kommandiert oder im Kinozuschauermodus. Der hat allerdings eine enervierende Tendenz, mit der Kamera möglichst ausgiebig auf den langweiligsten Teil des Getümmels zu halten.

Wenn Gewalt so unbefriedigend ist, versuchen wir es eben mit Hinterlist und Spionage. Neu ist, dass wir jetzt ein Spionageausbildungszentrum auf jedem Planeten errichten können, das automatisch alle paar Runden neue Agenten ausspuckt. Die dürfen wir dann entweder als Abwehragenten auf eigenen Planeten parken oder zu feindlich besetzten Welten beordern, wo sie mehrstufige Sabotageakte durchführen – Credit-Klau, Technologiediebstahl und Anschläge auf die Industrie inklusive. Das ist recht originell, aber auch bereits aus anderen Strategiespielen bekannt und trägt wenig zur allgemeinen Siegstrategie bei.

Apropos Sieg: Genau wie früher haben wir wieder die Möglichkeit, die Galaxie mit militärischer Macht zu dominieren, uns im galaktischen Rat zum Alleinherrscher wählen zu lassen oder einen Technologiesieg durch die meiste Forschung davonzutragen. Was leider fehlt, ist der Showdown mit den Antaranern, technologisch fortschrittlichen Fieslingen aus einer anderen Dimension. Vielleicht baut Wargaming solche Schmankerl ja noch nach und nach ein – dem Spiel könnten solche Geschmacksverstärker und weitere Features wie mehr Rassen, mehr Schiffe, mehr Spezialfähigkeiten und mehr von allem nicht schaden.

Greift zu, wenn...

… ihr gerne locker-flockige Weltraumkolonisation betreibt und euch Stellaris zu bürokratisch, massiv und langweilig erscheint.

Spart es euch, wenn...

… ihr gerne ausgetüftelt designte Schiffe in taktisch fordernde Schlachten schickt und ihr mit den belanglosen Echtzeit-Raumschlachten wenig anfangen könnt.

Fazit

Marcus Rätzke - Portraitvon Marcus Rätzke
Einstiegsdroge für Weltraumherrscher

Beeindruckend ist es schon, wie sehr die Wargaming-Entwickler das alte Master-of-Orion-4X-Konzept aufpoliert haben. Leider ist ihnen bei all ihren Bemühungen, das Spiel griffiger und schneller zu machen, ein wenig der Spaß an der Taktik durch die Lappen gegangen, der Master of Orion ausmachte.

Als Strategiespiel taugt das neue MoO durchaus etwas, aber die taktische Seite mit den Echtzeitkämpfen und dem Schiffsdesign ist nicht sehr befriedigend. Da wäre es mir lieber gewesen, wenn die Entwickler statt des vielen Geldes für die teuren Hollywood-Synchronsprecher in den Diplomatiebildschirmen etwas mehr Liebe in die Implementierung anständiger taktischer Kämpfe gesteckt hätten.

Das neue Master of Orion ist aber auf jeden Fall die perfekte Einstiegsdroge für potenzielle Weltraumherrscher und galaktische Strategen. Es ist schnell, zugänglich, hübsch und macht – meistens – Spaß. Es fehlt eben nur der harte Kern des Spiels, in den sich altgediente Weltraumadmiräle und Schiffskonstrukteure verbeißen können.

Überblick

Pro

  • schickes Interface
  • schöne Galaxie
  • toll animierte Gegenspieler und Forschungsassistenten
  • runder Spielfluss
  • schöne Neuauflage eines Klassikers

Contra

  • teilweise Leerlauf beim Weiterklicken der Runden
  • wenig einflussreiches Spionagesystem
  • Schiffsdesign hat wenig Auswirkung auf die Echtzeitschlachten
  • keine Antaraner-Invasionen, keine rekrutierbaren Anführer

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