Test - Final Fantasy XII : Der Rollenspielhit ist endlich da.
- PS2
Es gibt nur drei Dinge, welche neben der konzeptbedingten Umgewöhnung das Spielerlebnis leicht beeinträchtigen können: Erstens sind die Inhalte der Schatzvasen leicht zufallsabhängig und es existieren seltene Gegner, denen ihr nur mit etwas Glück oder viel Ausdauer begegnet. Die wertvollsten Schätze, welche ihr in den Vasen bzw. nach erfolgreichem Kampf erlangen KÖNNT, benötigt ihr, um die besten Waffen des Spieles zu erhalten. Doch wer rein deshalb Rollenspiele spielt, der wird aufgrund dieses unbarmherzigen Systems fluchen, bei dem ihr locker Stunden verbringt, nur weil euch noch ein ganz bestimmter Schatz fehlt und der Zufallsgenerator stets gegen euch ist.
Zweitens neigt das gesamte System, sobald ihr es vollständig verstanden und ausgereizt habt, zu einem Schwierigkeitsgrad, der es dem Spieler fast schon zu leicht macht. Nicht falsch verstehen: Ihr werdet viel denken und auch so manchen Endboss mehrmals angehen müssen. Aber in älteren ‘Final Fantasy’-Episoden haben wir den Game-over-Bildschirm definitiv häufiger zu Gesicht bekommen. ‘Final Fantasy XII’ verzeiht euch mehr Fehler als andere Spiele, was aufgrund des neuartigen Konzepts jedoch auch zwingend notwendig ist, damit Einsteiger und Liebhaber konventioneller RPGs nicht abgeschreckt werden.
Drittens ist die Steuerung zwar größtenteils brillant und enorm komfortabel, nur das Freischalten von Lizenzen in Kombination mit einem Waffen- oder Rüstungskauf hätten die Designer besser verknüpfen können. So schaltet ihr ständig zwischen Einkauf und Lizenzmenü hin und her, zumal nicht immer gleich ersichtlich ist, wo eigentlich das beim Händler lecker anzusehende Schwert auf dem Lizenzbrett freigeschaltet werden muss.
Grafisch und soundtechnisch enorm starkDie technische Seite ist genau wie das gesamte Spiel schlichtweg atemberaubend. Die Ladezeiten zwischen zwei Arealen mögen ein paar Sekunden zu lange anhalten, dafür bekommt ihr eine prächtige Welt geboten mit einer spektakulären Weitsicht und Gegnern, die sehr gut modelliert und animiert wurden. Der grafische Abwechslungsreichtum ist hoch genug, dass das Bestaunen der Flora und Faune nie langweilig wird. Dazu kommen die gewohnt brillanten Rendersequenzen, auch wenn diese aufgrund des zurückgeschraubten Storygehaltes nicht mehr so häufig präsent sind.
Die abschließenden Absätze widmen wir dem Sound, der mit erstaunlich cleveren und atmosphärischen Toneffekten überrascht. Egal ob Zauber, Schwertgeräusch oder Level-up-Jingle: Der Ton fällt von Anfang an positiv auf und unterstützt das Geschehen nicht nur unterschwellig, sondern definitiv auch atmosphärisch. Das absolute Highlight ist jedoch der unglaublich intensive, dramatische Soundtrack von Hitoshi Sakimoto. Der Komponist beschreitet einen völlig anderen Weg als sein Vorgänger Nobuo Uematsu, weshalb auch hier sicherlich einige beim ersten Anhören enttäuscht sein werden. Doch gebt der Musik die Chance, die sie verdient: Sie nervt nie, obwohl euch gerne mal stundenlang das gleiche Stück in den Ohren liegt, weil ihr euch schlichtweg so lange in einem Areal aufhaltet. Die Themen auf freiem Feld schaffen den perfekten Spagat zwischen typischer Oberwelt- und Kampfmusik, schließlich musste beides aufgrund des Konzeptes vereint werden.
Noch eine Ecke stärker sind die packenden Endgegnerthemen und das eigentliche ‘Final Fantasy XII’-Hauptthema, welches vom ersten Intro an mit wummernder Power aus den Lautsprecherboxen ertönt. In diesem Zusammenhang möchten wir noch den Vorspann mit der Hochzeit von Ashe und Rasler sowie dem heldenhaften Tod von Letzterem besonders lobend hervorheben: Da stimmt jeder Schnitt, da stimmt jede Einstellung, da stimmt jede Note der Musik. Solch eine perfekt getimte Einleitung erleben wir wirklich nur ganz, ganz selten in einem Videospiel.
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