Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Colossal Cave : Ein Meilenstein der Spiele-Geschichte zum Nachholen

  • PC
  • PS5
  • XSX
  • NSw
Von  |  |  | Kommentieren
Greift zu, wenn...

… ihr ein archäologisches Interesse an der Prähistorie von Videospielen hegt.

Spart es euch, wenn...

… ihr Spiele nur in zeitgemäßer Umsetzung oder des Spaßes wegen spielt.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Remake eines Klassikers der Spielegeschichte, das man weniger als unterhaltsames Spiel, sondern als archäologisches Dokument betrachten sollte

Warum macht jemand – noch dazu nicht irgend jemand, sondern zwei der größten Legenden der Spielegeschichte – heutzutage ein Remake von Colossal Cave, einem der ersten Computerspiele überhaupt, dessen Original vor 50 Jahren erschien? Sicherlich nicht, um damit heute noch Spaß zu haben. Dafür fallen das Spieldesign einfach zu altbacken und die Rätsel zu sperrig aus. Die Macher Roberta und Ken Williams wollen mit ihrer Neuinterpretation in erster Linie vermutlich diesen Meilenstein der Spielegeschichte für die Generation von heute bewahren und neu erfahrbar machen.

Das gelingt ihnen aber leider nur bedingt. Aufgrund der geradezu dilettantischen Umsetzung fällt es selbst einem Adventure-Veteranen wie mir schwer, die Faszination nachzuempfinden, die die Spieler von einst damals verspürt haben müssen. Nichtsdestotrotz bin ich froh, es gespielt zu haben. Colossal Cave ist weniger das Remake eines Spieleklassikers als vielmehr ein archäologisches Relikt, in dem aus dem Bruchstück einer Vase auf eine komplette historische Ära geschlossen werden muss.

>> Dann lieber nochmal das Original: Die 10 schlechtesten Spiele-Remakes <<

Denn es ist erstaunlich zu sehen, wie viele Spielelemente dieser Urknall der Spielegeschichte damals erfunden hat, die bis heute nachwirken: Nicht nur war es das allererste Adventurespiel, als das es heute in den Geschichtsbüchern häufig zitiert wird, prägte dadurch die klassischen Inventar-Rätsel und das Story-Telling in Spielen allgemein. Mit seinem Erkunden einer riesigen Spielwelt erfand es gewissermaßen auch das heutige Open-World-Genre, es enthielt bereits die Idee einer Schnellreise, von Random-Events und Speedruns und prägte etliche Klischees, von denen man heute gar nicht mehr weiß, dass sie hier ihren Anfang nahmen. Insofern hätte etwa ein ergänzender Audio-Kommentar oder eine Multimedia-Enzyklopädie mit erhellenden und spannenden Einblicken in die Spielehistorie den Sinn des Ganzen erheblich aufgewertet.

Vor allem nämlich entlässt Colossal Cave seine Spieler mit der Erkenntnis, wie froh man heute darüber sein kann, dass sich Spiele in den letzten 50 Jahren stark weiter entwickelt haben. Colossal Cave ist daher in erster Linie ein Spiel für die Fans von damals, die für einen Moment nochmal in die nostalgische Erinnerung daran zurückkehren wollen, um festzustellen, wie verklärt sich diese heute darstellt. Oder für Spieleentwickler von heute, die damit Archäologie über die Spieldesign-Sünden der Vergangenheit betreiben können. Denn wie Indiana Jones dazu sagen würde: Colossal Cave gehört in ein Museum. Zweifellos. Aber nicht mehr unbedingt in moderne Konsolen.

Überblick

Pro

  • aufschlussreiche Geschichtsstunde über die Prähistorie von Computerspielen
  • historisch wertvolle Einblicke in die Ursprünge zahlreicher Spielmechaniken, die bis heute existieren

Contra

  • 50 Jahre später nur noch höchst eingeschränkt genießbar
  • sperriges Spieldesign
  • mangelhafte grafische Umsetzung
  • teilweise bizarr umständliches Interface
  • kann seinen Zweck nur ungenügend erfüllen, die Faszination von damals zu vermitteln
  • mit 35-40 Euro deutlich zu teuer

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel