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Preview - Wasteland 2 : Kriminelle, Kreaturen, Kannibalen

  • PC
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Seit über 30 Jahren beschäftigt sich inXile-Chef Brian Fargo mit der Entwicklung von Spielen, wobei vor allem zu seinen Interplay-Zeiten echte Hits dabei waren – man denke an Fallout oder The Bard's Tale. Nach dem letzten, eher mäßig erfolgreichen Projekt Hunted: The Demon's Forge für Bethesda widmet er sich seit geraumer Zeit der Wiederbelebung alter Rollenspielklassiker im Rahmen von Crowdfunding-Projekten. Während Torment: Tides of Numenera noch auf sich warten lässt, steht Wasteland 2 kurz vor der Fertigstellung. Wir haben mit der Betaversion bereits massig Eindrücke gesammelt.

Warum es zu dem Krieg kam? Das weiß keiner mehr so genau. Interessiert auch niemanden mehr, der in den Ödlanden von Arizona lebt und sich mit Seuchen, radioaktivem Niederschlag, mutierten Kreaturen, Plünderern und Kannibalen herumschlagen muss. Genau das ist die Aufgabe der Desert Ranger, die versuchen, das letzte bisschen Zivilisation aufrechtzuerhalten und den wenigen „guten“ Überlebenden das Leben etwas leichter zu machen. Als der Ranger Ace getötet wird, setzt General Vargas, das Oberhaupt der Desert Ranger, unsere kleine Gruppe aus Rekruten darauf an, die Hintergründe aufzuklären und Aces Spuren zu folgen. Ein Weg, der uns zunächst durch die Wüste von Arizona führt und uns später in den Ruinen von Los Angeles Beschäftigung verspricht.

Unsere Gruppe von vier Rekruten können wir nach eigenem Geschmack zusammenstellen. Entweder picken wir uns einige der vorgefertigten Charaktere heraus oder aber wir erstellen selbst unsere Helden. Verschiedene Attribute, Waffenkenntnisse und andere Fertigkeiten stehen dafür zur Verfügung. Schlagwaffe oder Klinge? Pistole oder Schrotflinte? Sturmgewehr oder Sniper? Oder vielleicht doch schweres und explosives Gerät? Ihr dürft es euch aussuchen. Hinzu kommen Fertigkeiten wie Schlösserknacken, Heilung und Chirurgie, Computer-Kenntnisse oder Waffenschmieden und vieles mehr. Eine ausgewogen aufgestellte Gruppe, die möglichst viele Bereiche abdeckt, ist die beste Wahl. Visuell wird euch dabei viel freie Hand gelassen - von Gesicht und Größe bis hin zur Bekleidung.

Inhalt statt Technik

Schon auf den ersten Blick wird klar, dass Wasteland 2 kein Technikmonster ist, sondern die Spielmechanik, die Spielwelt und die Geschichte im Vordergrund stehen. Die Spielwelt besteht quasi aus zwei Komponenten. Zum einen gibt es eine Weltkarte, auf der wichtige Örtlichkeiten markiert werden. Auf dieser Karte findet die Reise statt, wobei es zu zufälligen Kämpfen oder Beutefunden kommt. Dabei müsst ihr zudem auf eure Wasservorräte und auf verstrahlte Bereiche achten. Erreicht ihr einen Ort, gelangt ihr in das jeweilige Level – es gibt also keine offene Spielwelt. In den jeweiligen Umgebungen steuert ihr eure Truppe aus der isometrischen Perspektive mit Kamerarotation und -Zoom.

Wasteland 2 - Live Action Opening Video
An dieser Stelle könnt ihr euch schonmal die dreiminütige Eröffnungssequenz des kommenden Wasteland 2 ansehen.

Die reine Bewegung in den Leveln findet in Echtzeit statt. Beginnt ihr einen Kampf, wird in einen rundenbasierten Modus gewechselt. Hier führt ihr eure Aktionen auf Basis von Aktionspunkten aus, die ihr für Bewegung und Kampf nutzen könnt, also ganz klassisch. In den Kämpfen ist Taktik gefragt. Die Wahl der Waffen ist genauso wichtig wie die Positionierung der Kämpfer. Deckung bringt ebenso einen Bonus wie Höhenstufen, ferner sollten die Ranger nicht in der Schusslinie der Kameraden stehen, sonst könnten sie ins „friendly fire“ geraten: Ein misslungener Schuss kann schnell einen Kollegen niederstrecken. Die schönste Taktik wird mitunter durch Kalamitäten wie klemmende Waffen zunichtegemacht, den Faktor Zufall sollte man also einkalkulieren.

Wortreich

Neben den Kämpfen gibt es natürlich sehr viele Dialoge, teils gesprochen, immer aber auch als Text. Und es ist viel Text. Sehr viel. Das Dialogsystem ist aber spannend, da ihr über Schlüsselbegriffe Gespräche vorantreiben könnt und bestimmte Fertigkeiten andere Fragen und Antworten ermöglichen. Das Spiel soll in der finalen Version auch auf Deutsch erhältlich sein, zumindest was die reinen Texte angeht. Immer wieder werdet ihr sowohl in den Dialogen als auch im eigentlichen Spiel vor Entscheidungen gestellt. Diese haben starke Konsequenzen und ändern bisweilen den Verlauf der Geschichte. Es soll entsprechend mehrere Enden geben nach den rund 60 bis 80 Stunden Spielzeit – und zwar nicht nur Varianten eines Finales, sondern wirklich komplett unterschiedliche Enden.

Selbstverständlich spielt auch eure Ausrüstung eine Rolle und es gibt wahrhaft Unmengen an Beute. Das geht los mit hilfreichen Objekten, wie Erste-Hilfe-Paketen oder Chirurgiesets zur Behandlung von schweren Wunden, über jede Menge Gerümpel, das ihr einfach zu Geld macht, bis hin zu Waffen verschiedener Art, Munition, Rüstungsteilen und anderen Goodies. Bei Händlern könnt ihr euren Müll zu Geld machen, aber der Einkauf ist nicht günstig. Daher lohnt es sich, in den Umgebungen aufmerksam nach Kisten, Safes oder Erdhaufen zu schauen. Praktisch: Das Inventar eurer Gruppe ist sehr gut bedienbar, das Verschieben von Gegenständen ist kein Problem. Zudem könnt ihr Beute über eine Verteilungsfunktion so aufnehmen, dass die Gegenstände ins Inventar der Charaktere wandern, die am ehesten etwas davon haben. Gerade bei Waffen und Munition ist das extrem hilfreich, auch wenn es noch nicht immer ganz sauber klappt.

Während des Spiels erwarten euch immer wieder überraschende Elemente. So habt ihr zwar eine feste Gruppe von vier Helden, jedoch könnt ihr zusätzlich immer wieder mal NPCs anheuern, die euch begleiten und im Kampf helfen. Mit der entsprechenden Fähigkeit könnt ihr auch Tiere in eure Schar aufnehmen – wenig hilfreich, aber eine nette Sache. Überhaupt gibt es viel zu entdecken - manchmal humorig, manchmal apokalyptisch grausam, manchmal garniert mit Anspielungen auf den ersten Teil. Die Entwickler haben wirklich jede Menge Inhalt ins Spiel gepackt. 60 bis 80 Stunden sind eine Menge Holz für ein Crowdfunding-Projekt und laut Brian Fargo ist es überdies unmöglich, alle Inhalte beim einmaligen Durchspielen zu sehen. Schon deswegen, weil basierend auf euren Entscheidungen einzelne Gebiete nicht zugänglich oder gänzlich anders gestaltet sind.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Nostalgie pur

Wasteland 2 ist eine Reise in die Vergangenheit – in eine Zeit, als Titel wie Fallout, Icewind Dale, Baldurs Gate oder Jagged Alliance uns über Wochen oder Monate an den Bildschirm fesselten. Nostalgie pur also. Visuell zwar etwas altmodisch, aber randvoll mit Inhalt: 60 bis 80 Stunden Spielzeit, viel Liebe zum Detail, Entscheidungen mit Konsequenzen, taktische Rundenkämpfe, tonnenweise Items und Skills und das alles ganz ohne „Drücke-X“-Gängelung. Vielleicht spricht Brian Fargos erster Crowdfunding-Streich nur ein recht spezielles Publikum an. Genau dieses dürfte mit dem Titel ab September aber mehr als glücklich werden. Mich jedenfalls hat die Beta schon nach wenigen Minuten gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich freue mich auf das finale Spiel, auch wenn es lange durchzockte Nächte bedeuten wird.

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