Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Stronghold : Stronghold

  • PC
Von  |  |  | Kommentieren
Stronghold
Das Essen war karg im Mittelalter.

Auch, dass eine Mauer komplett nicht erstellt werden kann, wenn nur ein kleines Teilstück nicht bebaubar ist, bringt den geneigten Feldherrn - also euch - mit Sicherheit zur Weissglut. Vor allem wenn dadurch dem Feind das Eindringen in eure Burg gelingt und ihr so das Spiel unter Umständen verliert. Hier hat der Genre-Kollege von Microsoft doch vorgemacht, wie es richtig gemacht wird. Etwas unverständlich, dass Firefly dem grossen Vorbild 'Age of Empires' in diesem Punkt nicht gefolgt ist.

Das Kämpfen selbst geht dann etwas undefiniert vonstatten, was aufgrund der hohen Einheitenzahl auch kaum verwunderlich ist. Etwas schade fand ich, dass die Spezialwaffen wie das heisse Öl, die Ritter und ähnliches nicht unbedingt zum Einsatz kommen müssen, um die jeweilige Mission zu gewinnen. Eine grosse Horde Bogenschützen reicht in der Regel aus, um die, allerdings wirklich nicht sehr klug agierende, 'Künstliche Intelligenz' zu vernichten. Ein kleiner steinerner Irrgarten vor eurer Hauptmauer tut in der Regel ihr übriges und eure Bogenschützen werden schnell die Übermacht gewinnen.

Nichtsdestotrotz macht 'Stronghold' vor allem eines: Mächtig Spass! Selten habe ich seit 'Siedler 3' ein Spiel so intensiv gespielt, wie diese Burgensimulation. Das Planen, Bauen und Wirtschaften, sowie das Zittern um seine Bewohner bei jeder Angriffswelle, ist einfach eine Riesengaudi. Wahrscheinlich fallen einem deswegen die wenigen zu bemängelnden Kritikpunkte so sehr auf, denn man wird schnell mit dem Spiel emotional umwoben und umso mehr ärgert es einen, wenn man seinen König aufgrund einer Design-Fehlentscheidung dahingemetzelt sieht. Dazu gehört übrigens auch die gewöhnungsbedürftige Linksklick-Steuerung eurer Soldaten, welche sehr oft dazu führt, dass ihr anstatt diese zu schicken, einen am Zielpunkt wartenden Soldaten anwählt.

Stronghold
Sir Longarm ist immer für Angriff.

Von der grafischen Seite her, bietet 'Stronghold' gutes Mittelmass. Die Designer haben seit unserem Besuch bei Take 2 noch fleissig an den Animationen der Einheiten gearbeitet, so dass diese nun schön anzusehen sind und sich auch einigermassen natürlich bewegen. Die Landschaft ist gewohnt detailreich dargestellt und für die bereits alteingesessene Iso-Ansicht absolut ausreichend. Warum nur maximal 1024x768 Pixel Auflösung angeboten werden und zudem kein weit herausreichender Zoom zur Verfügung steht, wird allerdings das Geheimnis der Engine-Programmierer bleiben. Rein performancemässig macht das Spiel auch in 1024 und herausgezoomt, zumindest auf meinem Rechner, überhaupt keine Probleme. Hier hätte ich mir gerne mehr Übersicht gewünscht, wobei die Maps doch recht klein geraten sind. Hier lässt sich für ein eventuelles Add-on sicher noch einiges erhoffen.

Allein die bis dahin angeschwollene Länge dieses Reviews, zeigt euch sicherlich deutlich, mit welch einem tiefgründigen Spiel ihr es zu tun haben werdet. Könnte ich hier noch seitenweise über Vor- und Nachteile einzelner Details im Spielablauf schreiben, möchte ich doch zum Abschluss noch einmal auf einen Höhepunkt des Spieles kommen: Die Story.

Hier haben sich Firefly unheimlich Mühe gegeben, den Spieler in der Kampagne behutsam in das Spiel einzuarbeiten und ihn durch witzige Animationen und Kommentare - hierbei sind die fadenscheinigen Begründungen der 'Ratte' wohl ein Highlight per se - bei der Stange zu halten. Mit jeder Mission erhaltet ihr mehr Infos zu den Protagonisten des Schauspiels und das Spiel wird zunehmend komplexer. Könnt ihr zu Anfangs nur wenige Bauwerke bauen und steht euch nur ein mickriger Palisadenzaun als Schutz zur Verfügung, erfahrt ihr in den letzten Aufgaben die volle Wucht der mittelalterlichen Kriegsmaschinerie. Ein grosses Lob auch an die Synchronsprecher, die den trockenen Humor der britischen Sprecher astrein rübergebracht haben. Vor allem Sir Longarm und Lord Woolsack sind ein Spass für sich, und ich musste mir jedes Mal ein Lachen verkneifen, wenn sie wieder einmal zu streiten anfingen. Schade dass die Sprachanimation immer nur so kurz ist und nicht zum gesprochenen Text passt.

Stronghold
Zwei eurer ärgsten Gegner.

Dass ich nach mehr als zehn Tagen Dauerspielens immer noch nicht alle Feinheiten des Spiels durchschaut und hier im Review sicher nur einen Bruchteil der Features ansprechen konnte, zeigt, wie viel Mühe sich die Entwickler gemacht haben, ein wirklich komplettes und in der Tat viel Spass bereitendes Spiel auf die Beine zu stellen. Die etwas dümmliche KI, einige kleine Bugs und ein etwas grösserer Fehler in der 13. Mission, welcher mit einem in Kürze erhältlichen Patch beseitigt sein wird, sind da nur kleine Ausrutscher in einem ansonsten gut gelungenem Erstlingswerk.

Ein kleiner Rat noch zum Ende dieses ausführlichen Artikels: Wer viele Stunden Spielspass mit 'Stronghold' erleben will, sollte von Anfang an auf der Stufe 'Schwer' oder besser noch 'Sehr schwer' spielen. Alle anderen Schwierigkeitsgrade sind viel zu leicht geraten, so dass ihr durch die Missionen nur so huschen werdet, ohne viel Wert auf gute Planung und Strategie legen zu müssen.

Wer von Kämpfen gegen die KI eh nichts hält, könnte sich natürlich auch gegen menschliche Gegner stellen. Bis zu acht Spieler unterstützt 'Stronghold' via Lan oder Internet, mit gamespy stünde zudem ein zuverlässiger Connect-Service zur Verfügung. Übrigens könntet ihr dort nicht nur Verteidiger spielen, sondern auch selbst Burgen belagern. Warum alles nur im Konjunktiv? Nun ja, es funktioniert in meiner Version schlicht und ergreifend nicht oder nur haarsträubend schlecht. Hier verspricht Take 2 so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen. Schade dass immer wieder Spiele nicht ganz ausgereift auf den Markt kommen und damit viele Spieler zurecht verärgert werden. Dieser Punkt und die doch zahlreichen kleineren Bugs haben 'Stronghold' leider den ansonsten verdienten Award gekostet.

Stronghold
Das Schwein hat nichts Gutes vor.

Komplettiert wird das ansonsten recht kriegerische Angebot mit einem umfangreichen Wirtschaftsmodus, in dem es gilt, bestimmte Produkte, Nahrungsketten und so weiter zu erwirtschaften. Sicher für alle Pazifisten geeignet, fehlte mir in diesem Part aber einfach die Motivation, sprich ein Grund für das Wirtschaften. Dieser ist in den Militärkampagnen ja mit dem Aufbau für den finalen Kampf gegeben. Ist dies alles noch nicht genug, könnt ihr sogar in realen Vorbildern nachempfundenen Burgen hausen und diese bewirtschaften. Strategegen-Herz, was begehrst du mehr? Einen Editor vielleicht, werdet ihr sagen. Und siehe da auch dieser ist in 'Stronghold' vorhanden und wartet darauf, dass ihr umfangreiche Kriegszüge austüftelt.

 

Fazit

von Vitus Hoffmann
Stronghold' ist wahrlich ein umfangreiches, komplexes und nahezu komplettes Erstlingswerk der Mannen von Firefly. Im Spiel gibt es praktisch nichts, was es nicht gibt. Die Optionen sind mannigfaltig und die Strategien unüberschaubar - dass es echte Höhenstufen gibt, welche Auswirkung auf Effektivität und Reichweite der Einheiten hat, habe ich noch nicht einmal erwähnen können. Einzig einige Kleinigkeiten, vor allem im Steuerungsbereich, welche leider vor dem Release nicht mehr ausgemerzt werden konnten und ein fehlender Coop-Modus - warum kann ich nicht zusammen mit einem Freund gegen die KI spielen, wobei zum Beispiel mein Freund die Einheiten befehligt, während ich die Burg baue - sowie einige ärgerliche technische Versäumnisse - worunter auch der total verbugte Multiplayer-Modus fällt - trüben den ansonsten hervorragenden Eindruck von 'Stronghold.'  

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel

The Stronghold Collection
Gamesplanet.comThe Stronghold Collection10,40€ (-58%)PC / Steam KeyJetzt kaufen