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Special - PC und Internet: ein Familienproblem? : Problem PC?

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Herr Prof. Kammerl, was ist kurz gefasst das Anliegen Ihrer Studie und wie sind Sie vorgegangen?

Kammerl: Die Fragestellung der EXIF-Studie war: Wie unterscheiden sich die Familien, in denen exzessive Computer-Nutzung zum Problem wird, von anderen Familien? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den Merkmalen dieser Familien und der exzessiven Internet-Nutzung?

Im Zuge der Studie sind wir in zwei Schritten vorgegangen. Zunächst einmal haben wir uns angeschaut, wie das Thema in den Familien überhaupt verhandelt und diskutiert wird. Dazu haben wir auf der einen Seite die Eltern befragt und auf der anderen Seite die Jugendlichen. Wir haben Gruppendiskussionen mit Familien geführt, die von sich aus sagen: Bei uns wird häufig über die Computer- und Internet-Nutzung gestritten.

Wie sind Sie an solche Familien herangekommen? Waren das alles Familien, die sich schon bei Beratungsstellen gemeldet hatten?

Kammerl: Das ging über zwei Wege: Wir haben über Erziehungsberatungsstellen, aber auch über den Elternverband quasi eine Ausschreibung gemacht: „Wir forschen in dem Thema exzessive Computer-Nutzung und würden uns freuen, Familien kennenzulernen, die von sich aus sagen, bei uns ist das ein Problem.“ So kamen dann Familien zu uns an die Uni.

Der andere Weg war, dass wir zu den Beratungsstellen gegangen sind, auch zu Therapie-Einrichtungen und zu Suchtkliniken, zu denen regelmäßig Familien kommen, in denen die Internet-Nutzung zum Problem wird. Dort haben wir die Experten, also die Therapeuten oder die Erziehungsberatenden, interviewt und gefragt: Was sind das für Familien?

Das war der Vorlauf zu der Studie.

Ausgehend von den Interviews und den Gruppendiskussionen haben wir dann für den zweiten Teil schon ein paar Hypothesen gehabt. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass es offensichtlich deutliche Unterschiede in der Problemwahrnehmung gibt – zwischen den Eltern auf der einen Seite und den Jugendlichen auf der anderen Seite. Aber übrigens auch auf der Seite der Experten und speziell im Bereich der Suchtforschung. Da war klar: Wir wollten eine Studie machen, die diese Perspektiven berücksichtigt, und zwar die Perspektiven aller Beteiligten.

Das finde ich einen ganz interessanten Punkt, weil ich mir das sehr gut vorstellen kann, dass Jugendliche ihren Medienkonsum vielleicht ganz anders sehen als die Eltern. Wie sind denn die allgemeinen Tendenzen? Ist es so, dass die Eltern manchmal vielleicht etwas überkritisch sind und die Jugendlichen Dinge ganz locker sehen, die sie eigentlich ernster nehmen müssten?

Kammerl: Zunächst mal ist zu sagen, dass es aus der Perspektive der Eltern eher als Problem wahrgenommen wird. In den Familien mit Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren haben wir einen Anteil von 22,8 Prozent, wo die Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder als „übermäßig“ und „problematisch“ bezeichnen.

Bei rund einem Viertel davon, also bei rund sechs Prozent aller Familien ist dies offensichtlich auch „intersubjektiv“ feststellbar: Das heißt, nicht nur die Eltern nehmen ein Problem wahr, sondern auch der Jugendliche selbst - und mit den Kriterien aus der Suchtforschung gibt es weitere Hinweise, dass auch tatsächlich ein Problem vorliegt.

Innerhalb der 22,8 Prozent haben wir aber eine große andere Gruppe von ungefähr neun Prozent aller Familien, da sind es allein die Eltern, die ein Problem sehen. Das heißt also, der Jugendliche selbst würde die Aussage nicht unterstützen, dass seine Nutzung von Computer und Internet übermäßig oder problematisch ist. Und auch aus Expertensicht gibt es hier keinerlei kritische Anhaltspunkte. >>

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