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Special - PC und Internet: ein Familienproblem? : Problem PC?

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Im medizinischen Sinne ist die Internet- oder Computerspielsucht ja noch gar nicht richtig definiert, daran wird allerdings intensiv gearbeitet. Wann würden Sie sagen, gilt es den Medienkonsum bei einem Kind genauer zu beobachten beziehungsweise wann geht das in ein kritisches Stadium über?

Kammerl: Im Zusammenhang mit unserer Studie sprechen wir eben wegen der fehlenden Definition nicht von Sucht, aber es gibt Phänomene, die schon ein suchtähnliches Verhalten zeigen. Wir sprechen dann von exzessiver Internet-Nutzung, wenn in den Familien beide Parteien, also Eltern und Jugendlicher, dies als Problem wahrnehmen und darüber hinaus auch aus der Forschung die Problemkriterien erfüllt sind. Das heißt, wenn zum Beispiel andere Bereiche wie Hobbys, Schule oder der Freundeskreis stark vernachlässigt werden. Wenn der Jugendliche selbst angibt, er habe Probleme, den zeitlichen Umfang einzugrenzen und die sich selbst auferlegten Regeln einzuhalten. Dann sind ein paar Kriterien erfüllt, die schon ernsthaft sind, und wir würden auf alle Fälle sagen, dass wir hier ein Problem mit exzessiver Internet-Nutzung haben.

Unser Zugang ist aber ein anderer: Wir sind ja keine Suchtforscher, sondern wir fragen, wann das Ganze zum Erziehungsproblem wird. Und das wird es dann, wenn innerhalb der Familie über die Computer-Nutzung gestritten wird und Handlungsbedarf besteht. Eltern wünschen sich oft Erziehungshilfe, weil sie nicht mit dem Thema zurechtkommen. Dann, denke ich, ist Hilfe angebracht, und das ist eine wichtige Perspektive, die auch für die Hilfsangebote und Erziehungsberatungsstellen ganz entscheidend ist.

Konnten Sie beobachten, ob Probleme im Bereich der Mediennutzung grundsätzlich mit den Familienverhältnissen zusammenhängen? Wenn ich mir vorstelle, das ist eine Familie, bei der ist ansonsten alles in Butter, da stimmt die Kommunikation zwischen Eltern und Kind und da wird über Probleme allgemein geredet – im Gegensatz zu Familien, in denen sowieso das Verhältnis nicht hundertprozentig stimmt. Konnten Sie da Zusammenhänge feststellen?

Kammerl: Es gibt auf jeden Fall enge Zusammenhänge zwischen dem Familienklima und der intensiven Internet-Nutzung. Zum Beispiel bei Familien, in denen generell ein angespanntes Verhältnis vorliegt, die Rollenverteilung beispielsweise nicht ganz geklärt ist oder die Familienmitglieder gegenseitig sehr wenig Empathie zeigen und es grundsätzliche Spannungen gibt. Dann besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch über Computer und Internet gestritten wird.

Die heutige junge Generation wird ja als „digital natives“ bezeichnet. Wie haben Sie die Eltern wahrgenommen, wie groß ist deren Medienerfahrung?

Kammerl: Eltern nutzen nach wie vor wesentlich weniger die digitalen Medien. Wenn man Durchschnittszahlen anlegt, dann kommt man bei der Nutzung im Schnitt nicht einmal auf die Hälfte im Vergleich zur Generation der Jugendlichen. Hier gibt es aber auch noch einmal deutliche Unterschiede: Wo die Internet-Nutzung der Jugendlichen tatsächlich zum Problem wird, da haben die Eltern meist eine geringere Medienerfahrung als in den Familien, in denen es kein Problem wird. Und sie nehmen sich auch als inkompetent in diesem Bereich wahr. Es gibt also offensichtlich einen Zusammenhang, dass gerade Eltern, die wenig Zugang zur digitalen Welt haben, unsicher sind, aber auch skeptischer dem Ganzen gegenüberstehen. >>

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