Preview - Das Schwarze Auge: Demonicon : Erste Ausflüge ins Schattenland

Das ermöglicht allerdings einen Aspekt, der in Demonicon eine starke Rolle spielen soll, nämlich eine Vielzahl von großen und kleinen Entscheidungen mit direkter Auswirkung auf Charaktere und Spielwelt. Töten wir den Kannibalen und damit auch seine Gefangenen, die auf magische Weise an ihn gebunden sind? Oder retten wir deren Leben, müssen aber den Unhold ziehen lassen, der dann vielleicht erneut für Ungemach sorgt? Ersteres bringt uns zwar die Dankbarkeit der Bewohner von Warunk, aber ebenso den Zorn der Angehörigen der Opfer. Letzteres hingegen bringt uns die Bewunderung und den Dank der Angehörigen, aber wer weiß, welches Unheil der Kannibale zukünftig anrichtet.

Immer wieder stehen wir in den Quests und Dialogen vor derartigen Entscheidungen, deren Ergebnisse nicht ausbleiben. Das Dialogsystem ähnelt dank eines Auswahlrads sehr dem von Spielen wie Mass Effect, was ja durchaus kein Nachteil ist. So müssen wir Speis und Trank für eine Feier mit Calandras Bräutigam beschaffen, dazu aber mit den eher verärgerten Reaktionen der hungernden Flüchtlinge in der Stadt umgehen. Oder uns entscheiden, ob wir einen Nekromanten, der in einem Bordell Huren in krankheitsresistente Untote verwandelt, gewähren lassen oder nicht. Und wem wir die Obhut über das Bordell überlassen, wenn wir ihn aus dem Geschäft nehmen. Soll der Laden florieren, aber zu Lasten der Frauen, die mehr Leistung erbringen müssen und mitunter misshandelt werden? Oder soll der Schutz der Frauen im Vordergrund stehen, allerdings zu Lasten der Einnahmen, weil Kunden durch den Schutz verschreckt werden und weniger geboten bekommen?

Das alles macht einen guten und durchdachten Eindruck, vor allem, weil es bei den Entscheidungen kein Schwarz und kein Weiß, kein Gut und kein Böse gibt. Quasi jede Entscheidung hat ihre positiven und ihre negativen Auswirkungen und so etwas wie den optimalen Weg soll es daher nicht geben. Hinzu kommen drei große Fraktionen in der Stadt Warunk, für die ihr Loyalitätsarbeit leisten könnt, nämlich die strengen Rondrianer, die Stadtgarde und die Schmuggler des Kreuzerkartells. Schlussendlich sollen Handlung und Entscheidungen in zwei möglichen Enden gipfeln, die auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Handlungsverläufen erreicht werden.

Es gibt noch viel zu tun

Die visuelle Umsetzung der Schattenlande macht bereits einen ordentlichen Eindruck. Uns gefiel vor allem die schöne mittelalterliche Architektur der Stadt Warunk, mit sehenswerten Lichteffekten und einem düsteren Touch, der gut zur Handlung passt und sich nicht wenig von den bunten und oft fröhlichen Umgebungen eines Drakensang unterscheidet. Motion-Capturing und handgefertigten Animationen nebst inszenierten Dialogsequenzen, sowie gezeichnete Bildtafeln sollen Handlung und Charaktere in Szene setzen. In dem Bereich gibt es allerdings noch viel zu tun, zuweilen wirkte das alles noch holprig und etwas unbeholfen, auch an den Charakteren muss noch gearbeitet werden. Aber wie schon gesagt: Es ist noch ein sehr früher Stand der Entwicklung und die eigentliche Arbeit an den Feinheiten beginnt erst noch.