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Test - Babylon's Fall : Wohl eher Babylon's Reinfall

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Beim Namen Platinum Games denkt man sofort an exzellente Titel wie Bayonetta und Nier: Automata. Allerdings gehen auch höchst mittelmäßige Spiele wie The Legend of Korra oder Turtles: Mutants in Manhattan auf das Konto des japanischen Studios. Doch Babylon’s Fall kann das qualitativ noch unterbieten ...

Es steht schlecht um das alte Babylon. Die Metropole am Fuße des berühmt-berüchtigten Turms wird seit langer Zeit von bösartigen Kreaturen, den Gallu, angegriffen. Zudem leiden alle Bewohner an einer geheimnisvollen Krankheit, die sie langsam dahinrafft. Aber kampflos untergehen ist nicht drin! Verbrecher und andere Ausgestoßene werden zwangsrekrutiert und als sogenannte Wächter in die Schlacht gegen die Monster geschickt. Fluch und Segen zugleich ist dabei der Gideon-Sarg: Der Parasit auf dem Rücken verleiht jedem Wächter übermenschliche Kräfte, treibt ihn zugleich jedoch langsam in den Wahnsinn. Aber wie heißt es doch gleich: Alles hat seinen Preis.

Zu Spielbeginn erstellen wir unseren Wächter (oder wahlweise eine Wächterin) in einem rudimentären Editor. Danach folgt ein kurzes Tutorial, das in die Besonderheiten des Kampfsystems einführt. Insgesamt vier Waffen können wir gleichzeitig nutzen: Schwert, Hammer, Stab sowie Pfeil und Bogen. Alternativ rüsten wir einen Schild aus, mit dem sich Angriffe blocken lassen. Zwei Buttons dienen für gewöhnliche Hiebe und simple Combos. Dagegen bringen die beiden Trigger mächtige Attacken hervor, die von unserer Geist-Energie zehren. Gleiches gilt für eine Ausweichrolle, mit der unser Wächter aus jeder brenzligen Situation entkommen kann – sofern das Timing stimmt.

Der Aufstieg beginnt

Dreh- und Angelpunkt der Kampagne ist die Stadt Babylon: Hier finden wir einen Shop für den An- und Verkauf von Waffen und weiteren Gegenständen sowie das Questbrett, über das wir die nächste Hauptmission auswählen. Danach startet die Spielersuche und füllt unsere Gruppe mit maximal drei Leuten auf. Alternativ ziehen wir allein in die Schlacht – in diesem Fall wird der Schwierigkeitsgrad entsprechend angepasst. Ebenso können wir einem zufälligen Online-Spiel beitreten.

Ähnlich wie Bayonetta setzt auch Babylon’s Fall auf Kämpfe in Arenen, deren Ein- und Ausgänge durch magische Barrieren verschlossen sind. Erst nachdem alle Feinde im jeweiligen Bereich besiegt wurden, geht es weiter. Dann laufen wir durch leere Gänge und über Treppen, öffnen vereinzelte Truhen mit Waffen und Geld oder springen über seltene Stachelfallen, um zum nächsten Kampf zu kommen. Am Ende eines jeden Abschnitts wartet ein Boss, der reichlich Gefolge mitbringt.

Schnell zeigt sich, dass ständiges Angreifen das effektivste Mittel ist, um mit den Rittern, Goblins, Käfern, Vögeln und weiteren Gegnern fertig zu werden. Mit einer Mischung aus wildem Prügeln und gelegentlichem Ausweichen kommen wir problemlos durch die ersten Gebiete. Weil normale Attacken unsere Geist-Leiste aufladen, spulen wir die immer gleichen Combos ab: Zweimal wird mit dem Schwert zugelangt, danach folgen der kräftige Hammerschlag und ein magisches Geschoss aus dem Kampfstab oder Bogen. Verlorene Lebensenergie bringen uns die fünf verfügbaren Heiltränke zurück – das ist mehr als genug.

Nach erledigter Quest kehren wir in die Stadt zurück, um die gesammelten Waffen und Rüstungsteile zu inspizieren. Im Prinzip erhalten wir stets die gleichen Gegenstände, nur in immer stärkerer Ausführung und mit unterschiedlichen Effekten. Die Kombination aus Waffen und Rüstung bestimmt darüber, ob unser Wächter eher stark, belastbar oder magisch begabt ist. Allerdings muss die Ausstattung vor dem nächsten Einsatz festgelegt werden, denn während einer Quest haben wir keinen Zugriff auf unser Inventar.

Erschreckende Einfallslosigkeit

Bereits nach wenigen Stunden macht sich in Babylon’s Fall vor allem eins breit: schreckliche Langeweile. Zum einen liegt das am Spielverlauf. Ob wir uns durch die Kreuzgänge des Klosters kämpfen, im Waldgebiet aggressive Pflanzen zerlegen oder in frostigen Gefilden über Eisflächen rutschen, macht allein einen optischen Unterschied. Denn unsere „Taktik“, wie bekloppt auf alles einzudreschen, was anrückt, geht immer auf. Experimente bei der Ausstattung, beispielsweise in Form einer reinen Fernkampf-Bewaffnung, werden schnell ad acta gelegt – das einzig Wahre ist der Nahkampf. Auf einen Schild verzichten wir komplett, weil das Blocken nicht nur langsam und unzuverlässig funktioniert, sondern gar nicht notwendig ist.

Zum anderen motiviert das Loot-System kein Stück. Die immer gleichen Schwerter und Helme in stärkerer Form zu erhalten, nervt bereits nach wenigen Missionen. Dabei bedeutet stärker nicht automatisch besser: Oftmals verschlechtert Ausrüstung eines höheren Rangs sogar unsere Werte, sodass wir nach Quests mehrfach alle neuen Gegenstände frustriert entsorgen. Das wiederum bremst unseren Fortschritt ordentlich aus – ein absolutes K.o.-Kriterium in einem Spiel, das sich hauptsächlich um eben diese Stärkung des eigenen Charakters dreht.

Babylon's Fall - Offizieller Trailer zum Release

Das Koop-Actionspiel Babylon's Fall ist ab sofort für PC und PlayStation erhältlich.

Selbst die grafische Gestaltung geht daneben – trotz einer verheißungsvollen Idee. Zum Einsatz kommt nämlich ein Stil, der mit seinen Pastellfarben und verwaschenen Konturen an Ölmalereien erinnert. Selbst die charakteristischen Pinselabdrücke finden sich digital wieder. Leider bleibt vom ästhetischen Eindruck aus dem Standbild in der Bewegung nichts mehr übrig. Statt den besonderen Stil mit üppigen Panoramen und abwechslungsreichen Umgebungen in Szene zu setzen, folgt ein detailarmer Raum oder Gang auf den nächsten. In Verbindung mit den ebenfalls spärlich modellierten Charakteren und oftmals hölzernen Animationen sieht Babylon’s Fall wie ein früher PS4-Titel aus.

Fast ein Totalausfall ist der Mehrspielermodus. Die meiste Zeit zocken wir das Action-RPG gezwungenermaßen allein, weil sich über die Spielersuche selbst Tage nach dem Release kaum Verstärkung finden lässt – trotz Crossplay mit PC sowie PS4 und unabhängig davon, ob wir morgens oder abends spielen. Klappt es ausnahmsweise mit der Gruppenbildung, schnellt der Chaosfaktor kräftig in die Höhe: Im Gewusel aus drei Mitspielern und zig Feinden geht der Überblick oftmals komplett verloren. Gewinnen wir trotzdem jeden Kampf? Na klar! 

Nicht einmal die großen Bosse am Ende der sechs Welten fordern uns heraus. Die Schlachten gegen einen riesigen Ritter, dem wir knapp bis zum Schienbein reichen, oder eine eklige Mischung aus Frau und Riesenspinne konfrontieren uns zwar mit ausgefallenen Angriffen und Geschoss-Formationen wie in einem Shoot ‘em Up. Aber auch sie lassen sich durch reines Tastengeprügel und gelegentliches Ausweichen locker bezwingen. Dafür nervt der finale Boss mit enormen Nehmerqualitäten und weitreichenden Angriffen – ohne Team zieht sich dieser Kampf mächtig in die Länge.

Endgame? Welches Endgame?!

Gegen Ende der Kampagne kommen zwei Neuerungen ins Spiel, die ins Endgame überleiten sollen. In der Schmiede können nun Waffen und Rüstungsteile angefertigt und verbessert werden. Das erfordert jedoch Baupläne sowie viele und seltene Materialien, die wir durch das Zerlegen alter Gegenstände oder als Belohnungen für den Abschluss der Quests erhalten. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, geschwächte Feinde mit einer Art Finisher zu erledigen, der Geist-Energie regeneriert und somit den Einsatz unserer starken Angriffe verlängert.

Beides zielt auf die sogenannten Scharmützel ab: Diese Missionen in bekannten Gebieten konfrontieren uns mit besonders starken Feinden, die mit etwas Glück seltene und hochwertige Gegenstände fallen lassen. Das verlängert allerdings nur den unfassbar eintönigen Ablauf, mit dem uns Babylon’s Fall schon viel zu lange malträtiert hat.

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