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Test - The Devil in me : Horror-Finale im Mörder-Hotel

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Für manch einen ist es mittlerweile fast schon eine liebgewordene Tradition geworden: Wenn die Tage kürzer werden, mummelt man sich ein Wochenende gemütlich auf der Couch ein und verbringt es mit dem alljährlichen Spiel aus der Dark Pictures Anthology von Supermassive Games. Teil 4 bildet gleichzeitig das Staffel-Finale, wie es die Entwickler nennen, und schickt euch diesmal zum Kurzurlaub ins Horror-Hotel.

Zumindest ist es bei Kollege Lenzen und mir inzwischen genau so Tradition geworden: Auch wenn die Qualität der interaktiven Grusel-Kurzgeschichten nach dem Vorbild trashiger Groschenheftchen stark schwankt, freuen wir uns jedes Jahr wie kleine Kinder vor Weihnachten auf die neue Episode, um sie zunächst zusammen im Koop-Modus zu spielen. Im Anschluss spiele ich sie dann gleich noch einmal alleine durch, bis es mir gelungen ist, alle Charaktere zu retten. Und anschließend alle zu töten. Nicht selten wurde daraus schlussendlich sogar die Platin-Trophäe, weil die stark unterschiedlichen Handlungsverläufe zu immer neuen Durchgängen anstacheln. Ob ich bei The Devil in me auch so hartnäckig am Ball bleibe, muss sich noch zeigen, denn nach dem vorläufigen Serien-Höhepunkt House of Ashes bildet The Devil in me wieder einen kleinen Rückschritt. Aber von vorne …

Erstmals in der Dark-Pictures-Anthologie basiert The Devil in me auf „wahren Ereignissen“, wie man meist recht vage gemeint so sagt, und so auch hier: Die Handlung basiert zwar auf der realen Person des H.H. Holmes, dessen Legende vom fallengespickten Mörderhotel, in dem er in den 1890er Jahren über 200 Morde begangen haben soll, weitgehend der Fantasie der damaligen sensationsheischenden Klatschpresse entspringt. Dennoch gilt er verbrieft als einer der ersten Serienmörder der USA und wurde 1896 dafür zum Tode verurteilt.

„I was born with the Devil in me“, soll er während der Gerichtsverhandlung gesagt haben, der wir zu Beginn des Spiels ausschnittsweise beiwohnen. Daher läge ihm das Morden im Blut wie dem Dichter das Dichten. Er könne allein aufgrund seiner Natur nicht anders. Gleichzeitig bat er darum, nach seiner Hinrichtung in massivem Zement beerdigt zu werden, der Legende zufolge, um den Teufel davon abzuhalten, ihn auferstehen und erneut morden zu lassen …

Sprung in die Gegenwart. Ein fünfköpfiges Filmteam um die junge, aufstrebende Moderatorin Kate (Jessie Buckley, bekannt aus Chernobyl und The Lost Daughter) und dem abgehalfterten, aber umso eingebildeteren Produzenten Charlie recherchiert für eines der angesagten True-Crime-TV-Formate im Falle Holmes, als sie eine verführerische Einladung von einem mysteriösen Unbekannten erhalten: Auf einer abgelegenen Insel habe dieser das Mörderhotel originalgetreu als Touristenattraktion nachgebaut und stelle es für Dreharbeiten zur Verfügung.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Nachbau ist weit mehr als nur Kulisse zum Erlebnisurlaub für Liebhaber makabrer Mördermärchen, sondern ist wie der zweite Todesstern: absolut einsatzbereit und aktiviert. Samt seiner tödlichen Fallen wie Gaskammern, Säurebäder und Feueröfen. Für die Filmcrew beginnt eine verzweifelte Jagd ums Überleben.

Saw oder Wessen Blut wird fließen?

Für Devil in me bedienen sich die Entwickler abermals an einem breit gefächerten Fundus einschlägiger Genre-Vorbilder: einerseits dem von Filmen über fallengespickte Spukhäuser wie Bis das Blut gefriert und Mörder-Hotels wie Psycho (naja, vielleicht auch eher Ekel-Trash wie House of Wax), und angesichts von Bildern in lange, labyrinthische Gänge hinein weht schon fast zwangsweise immer mal wieder ein Hauch von The Shining durchs morsche Gebälk.

In erster Linie aber steht Devil in me in der jüngeren filmischen Tradition des Torture-Porn, allen voran natürlich Saw. Denn wie dort entscheiden die Fallen nicht nur über Leben und Tod der Protagonisten, sondern sperren sie gleichzeitig in moralische Zwickmühlen, die ihre Persönlichkeit auf die Zerreißprobe stellen und ihre dunkelsten Geheimnisse an die Oberfläche spülen sollen. Wenn ihr euch entscheiden müsst, welchen eurer Freunde ihr in der Druckkammer opfert, um den jeweils anderen zu retten (oder vielleicht auch nicht?), dann setzt euch der sadistische Zeremonienmeister damit nicht nur körperlichen und seelischen Qualen aus, sondern schürt gezielt die Rivalitäten innerhalb des Ensembles, um die Protagonisten Schritt für Schritt selbst zu den Monstern werden zu lassen, vor denen sie fliehen.

Gerade diese zusätzliche Ebene, die in den Saw-Filmen die plakative Gewaltrevue immerhin ansatzweise in einen Hauch von Gesellschaftskritik und moralischem Gedankenexperiment kleidete, geht The Devil in me aber weitestgehend ab. Immerhin ist das Spiel weit entfernt vor der bloßen Aneinanderreihung geschmackloser Splatterexzesse, wie sie angesichts der Inspirationsquellen im schlimmsten Fall zu erwarten gewesen wären. Man merkt dem etwa siebenstündigen interaktiven Groschenheftchen aber deutlich an, dass den Entwicklern genau die zusätzliche Zeit zum Figuren- und Spannungsaufbau fehlte, die sie in ihrem deutlichen längeren The Quarry dieses Jahr noch vortrefflich genau dafür zu nutzen wussten.

Letzten Endes lauft ihr in The Devil in me über weite Strecken einfach nur planlos durch dunkle Gänge, um später dann durch dieselben Gänge halt vor dem Killer wegzurennen. Bezeichnenderweise für diese etwas plumpe Form der Dramaturgie ist eine Szene, die zu den spannendsten in der gesamten Dark-Pictures-Reihe zählen darf, weil sie das Schema zur Abwechslung mal auf den Kopf stellt: Als die Freunde beschließen, das ständige Weglaufen einfach mal sein zu lassen und stattdessen dem Mörder selbst eine Falle stellen, ihn dafür aus seinem Versteck locken und einen der Helden dafür als Köder in die Höhle des Löwen schicken müssen, wird der Nervenkitzel auf einmal schier unerträglich. Die meiste Zeit bleibt The Devil in me aber auffallend wenig spannend, was hauptsächlich an den langen und im Grunde völlig unnötigen Phasen des Leerlaufs liegt, in denen man lediglich durchs Hotel oder den umgebenden Wald wandert, während man auf den nächsten Jumpscare wartet.

Erstmals „richtiges“ Gameplay?

Im Vorfeld hatten die Entwickler für The Devil in me erstmals „richtige“ Gameplay-Mechaniken wie Rätsel und Aufgaben versprochen und damit reichlich Skepsis ausgelöst, ob diese Art von Spiel solcherlei überhaupt verträgt, ohne den Spielfluss merklich zu hemmen oder gar zu stören. Die Antwort darauf ist kaum der Rede wert, denn, zum Glück, möchte man hinzufügen, sind sämtliche der eingeführten Spielelemente im Gesamtbild fast schon vernachlässigbar. Zwar müsst ihr in einer Szene mal den PIN-Code für eine Tür ermitteln oder einen passenden Schalter betätigen. Das gestaltet sich aber so nebenbei wie alles andere, dass der Ausdruck „Rätsel“ dafür kaum angemessen scheint. The Devil in me ist und bleibt ein interaktiver Film wie seine Vorgänger, und das ist auch gut so.

Auch die „Spezialfähigkeiten“, die jede der spielbaren Personen mit sich bringt, verändern das Spielerlebnis nicht grundlegend, sondern ergänzen es allenfalls nuanciert bis eher schon unmerklich. So ist der Chef der Truppe in der Lage, verschlossene Schubladen mit seinen Visitenkarten zu knacken, um zusätzliche Dokumente für die Sammelobjekt-Statistik zu finden, und die taffe Moderatorin behält in den Luftanhalte-Momenten länger die Nerven als ihre Kollegen.

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Dass das Spiel diesmal auch über ein „Inventar“ verfügt, bedeutet nicht, dass es dadurch mit dem Genre der Point-n-Click-Adventures liebäugelt, sondern lediglich, dass Gegenstände, die ihr ganz vereinzelt mal einsammelt, dort vermerkt werden, wie der Schlüssel zu einer Tür oder ein Ziegelstein, der in einer Kampfszene die Entscheidung eröffnet, auf den Angreifer geworfen zu werden. Nichts davon würde an dieser Stelle vermutlich überhaupt Erwähnung finden, hätten es die Entwickler nicht im Vorfeld als Innovation angepriesen. Als Begleiteffekt der neuen spielerischen Facetten verzichten die Entwickler dafür immerhin fast vollständig auf die mittlerweile reichlich abgedroschenen Quicktime-Events (abgesehen vom Finale des Spiels), in denen ohnehin meist nur darüber entschieden wurde, ob der Charakter auf der Flucht über den Ast im Weg stolpert oder nicht, können die entstehenden Leerstellen aber nur bedingt auffangen, was zu zusätzlichem Leerlauf im Geschehen führt.

The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me - Neuer Trailer stellt die Charaktere genauer vor

Zum nahenden The Devil in Me - dem nächsten Teil der Dark-Pictures-Reihe - gibt es einen neuen Trailer, welcher die Charaktere genauer vorstellt.

Ein bisschen Innovation hätte dagegen die Grafik allmählich mal nötig, und vor allem deswegen bezeichnen die Entwickler den vierten Teil vermutlich als ihr „Staffel-Finale“, um dann mit dem nächsten Teil endlich und endgültig auf die Next-Gen-Konsolen umzuziehen. Selbstverständlich erreicht auch Devil in me die von Supermassive Games gewohnte hohe Produktionsqualität, aber gerade in den Außenbereichen der Anfangsphase scheint ihnen mittlerweile sichtlich das technische Rüstzeug zu fehlen, um die gruselige Stimmung durch angemessene Lichtsetzung und Effekte wie Nebel zur Geltung zu bringen.

Technisch befindet sich The Devil in me zum Launch ohnehin noch in einem „ausbaufähigen“ Zustand. Immer wieder verschwinden kurzzeitig mal die Charaktere mitten in der Animation, bleiben darin stecken, und zweimal ließ sich in unserem Spieldurchlauf die Kamera nicht mehr bewegen, was einen Neustart erforderlich machte (was das Problem aber immer sofort behob). Wir empfehlen mit dem Spielen mindestens noch ein oder zwei Patches zu warten.

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