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Special - Humor in Videospielen : Ein verstummtes Lachen?

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Unfreiwillige Komik

Tommy Krappweis – Comedian, Autor und gemeinsam mit seinem Kumpel Norman Cöster Erfinder von „Bernd das Brot“ – sieht die Sache allerdings anders. Seine spielerischen Ursprünge hat Tommy Krappweis in Adventures wie The Secret of Monkey Island. Heute suchtet er, wenn es die Zeit zulässt, Spiele wie The Elder Scrolls V: Skyrim. Er bemängelt allerdings die fehlende Liebe, die vielen Produkten zuteil wird. „Heute sind die wenigsten Spielentwickler dazu bereit, ausgebildete und erfahrene Autoren zu bezahlen. Häufig übernehmen die eigenen Leute das Storytelling. Manche davon haben echtes Talent, andere eben nicht. Es gibt Spiele, da merke ich regelrecht, dass die Autoren bei Questketten gewechselt haben. Plötzlich sind die Gesetze anders, die Wege kürzer und die Witze funktionieren. Zwei Minuten später hänge ich schon wieder im Niemandsland.“

Natürlich sind solche Probleme häufig auch abhängig vom Genre. In einem Shooter beispielsweise ist die Darstellung von Humor oftmals nur durch extreme Mittel möglich, etwa mithilfe der absolut übertriebenen Gewaltdarstellung in Bulletstorm oder des zynischen Witzes eines Far Cry 4. Rollenspiele können, ja, müssen sogar den Fokus auf die Dialoge legen. Titel wie Planescape: Torment oder im Extremfall South Park: Der Stab der Wahrheit machen vor, wie es geht.

In Action-Spielen entstehen die lustigen Momente häufig aus der Situation heraus, und das sogar unplanmäßig. Etwa wenn man mitten in einem schweren Feuergefecht in Far Cry 4 von Honigdachsen überrascht wird oder in GTA V Zwischensequenzen jäh von hereinstürmenden Polizisten unterbrochen werden. Natürlich zweckentfremden Spieler und Clans die Freiheiten in modernen Videospielen häufig und drehen witzige und schräge Videos – beispielsweise mit Battlefield 4 oder Minecraft.

Brauchen wir besseres Personal?

Aber um Humor in Videospielen auf den Punkt zu bringen, braucht es weit mehr als ein paar nette Gags. Für Tommy Krappweis ist die gespielte Komik ein knallhartes Handwerk – mit Grundlagen und viel theoretischem Wissen. „Man sollte einfach die Leute fragen, die so etwas schon mal gemacht haben. Damit meine ich nicht uns. Man kann sich auch einfach ein Buch aus den Siebzigern How to write screen comedy kaufen und das lesen. Dann wären nämlich Spiele eben dieses Quäntchen geiler und würden mich auch zum Lachen bringen.

Pointen sind Pointen. Das ist Handwerk. Pointen sind keine lustigen Ideen, die ich so eben mal hinschreibe. […] Die Spielentwickler sollten wenigstens ihre Skripte auf die Qualität checken lassen. Bei LucasArts hat das damals prima funktioniert. Das waren Leute, die ihr Handwerk beherrschten. Heute ist das reiner Zufall … und das nervt mich.“

Mit mehr Hingabe und besseren Autoren ließe sich Humor vielleicht als Kaufargument vermarkten. Selbst offenkundig lustige Spiele wie beispielsweise Ratchet & Clank benötigen möglichst abgedrehte Waffen und Gadgets, um für Otto Normalkäufer attraktiv zu sein. Liebhabertitel wie etwa Psychonauts fallen gar komplett durchs Raster. Allerdings bietet der inzwischen boomende Indie-Markt ungeahnte Möglichkeiten, kreative und lustige Spielideen auszuleben.

Nicht umsonst widmete sich Double Fine Productions mit Entwicklerlegende Tim Schafer an der Spitze einem Remake von Grim Fandango oder kreierte mit Broken Age ein ungemein liebevolles wie humoriges Abenteuer. Durch die kleineren Budgets, weniger Druck und mehr Freiheiten erblüht im Indie-Bereich eine neue Wiese für den Humor in Videospielen. Trotzdem: Der gespielte Witz funktioniert nur mit Hingabe, Fokus und einem Quäntchen Glück. Denn ein Patentrezept für Humor gibt es auch in Zeiten von Next-Generation-Konsolen und High-End-Hardware noch lange nicht.

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