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Special - Humor in Videospielen : Ein verstummtes Lachen?

  • Multi
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Videospiele sind ein Spiegel der Gesellschaft. Ein Medium, das seinen Weg aus dem Kinderzimmer hinein in die Wohnzimmer geschafft hat. Doch zugleich hat es auch seine kindliche Unschuld verloren: Was einstmals Gelächter hervorrief, konfrontiert seine Nutzer nun oftmals nur noch mit Gewalt, Klischees und Zynismus. Wann habt ihr das letzte Mal ein wirklich lustiges Videospiel in den Fingern gehabt? Und was macht Humor in Spielen so unkalkulierbar?

Call of Duty: Advanced Warfare, FIFA 15, Diablo III, Far Cry 4 – zweifellos alles tolle Spiele, aber lustig sind sie garantiert nicht. Humor ist für viele Spielentwickler ein zu großes Risiko. In Zeiten, in denen immer mehr Ressourcen in eine möglichst leistungsfähige Grafiktechnologie und realistisches Gameplay fließen, bleibt der gespielte Witz nur allzu gerne auf der Strecke.

Wenn Videospiele uns wirklich zum Lachen bringen sollen, dann darf Humor nicht das Ketchup oder die Mayo unseres Happy Meals sein. Nein, er muss der Burger sein. Saftig, lecker und geschmacklich überraschend. Alles drumherum – also etwa Grafik, Sound und Spielelemente – ist dann nur noch Beilage, die die Rezeptur abrundet. Beim Humor gilt die Devise „ganz oder gar nicht“. Wie es aussieht, wenn nur ein paar doofe Sprüche eingestreut werden, bewies das Action-Rollenspiel Sacred 3 im vergangenen Jahr. Da plapperten die Spielfiguren nämlich wie virtuelle Papageien und gingen einem mehr als einmal auf den Keks.

Wie schwierig dieses Bekenntnis zum Humor sein kann, weiß auch Jan "Poki" Müller-Michaelis. Er war unter anderem Autor für Grafik-Adventures wie Edna bricht aus oder die Deponia-Saga von Daedelic Entertainment. Grundsätzlich glaubt er nicht daran, dass es leichter ist, einfach nur gewalttätigere Spiele zu entwickeln. Trotzdem ist er der Meinung, „dass man sich auf Humor stärker einlassen muss. Er erfordert eine größere Investition seitens des Spielers. Möglichst brutale beziehungsweise gewalttätige Spiele sind einfacher für viele Konsumenten, aber nicht für die Entwicklung“.

Selten so gelacht

Humor funktioniert in Videospielen nämlich ganz anders als beispielsweise in Filmen. Denn die Autoren haben viel weniger Einfluss auf das Geschehen und führen somit den Nutzer weniger. Jeder spielt anders: Manche Leute klicken selbst bei Adventures Dialoge aus Zeitgründen weg und verpassen somit den Aufbau einer Pointe. Gleichzeitig beschäftigen sich Spieler stets mit Problemlösungen und versuchen somit, Informationen für den Verlauf der nächsten Minuten aus dem Geschehen herauszufiltern. Jan Müller-Michaelis bringt die Sache auf den Punkt: „Ein Witz kann für einen Spieler, der sich alles im Spiel angesehen hat, besser zünden als für jemanden, der durch die Story prescht. Kurz gesagt: Beim Humor kommt es auf das Timing an und Timing ist in Spielen sehr subjektiv.“

Ein kleines Schmunzeln oder auch ein lautes Lachen sind ein unkontrollierbarer Reflex, eine Reaktion auf eine Überraschung, eine plötzliche Grenzüberschreitung oder einen Tabubruch. „Genau daher kommt ja auch der Spruch, dass man einen Witz nicht erklären kann. Das gilt sowohl für den Konsum eines Witzes als auch für die Entstehung. Du musst dich selbst überraschen und mit jedem nächsten Gag musst du dir eine weitere Grenze zum Überschreiten suchen. Humor altert schlecht. Wenn ich heute etwas lese, das vor einem Jahr noch witzig war, dann muss es das nicht zwangsläufig heute auch noch sein“, erklärt Jan im Gespräch.

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