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Special - Pokémon GO : Eine App verändert Leben

  • Mob
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Wie wenig doch manchmal notwendig ist, um das Leben eines Menschen zu verbessern, zeigt Pokémon GO seit wenigen Wochen. Zwar ist die Niantic-App keine Therapie und auch kein Ersatz für eine solche, aber manche Menschen fassen durch die kleinen Taschenmonster Mut, mit den für sie schwierigen Situationen im Leben besser fertig zu werden.

Bewegung schadet selten. Sicher motiviert Pokémon GO einige Spieler, die eigenen vier Wände zu verlassen und sich mehr zu bewegen. Um die rein körperlichen Vorzüge von Pokémon GO, mit denen sich bereits mein geschätzter Kollege Christian befasst hat, geht es aber in den folgenden Beispielen gar nicht. Seit einigen Tagen häufen sich auf Twitter und Reddit die Berichte von Menschen, denen Pokémon GO bei ihren unterschiedlich starken Ausprägungen von Depression geholfen haben soll. TheBabyWitch verkündet in einem Tweet (siehe unten) stolz, dass sie sich schon lange nicht mehr so wohl beim Verlassen des Hauses gefühlt habe. Die App habe ihr geholfen, ihre Angstzustände und Depressionen zu überwinden.

Auch ManectricMan ist Niantic und Nintendo dafür dankbar, ein „Anti-Depressions-Tool“ entwickelt zu haben. Natürlich sollte man keinesfalls so weit gehen zu behaupten, dass ein Spiel wie Pokémon GO ein Heilmittel für eine komplexe psychische Erkrankung wie Depression ist. Professor Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe schildert in einem Interview mit dem Stern, dass es im Einzelfall von der Schwere der Depression abhängt, ob sich Pokémon GO als hilfreich erweist.

Der Erfolg ist aber indirekt begründet. Die App kann die Motivation liefern, sich zu bewegen. Körperliche Betätigung soll sich bei der Behandlung der Erkrankung unterstützend auswirken, aber keine Therapie ersetzen. In erster Linie kann das AR-Spiel also dabei helfen, wieder Hobbys aufzunehmen oder ein neues anzufangen. Im Einzelfall scheint die App also durchaus zumindest der Stein des Anstoßes für Menschen zu sein, die depressive Tendenzen zeigen.

Pokémon als Angstlöser

Nathan Grayson, der seine Erfahrungen ausführlich in einem sehr persönlichen Pokémon-GO-Erfahrungsbericht auf Kotaku schildert, scheint die Niantic-App bei seinen Angstzuständen im Umgang mit fremden Menschen geholfen zu haben. Seit dem Release der App in den USA ist es beinahe unmöglich, auf sein Smartphone zu sehen, ohne von anderen Pokémon-GO-Spielern identifiziert und angesprochen zu werden. Für eine Durchschnittsperson ist das in der Regel unspektakulär. Für Grayson hingegen ist das Szenario Grund genug, sich zurückzuziehen und nichts anderes mehr als das verkrampfte Gefühl in der Magengegend wahrzunehmen.

Ihm halfen erste vorsichtige Kontaktaufnahmen wie ein gegenseitig zugeworfenes Lächeln zweier Wissender. Für ihn war es ein toller Moment, an den sich sein Gegenüber vermutlich kaum erinnert. Nach einigen Tagen konnte Grayson so viel Vertrauen aufbauen, eine Pokémon-GO-Party zu besuchen. Dank Alkohol als Katalysator konnte er sich an besagtem Abend mit gleich drei neuen Leuten anfreunden, einfach weil sie ein gemeinsames Hobby teilten. „Es ist ein Spiel, das isolieren kann, genau wie es vereint“, beschreibt er seine Erfahrung.

Ein besonderes Erlebnis für ein Kind mit Autismus

Besonders schöne Erlebnisse verdankt die Mutter des 6-jährigen Ralphie Koppelman aus New York der App. Der von Autismus betroffene Junge verspürte dank Pokémon GO ungeahnte Glücksmomente. „Nachdem er sein erstes Pokémon vor einer Bäckerei gefangen hatte, kreischte er vor Aufregung. MEIN AUTISTISCHER SOHN WIRD GESELLIG […] er sieht Menschen an, manchmal sogar mit Augenkontakt“, schildert die Mutter auf Facebook. Offenbar hilft das Spiel Ralphie, seine Blockaden zu überwinden und mit anderen Menschen über Pokémon zu sprechen. Normalerweise äußert sich Autismus durch Defizite bei sozialer Interaktion und Kommunikation.

Sicher ist Pokémon GO kein Allheilmittel und birgt auch neben Datenschutzbedenken einiges Gefahrenpotenzial. Aber es ist schön zu sehen, wie eine simple App manchen Menschen hilft, sich der Welt zu öffnen und ihre Ängste und andere Hürden zu überwinden.

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