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Special - Ahmet-Kolumne - gamescom : Extreme gamescoming

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    Was für die Heiligen Drei Könige der Stern von Betlehem war, ist für mich die gamescom. Wenn die weltweit größte Consumer-Messe für Videospiele ruft, dann hat man gefälligst auf der Matte zu stehen – und zwar 24/7. Ich habe alle Facetten des brontalen Events mit jeder Faser meines Körpers aufgesogen - sowohl das Gute als auch das Schlechte. Was jetzt folgt, ist eine Art Seelen-Striptease, denn ich möchte euch kein Detail vorenthalten.

    (Anm. d. Red.: Wie immer bei Gastbeiträgen gilt: Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.)

    Die Reise nach Köln wurde von miesen Witterungsverhältnissen getrübt. Es war ein beschwerlicher Trip, der mir die Kraft und Hoffnung nahm. In Köln angekommen gab mir Gott jedoch ein Zeichen: Er schickte mir einen imposanten Regenbogen, den ich für euch auf einem Bild festgehalten habe. Auf meinen vielen Reisen durch die Welt sah ich viele Lichterscheinungen, doch keine war so herrlich wie diese. „Ob mich am Ende des Regenbogens wohl ein Topf mit Gold erwartet?“, fragte ich mich. Mit den neugierigen Augen eines Kindes setzte ich meine Reise fort und erblickte weitere himmlische Zeichen, Fahnen in Regenbogenfarben säumten meinen Weg.

    Es war unglaublich! Nicht nur Gott zeigte mir die Route zum Glück, sondern Köln selbst. Am Ende des Regenbogens angekommen, fiel meine Stimmung allerdings in den Keller. Nicht in einen normalen Keller, denn das wäre ja noch okay, sondern in so einen richtigen Scheißkeller wie in The Last of Us, wo Clicker, Runner und Bloater umherschlurfen. Kurz: Am Ende des Regenbogens stand einfach nur mein Hotel und die Regenbogenfahnen waren simple Homo-Solidaritätsbekundungen. Kein Topf voller Gold. Kein Wunder, dass so viele Menschen aus der Kirche austreten.

    Die meisten meiner Kollegen besuchen die Messe am Fachbesuchertag. Ich gehe aber gerne schon ein bis zwei Tage früher hin. Erstens möchte ich mich selbst davon überzeugen, dass bei den Aufbauarbeiten keine illegalen Schwarzarbeiter beschäftigt und ausgebeutet werden. Zweitens geht es mir um die Einhaltung von Sicherheitsstandards. Beispielsweise fand ich vor dem Stand von Alienware ein paar Palettenstapel, die einen Feuerwehr-Dingsbums-Kasten versperrten.

    Als Profi habe ich natürlich ein Foto davon gemacht, um das Sicherheitspersonal ordnungsgemäß darüber in Kenntnis zu setzen. Schließlich handelte es sich dabei um eine regelrechte Todesfalle. Eine hübsche junge Dame versicherte mir, dass man sich darum kümmern werde. „Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?“, fragte sie. Ich teilte ihr mit, dass ich mich manchmal einsam fühle und sie gerne näher kennenlernen würde. Sie forderte mich auf, zum Ausgang zu gehen – wahrscheinlich, weil es dort ruhiger ist und man sich besser unterhalten kann. Ich wartete geschlagene 60 Minuten, aber sie kam einfach nicht. Wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens?

    Fachbesuchertag

    Das Gute am Fachbesuchertag ist, dass nur Fachbesucher Zutritt zur Messe haben. Die Spielebranche gilt ja generell als Hafen der Jugend, doch es überrascht mich trotzdem immer wieder, wie viele 12-jährige Jungs in diesem Bereich beschäftigt sind. Ich habe eine Menge Fotos gemacht und beim Sichten der Bilder dachte ich kurz, ich hätte versehentlich das Notebook von SPD-Politiker Sebastian Edathy eingepackt. Mit ein paar der Fachbesucher habe ich sogar Interviews geführt.

    Klemens Renner (14), Manager of Sales & Verkauf bei MegaGamesLaden

    Ahmet: Herr Renner, Sie wirken sehr jung. Sind Sie wirklich Fachbesucher und bei MegaGamesLaden beschäftigt?
    KR: Halts Maul, Alter. Ich schau mir das neue Call of Duty an, aber mein Kumpel meint, das wäre von Titanfall geklaut. Sind ja auch die gleichen Entwickler, hab ich bei PC Games gelesen. Ist aber Quatsch, weil das eine ist von ActiveVision und das andere von Electronic Darts. Nix gleicher Entwickler. Get your facts right, Bitch, Alter.

    Ahmet: Wie sehen Sie als Vertreter des Handels den Generationswechsel der Konsolen?
    KR: Ich zock noch viel PS3 und Xbox 360, weil die kann man hacken und 'ne Festplatte mit Spielen dranhängen. PS4 ist aber besser als Xbox One, weil die ohne NSA ist. Ich hab meiner Mutter deshalb gesagt, dass ich Weihnachten eine PS4 brauche. Wenn die mit Xbox One ankommt, dann mach ich die Bitch fertig.

    Maik Kretschmer (12), Programmierer bei ActionHammerGames

    Ahmet: Herr Kretschmer, sehen Sie für sich eine Zukunft in Deutschland oder ist für Entwickler auf lange Sicht der Weg ins Ausland unausweichlich?
    MK: Ich fahre jedes Jahr mit meiner Mutter ins Ausland in den Urlaub und da haben die gegenüber vom Hotel total geile Spielautomaten. Aber in Deutschland ist es auch gut. Ich hab gestern ein saugeiles Level in Minecraft gebaut.

    Ahmet: Du Arschloch, gibst du jetzt zu, dass du kein Fachbesucher bist, oder ich schlag dich tot, kapiert?
    MK: (Heult) Meine Mutter arbeitet bei Karstadt und ihr Chef kennt einen bei der Messe und der hat uns die Karten besorgt. Bitte verpetzen Sie mich nicht!

    Ahmet: Wie viel Geld hast du einstecken? Ist das ein iPhone 5s oder noch das alte?
    MK: (Heult immer noch) Ich hab 50 Euro für Essen und Zugfahrt und das ist das iPhone 5s mit 64GB Speich…

    Ahmet: Her damit! Und jetzt verpiss dich, bevor ich die Polizei rufe!
    MK: (Heult noch mehr und rennt davon)

    Fachbesucher my ass

    Der Fachbesuchertag war also wie jedes Jahr eine Farce. Aber ganz im Ernst: Ich find’s cool. Wenn ich als Kind die Chance gehabt hätte, mich als Fachbesucher auf eine Spielemesse zu schleichen, dann hätte ich keine Sekunde gezögert. Ich hätte alles getan, um an so ein Ticket zu kommen. Ich hätte sogar einen Job in der Spielebranche angenommen. Ich will mich also nicht beschweren. Ich habe eine Schwäche für die Jugend und wenn es tatsächlich zum Dritten Weltkrieg kommt, werden sie mir als Nahrung dienen.

    Interviews machen hungrig und glücklicherweise gab es auf dem Messegelände quasi an jeder Ecke irgendwelche Imbissbutzen. Die Preise waren sehr heftig, darum finden sich in direkter Nachbarschaft der Buden immer Geldautomaten und Informationsstände diverser Finanzinstitute. Ich wollte ein paar Bockwürste mit Brötchen und Senf sowie eine Cola. Die Frage war: Bar zahlen oder bei einem der Infostände einen Finanzierungsplan erstellen? Für die Finanzierung sprach, dass die Zinsen momentan günstig sind wie nie. Ich entschied mich dann aber doch für die Barzahlung, weil ich Maiks Fuffziger kleinmachen wollte.

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