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Test - As Dusk Falls : Interaktiver Thriller im Stile von The Quarry & Co.

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Greift zu, wenn...

… ihr interaktive Filme voller stark verzweigender Entscheidungen und dramatischer Entwicklungen mögt und dafür manche Eigensinnigkeit in Kauf nehmt.

Spart es euch, wenn...

… ihr nicht bereit seid, über melodramatische Dialoge, klischeebeladene Figuren und stilistische Merkwürdigkeiten hinwegzusehen.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Ambitionierter Indie-Beitrag zum Genre interaktiver Film-Spiele, der manches wagt, aber nicht alles gewinnt

As Dusk Falls steht offenkundig in der Tradition interaktiver Film-Spiel-Hybriden von Quantic Dream und Supermassive Games und hält deren Tugenden trotz deutlich geringerem Budget tapfer aufrecht: Die zahlreichen Entscheidungen bewirken wie bei den großen Vorbildern einen erstaunlichen Variantenreichtum im Handlungsbaum, der nicht selten zu völlig abweichenden Parallelentwicklungen führt. Tatsächlich gehen die Indie-Entwickler in vielerlei Hinsicht sogar noch deutlich geschickter vor als ihre Vorbilder: Denn während die Entscheidungen etwa in The Quarry meist nur auf dem diffusen Nervenkitzel fußen, ob der Charakter nun stirbt oder überlebt, spannen die Entwickler von As Dusk Falls den Spieler unentwegt in ausweglos scheinende Zwickmühlen oder definieren gar grundsätzlich und nachhaltig die Persönlichkeit der Figuren durch ihre Handlungen.

Das für Videospiele ungewöhnliche Szenario einer Geiselnahme mit ihrem verdichteten Handlungsort und der hohen dramatischen Dynamik scheint wie geschaffen für ein derartiges Spiel, das zudem seine Krimi-Action nur als Vehikel benutzt, um im Kern eigentlich eine Tragödie über traumatische Ereignisse zu erzählen und der Frage nachzugehen, wie sie die beteiligten Menschen nachhaltig verändern.

Derlei hoch gesteckte Ansprüche erfordern aber auch wahre Meister als Autoren, die scherenschnitthafte Charakterisierungen zu umschiffen wissen, Klischeefallen vermeiden und auf dem schmalen Grat zwischen Dramatik und Holzhammer, zwischen vielschichtiger Psychologie und Seifenopern-Dialogen zu balancieren wissen. Das gelingt den Entwicklern von As Dusk Falls leider nicht immer. Zudem fällt die Controller-Steuerung unnötig umständlich aus, und auch der Grafikstil hinterlässt einen stets leicht zwiegespaltenen Eindruck: einerseits faszinierend und einzigartig, andererseits irritierend und durch seinen Fotocomic-Charakter der emotionalen Bindung abträglich.

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Muss man mögen (oder sich dran gewöhnen), was sich im Grunde über alles in diesem Spiel sagen lässt, für dessen abschließendes Fazit ich mich leider nur mit einem unentschlossenen Totschlagargument feige aus der Affäre ziehen kann: Geschmackssache. Entweder man mag es oder nicht, entweder man lässt sich von seinem ungewöhnlichen Look verblüffen und aufsaugen, oder man reagiert verwirrt und teilnahmslos, entweder man kann sich mit seinen Eigenheiten arrangieren oder regt sich darüber auf, entweder man schätzt die Extravaganz oder zuckt die Schultern darüber, entweder man goutiert das ungewöhnliche Szenario und dramatische Entwicklungen oder ist genervt von flachen Figuren und klischeebeladenen Szenen, entweder man lässt sich von den schwerwiegenden Entscheidungen mitreißen oder langweilt sich angesichts melodramatischer Dialoge und erzählerischem Leerlauf. Doch zum Glück ist es letzten Endes egal, denn das Spiel ist ohnehin im Game Pass. Also probiert es einfach selber aus und schildert mir anschließend eure Meinung. Ich bin gespannt.

Überblick

Pro

  • einzigartiges Geiselnahme-Szenario
  • zahlreiche Entscheidungen mit erstaunlich verzweigenden Handlungen
  • dramatische Verwicklungen statt bloßer Thriller-Action
  • ungewöhnlicher Grafikstil
  • deutsche Vertonung
  • Mehrspieler-Modus für interaktiven Filmabend

Contra

  • stellenweise platte Charaktere und klischeehafte Dramaturgie
  • Fotocomic-Look ist der emotionalen Bindung abträglich
  • umständliche Controller-Steuerung

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