Test - Xenoblade Chronicles X : Nichts verändert, alles neu
- WiiU
Monolith Soft hat eine kluge Entscheidung getroffen und das gelobte Kampfsystem aus Xenoblade Chronicles im aktuellen Spiel übernommen. Auf Streifzügen lassen sich Gegner einfach anvisieren und Echtzeitkämpfe nahtlos starten. Dieses Mal dürfen bis zu vier aktive Charaktere in eurem Team sein. Während sie Standardangriffe mit Nah- und Fernkampfwaffen automatisch ausführen, stehen am unteren Bildschirmrand eine Reihe von Techniken zur Verfügung, die sich nach ihrem Einsatz erst wieder aufladen müssen. Neu ist, dass es eine zweite und sogar eine dritte Aufladung gibt, die die Effekte des Angriffs verstärken oder mehrfachen Einsatz erlauben.
Außerdem sind Spannungspunkte ein Novum, die unter anderem durch Autoangriffe gesammelt werden. Ab 1.000 Punkten lassen sich Spannungstechniken einsetzen. Weitere 2.000 SP sind notwendig, um einen gefallenen Gefährten wiederzubeleben. 3.000 SP erlauben den Einsatz von „Übertakten“, das den Kettenangriffen des Vorgängers nicht unähnlich ist und neben Zusatzeffekten schnellere Aufladungen und die dritte Aufladung mit bis zu vierfachem Schaden ermöglicht.
Aufgrund ihrer Größe ist es bei den meisten Gegnern möglich, einzelne Körperteile anzugreifen, um davon abhängige Techniken zu vereiteln. Leider funktioniert das Anvisieren der Gliedmaßen gerade bei schnellen Gegnern nicht besonders präzise. Das ist etwas frustrierend, wenn ihr Materialien erbeuten wollt, die nur von bestimmten Körperregionen stammen. Dafür habt ihr mehr Kontrolle über eure Mitstreiter und könnt ihnen gezielt Befehle erteilen, wodurch das Kampfgeschehen wesentlich zielgerichteter abläuft.
Das Kampfsystem wurde gehörig aufgebohrt. Tatsächlich aber gibt es nicht so viele Neuerungen, wie es den Anschein hat. Viel eher sind es Erweiterungen des Bewährten. Abseits der normalen anfänglichen Informationsflut in Rollenspielen werdet ihr von der schieren Komplexität sämtlicher Funktionsweisen überfordert, solltet ihr Xenoblade Chronicles nicht gespielt haben. Denn griffige Tutorials wie im Vorgänger gibt es nicht mehr. Das Durchblättern der 50-seitigen Bedienungsanleitung ist alles andere als praxisnah.
Individualisierung wird großgeschrieben
Ebenso ähnlich und doch anders sind die Systeme um Talente und Rüstungen geblieben. Es gibt neue Schadensattribute, die die Auswahl der passenden Rüstung nicht unbedingt vereinfachen. Welche Ausrüstung ihr letztendlich überhaupt anlegen könnt, hängt nicht mehr nur von eurem Level ab. Sie muss eurer Klasse entsprechen, die ihr nach Belieben wechseln könnt. Von ihr hängen auch die Techniken und Talente ab, die euer Charakter lernt. Trotz all der zusätzlichen Informationen wurde die Übersicht enorm verbessert, sodass ihr sofort erkennen könnt, ob sich der Wechsel einer Rüstung mit Erweiterungen lohnt. Ein Problem ist allerdings der ziemlich kleine Schriftgrad, der die Augen mit der Zeit überanstrengt.
Neben all den ähnlich gebliebenen Mechaniken sind die „Skells“ genannten Mechs tatsächlich neu. Sie lassen sich mindestens genauso umfangreich individualisieren wie die Charaktere selbst. Mit ihnen sehen auch größere Gegner nur noch halb so erschreckend aus. Ausgerüstete Waffen werden unmittelbar in Techniken umgesetzt. Sollte euer Skell doch einmal auf einen übermächtigen Gegner treffen und zerstört werden, hängt es von eurem Timing beim Ausstieg ab, ob die Versicherung den Schaden zahlt oder euer eigenes Credits-Konto belastet wird. Der Fahrzeugmodus, mit dem ihr schneller unterwegs seid, steuert sich allerdings etwas ungelenk. Im späteren Spielverlauf werdet ihr mit dem Skell Mira übrigens auch fliegend erkunden können.
Genau hingehört!
Epische Szenen wie Flüge über die Weiten des Planeten werden von passender Musik untermalt. Sie hebt sich von der in Xenoblade Chronicles stark ab, ist industrieller, elektronischer. Die Nu-Metal-Einschläge passen perfekt in das futuristische Gesamtbild des Rollenspiels. Ungewöhnlich ist der deutlich höhere Anteil an Liedern mit Texten, darunter auch deutschsprachige Stücke. So grandios der Soundtrack ist, bei der Tonabmischung wurde leider nicht sorgfältig gearbeitet. Gerade in gesungenen Titeln gehen Konversationen ohne Untertitel vollkommen unter. Auch sind manche Musikstücke nicht perfekt geloopt.
Eine japanische Tonspur gibt es übrigens nicht mehr. Das ist aufgrund der guten Synchronsprecher aber kein Grund zur Bestürzung. Leider hat man sich nicht mehr für Stimmen mit britischem Einschlag entschieden, was den Figuren in Xenoblade Chronicles eine gewisse Authentizität verlieh. Dafür ist jeder Charakter genau an seiner individuellen Stimme zu erkennen.
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