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Test - Still Life 2 : Klassische Kinderkrankheiten

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So um die Zeit, als das Adventure-Genre halb tot am Boden lag, da sammelten sich dutzende kleiner Teams in Europa und starteten ganz viele Wiederbelebungsversuche. Dabei entstand ein recht spannender Thriller namens Still Life, dessen halb offenes Ende einen bereits geplanten Nachfolger vermuten ließ. Dieser ist erst jetzt erschienen und muss sich im nun deutlich gestärkten Genre behaupten.

Ein Mörder ist unterwegs

Irgendein Wicht entführt, foltert sowie ermordet Frauen und schickt die passenden Filmchen ans FBI. Vic McPherson findet das gar nicht lustig und darf sich obendrein über die sensationslüsterne Reporterin Paloma Hernandez ärgern, die der Polizei aufgrund ihrer angeblichen Inkompetenz eine Mitschuld an all den Verbrechen andichten will. Doch die beiden werden zur Zusammenarbeit gezwungen, als Paloma selbst von dem Wahnsinnigen gekascht wird.

Ihr übernehmt in Still Life 2 interessanterweise abwechselnd die Rollen beider Frauen. Während ihr mit Vic ganz viel Ermittlungsarbeit vor Augen habt, geht es bei den Abschnitten von Paloma mehr ums nackte Überleben.

Leider ist von diesem tollen Ansatz ab der zweiten Spielhälfte nicht mehr viel übrig: Dann konzentriert sich das Geschehen zu sehr auf McPherson und die Geschichte stolpert von einer klischeeüberladenen Pointe zur nächsten. Richtig schlecht ist die Einbindung des ungelösten Still-Life-1-Falles: Dieser kommt praktisch nur in Form von viel zu kurzen und mies geschriebenen Rückblenden vor.

Ein klassischer Genre-Fall mit klassischen Kinderkrankheiten

Das Adventure selbst spielt sich vordergründig wie ein klassischer Point-&-Click-Vertreter. Neben einigen gut nachvollziehbaren Objekträtseln erwarten euch zeitkritische Situationen sowie Sterbemöglichkeiten. Glücklicherweise haben die Designer diesbezüglich den Bogen nicht überspannt und halten den Frustlevel relativ niedrig.

Problematischer sind jene Rätsel, die eben nicht gut nachvollziehbar sind. Bei manchen fehlt der entscheidende Hinweis, ohne den ihr nur durch reines Raten weiterkommt. Bei anderen stört die viel zu kompliziert erdachte Lösung, wo euch in der Realität simplere Möglichkeiten einfallen würden.

Still Life 2 - Intro
Ausschnitte aus dem Intro des Adventures Still Life 2.

Den Designern war ein einfaches Inventar nicht genug, weshalb ihr in Still Life 2 bis zu drei Stück bekommt. Nur in einem davon verstaut ihr eure Gegenstände, obendrein weist der verfügbare Platz Schranken auf. So dürft ihr beispielsweise viele kleine Objekte mit euch führen, jedoch belegt eine riesige Matratze gleich das komplette Inventar. Leider nervt dieser Pseudorealismus, weil ihr ständig euer Inventar in diversen Schränken zwischenlagern müsst.

Ansonsten bedient ihr ein Smartphone zur Verwaltung von Nachrichten und Texten und setzt mit Vic McPherson fleißig das so genannte FBI-CSIA-Kit ein. Damit sichert ihr Blutspuren, sammelt Fingerabdrücke oder hackt technische Geräte. Anfangs findet man diese Ermittlungsarbeiten noch spaßig, doch allzu schnell langweilt die ständig gleiche Prozedur.

Ebenfalls nervig: Die Handlung wird oft nur dann fortgesetzt, sobald ihr die meisten dieser Spuren identifiziert habt. Auf der anderen Seite sei dem Spiel zugestanden, dass die meisten davon gut platziert sowie sichtbar sind. Trotzdem kann die Sucherei nach dem finalen Hinweis richtig stressig werden.

Sprecher aus der Laientruppe

Die Musik ist gar nicht mal schlecht, auch wenn sie ruhig mehr Abwechslung vertragen könnte. Dafür ist die Sprachausgabe bestenfalls erträglich und schlimmstenfalls mies. Besonders der Schurke, der in den Rückblenden ein paar Mal zu Wort kommt, wirkt nicht bedrohlich, sondern lächerlich.

Gut zehn Stunden werdet ihr bis zum Abspann benötigen, sofern ihr nicht stur mit einer Komplettlösung arbeitet. Dabei ist die Spielwelt gar nicht mal so riesig und konzentriert sich vorrangig auf das Haus des Mörders. Je weiter ihr vorankommt, desto mehr Räume entdeckt ihr. So bleibt die Übersicht gewahrt, obwohl es in dem Domizil nur so vor Abkürzungen und Geheimräumen wimmelt.

Einen richtigen Dämpfer erfährt der Spielspaß dank der mauen Grafik. Diese macht rein aus technischer Sicht einen veralteten Eindruck und krankt an verwaschenen Texturen sowie schlichten Polygonmodellen. Zudem strotz das Haus nicht gerade vor optischer Abwechslung.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
In Still Life 2 stecken ein paar gute Ansätze, doch das Ergebnis macht nicht immer einen professionellen Eindruck. Das abwechselnde Spielen von Ermittler und Opfer erinnert stark an die Struktur diverse Horrorfilme. Gleiches gilt leider für die doofe Auflösung der Mordfälle, wobei mich vor allem das zuletzt genannte Motiv am meisten stört. Die krampfhafte Einbindung der Geschichte von Still Life 1 ist auch kein Glanzstück. Dieses “Hin und Her“ zieht sich über das gesamte Spiel: Ein paar Rätsel fand ich toll, bei anderen fragte ich mich, was sich die Designer bei dem Blödsinn gedacht haben. Mal stolzierte ich motiviert von Raum zu Raum, mal langweilte ich mich von Spur zu Spur. So bleibt nur das brutalste und abgedroschenste aller Urteile: Man kann Still Life 2 spielen, man kann es aber auch lassen.

Überblick

Pro

  • interessanter Story-Ansatz
  • großes und trotzdem übersichtliches Setting
  • einige gut durchdachte Rätsel
  • guter, wenn auch wenig abwechslungsreicher Soundtrack

Contra

  • maue Story-Auflösung und schlecht integrierter Bezug zum Vorgänger
  • Optik wirkt veraltet und abwechslungsarm
  • einige nicht gut durchdachte Rätsel
  • einige Synchronsprecher auf Laienniveau
  • auf Dauer öde Spurensuche
  • Inventarbenutzerführung unnötig kompliziert und “realistisch“

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