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Preview - Saints Row : Das Reboot geht zurück zu den Wurzeln

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Wo könnte ein neues Saints Row nach dem überaus schrägen, völlig übertriebenen, aber auch endlos epischen vierten Teil ansetzen? Inzwischen ließ die Serie doch keinen Stein mehr auf dem anderen: Erde gesprengt, Hölle übernommen, beinahe jedes Tabu gebrochen … Was bleibt da noch für einen gepflegten Verbrecher-Alltag? Nun, das neue Saints Row versucht erst gar nicht, mit diesen Superlativen mitzuhalten. Es backt kleinere Brötchen. Doch laut den Entwicklern kommt der Humor nicht zu kurz.

Etwa eine Woche vor der großen Gamescom-Ankündigung durfte ich mir die ersten bewegten Szenen aus der Alpha-Version des neuen Saints Row per Video-Konferenz anschauen. Was ich dort sah, ließ sich nur schwer in eine Schublade pressen. Nun gut, einen wichtigen Punkt kann ich tatsächlich festnageln: Das neue Saints Row, das für Februar 2022 vorgesehen ist, kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Was manchem Saints-Row-Fan wie ein Rückschritt erscheinen könnte, ist meiner Meinung nach die einzig sinnvolle Konsequenz.

Nur, wo liegen diese Wurzeln eigentlich? Ich traue mich kaum, das so offen zu schreiben, aber nach den Eskapaden von Teil 4 klingt das Konzept wieder nach einem halbwegs realistischen Szenario. Kann ich das so stehen lassen? Äääh …nein. Aber vielleicht doch. Ach, zur Hölle, es ist Saints Row, was erwartet ihr denn?

Kompletter Neustart

Ich versuche es mal so: Während Saints Row 1 und 2 mehr oder minder übertriebene GTA-Klone mit beiden Beinen in der Realität darstellten, fand Teil 3 eine eigene Geschmacksrichtung für eine distinktive Gameplay-Formel zwischen Echtwelt-Bandenkrieg, völlig überspitzten Ereignissen und satirischem Gesellschaftskommentar. Volitions Reboot setzt dem ersten Eindruck nach in der Mitte zwischen diesen beiden Design-Stufen ein, also irgendwo zwischen Teil 2 und 3, was anhand mehrerer Indizien sichtbar wird.

Zum einen wäre da die – wie üblich – offene Sandbox-Welt, die diesmal dem Südwesten der USA nachempfunden ist. Tatsächlich so weit südlich, dass viele mexikanische Einflüsse zu erkennen sind, sei es in der Stadt oder in der Umgebung, die dieses Mal erstaunlich viele ländliche Abschnitte offenbart. Der fiktive Ort Santo Ileso dient als Dreh- und Angelpunkt für eine deftig gestrickte Gangster-Geschichte, doch die umliegenden Wüsten und felsigen Steppen offerieren angesichts der Serienhistorie erstaunlich viel zusätzlichen Spielraum für Schmuggelrouten, Stand-offs und andere zwielichtige Tätigkeiten im Bandenalltag. Trotz seines comichaften Anstrichs und stereotypischen Gebäudeentwürfen (beispielsweise eine Brauerei mit Schornsteinen in Form von Bierflaschen), liegt dem Design eine halbwegs ernstzunehmende Stadtsimulation mit gewissem Eigenleben zugrunde.

Auf der anderen Seite ginge es wohl kaum um ein waschechtes Saints Row, wenn nicht Darsteller und Handlungen regelmäßig über die Grenzen des guten Geschmacks hinausschießen würden. Bitte wörtlich nehmen. Hier wird erst geballert, dann gefragt. Wenn‘s sein muss, sogar mit einer Minigun aus einem Imbisswagen heraus. Auto-Stunts, die jeder nachvollziehbaren Physik trotzen - beispielsweise Sprünge über Hausdächer - werden mit billigen One-Linern kommentiert, während einem ein böse dreinschauender Muskelprotz eine Leuchtreklame auf den Kopf donnert. Rache dafür folgt auf dem Fuße - mit einem Raketenwerfer. Oder in Form eines Plattwalz-Manövers in einem Bigfoot-Truck. Alles klar?

Konkurrenz belebt das Geschäft

Vier Hauptfiguren, deren „Boss“ ihr mal wieder mithilfe eines ausführlichen Editors selbst gestalten dürft, bilden den Mittelpunkt des Spiels. Sozusagen die Führungsriege einer neuen Start-up-Gang, die ihr mit der Zeit um einige Handlanger aufstocken werdet. Zumindest, wenn ihr euch mit geschickten Aktionen gegen die anderen drei Banden durchsetzt, die sich Santo Ileso unter den Nagel gerissen haben. Ziel der Übung ist das Erschaffen eines Verbrecherimperiums, welches sämtliche kriminellen Stränge in den insgesamt neun Gebieten des Landstrichs kontrolliert.

Jedes der neun Gebiete besticht durch ein anderes soziales Umfeld, sei es optisch oder in der Art der Anwohner. Reiche tummeln sich in einem Villen-Gebiet rund um einen Golfplatz. Dort geht es um große Geschäfte, von denen die arme Arbeiterschicht in ihren dicht zusammengepferchten Reihensiedlungen nichts mitbekommt. Deren Straßen sind eher von Kleinkriminellen besetzt. Das Bankenviertel protzt in der Innenstadt mit Wolkenkratzern, während von Kakteen übersäte Talspalten, in denen eine unbarmherzige Sonne den roten Sand brät, als Niemandsland fungiert. Einige sichtbaren Parallelen zum Breaking-Bad-Setting kamen wahrscheinlich nicht zufällig zustande.

Die Diversität der einzelnen Stadtteile spielt eine wichtige Rolle in der Aufteilung der Bandengebiete, da jede der Verbrechergruppen unterschiedliche Klientel anvisiert. Eine Gruppe – sie nennt sich Idols– sieht sich vornehmlich als Schlägertrupp, der sich durch reine Präsenz in den Reichenvierteln Respekt verschafft und zum Spaß Chaos anrichtet. Ihnen gegenüber stehen die technikverliebten Waffennarren Marshall Defense Industries, deren durchorganisierte Struktur viel professioneller wirkt. Sie sind wahre Geschäftsleute. Die Panteros liegen irgendwo dazwischen, da sie sich als klassische, organisierte Bande sehen, aber am liebsten die direkte Konfrontation suchen.

Diese drei Extreme der Verbrecherphilosophie sollen abwechslungsreiche Missionen mit vielen durchgeknallten Herangehensweisen garantieren. Wobei zusätzlich jede Menge Sandbox-Material zur Verfügung steht. So erlebt beispielsweise der in den Vorgängern beliebte, organisierte Versicherungsbetrug ein Revival. Ob ihr stur der Handlung folgt oder einfach nur die Sandbox auskostet, bleibt somit euch überlassen.

In Saints Row bleibt kein Stein auf dem anderen, wenn ihr es so wollt, denn die allermeisten Umgebungsobjekte lassen sich auf die ein oder andere Weise zerstören. Mit einer ordentlichen Pyro-Show geizte das Vorführ-Material jedenfalls nicht. Sei es, weil ihr euch einfach nur abreagieren oder weil ihr an Material herankommen wollt. Der klassische GTA-typische Autoklau inmitten des laufenden Verkehrs gilt in diesem Rahmen fast schon als Kavaliersdelikt. Zerstörung ist aber nur eine Seite der Medaille. Euer kriminelles Imperium braucht schließlich Stützpunkte, in der ihr diese geklauten Autos lagert, umlackiert und zu Geld macht. Oder wo ihr eure Drogenlabors versteckt. Durch den Bau solcher „Firmengebäude“ gestaltet ihr aktiv das Stadtbild um und erweitert euer Imperium.

Überdreht, aber nicht mehr durchgeknallt

Obwohl wieder allerhand Freizeitaktivitäten wie etwa Basejumping verfolgt werden dürfen und abermals etliche Waffen zur Verfügung stehen, will Volition dieses Mal nicht zu weit abheben. Dubstep-Wumme und Riesendildo erleben keinen zweiten Frühling. Ebenso wird es keine Begegnungen mit Charakteren aus früheren Ablegern geben. Schlicht, weil es nach dem Ablauf der Geschichte in Saints 4 nicht mehr möglich wäre - schließlich existiert die Erde nach der Alien-Attacke von Saints 4 nicht mehr. Volition meint es mit dem Reboot vollkommen ernst und sieht diesen neuen Ansatz zugleich als Chance, die Serie in neue Richtungen zu führen. Die Sandbox soll noch mehr Freiheiten bieten als zuvor und anspruchsvoller werden, ohne ins Absurde abzudriften.

Saints Row - Offizieller Ankündigungs-Trailer

Wie erwartet wurde in der Opening Night der gamescom 2021 der neue Teil von Saints Row angekündigt, der einfach nur Saints Row heißt und demnach ein Reboot der Serie ist.

Ein Beispiel dafür ist das Gunplay. Obwohl es mit einem arcadetypisch einfachen Zugang keine komplizierten Kampfregeln etabliert, soll es doch anspruchsvoll genug sein, um Ballerspiel-Fans zufrieden zu stellen. Und zwar sowohl wenn ihr zu Fuß unterwegs seid als auch aus einem Auto heraus, was laut den Entwicklern ein besonders strittiger Punkt in der Entstehungsphase war.

Zwar ist ein Vs-Modus nicht vorgesehen, aber eine Koop-Option, in der ihr im Verbund mit Freunden euer Imperium aufbaut. Der Spaß steht dabei als Hauptziel im Vordergrund. Gemeinschaftliche Aktivitäten können in der neuen Saints-Philosophie mithilfe von Übertreibung größeren Spielspaß entfachen, aber sie sollen noch immer so viel Hand und Fuß haben, dass das Erlebnis nie ins Lächerliche oder in schwer nachvollziehbare Gefilde abdriftet. Aber keine Angst, auf überdrehte Ragdoll-Effekte und provoziertes Chaos müsst ihr nicht verzichten.

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