Special - PlayStation 2 – Der Rückblick: Die Hardware : Special

Während Microsofts Xbox schon bald aggressiv auf Online-Gaming setzte und die Redmonder ihrer Konsole von Werk aus eine entsprechende Buchse spendiert hatten, gab sich Sony etwas konservativer: In Japan und den USA wollte man zweigleisig mit einem Analog- und einem Breitband-Modem als Zubehör fahren, entschied sich aber dann für das Breitband-System. In Europa kam nur das Breitband-Zubehör in den Handel, und das verspätet.

Während die Xbox auf ein festes Bezahlsystem und einen abgeschirmten Online-Dienst setzte, waren PS2-Entwickler selbst für das Online-System in ihren Spielen zuständig – so kostete das Online-Zocken auf der PS2 zwar meist nichts, dafür nervten unterschiedliche Accounts je nach Hersteller, mühselige Zugangssoftware von Sony und diverse Cheater in den Spielen. Ähnlich inkonsequent die Festplattenunterstützung: Zwar konnten die frühen PS2-Modelle mit solch einem Fach aufwarten, eine Festplatte als Zubehör erschien in Europa aber schon gar nicht offiziell, vielmehr wurde sie später von Raubkopierern genutzt. Stattdessen setzte Sony (wie schon zu PSone-Zeiten) auf teure MemoryCards mit gerade einmal 8MB-Speicher.

Tatsächlich schaffte es dann auch erst die zweite Generation an Spielen mit Hits wie ’Gran Turismo 3’, ’Onimusha’, ’Devil May Cry’, ’Metal Gear Solid’ und ’Jak and Daxter’, die hohen technischen Erwartungen der Fans einigermaßen zu befriedigen. Auch Kinderkrankheiten, wie Kantenflimmern, Texturflimmern, schlampige PAL-Anpassungen und schwache Texturen, wurden erst nach und nach weitgehend ausgemerzt.

Trotzdem hatte die PS2 in puncto Texturen lange das Nachsehen gegenüber den später erschienenen Systemen von Nintendo (GameCube) und Microsoft. Ein Grund hierfür war der unzeitgemäß kleine Grafikspeicher von gerade einmal 4MB. Die starke, so genannte Emotion Engine (294 MHz) als Hauptprozessor und diverse Co-Chips sollten das Problem beheben und Texturen etwa per Streaming rasch in den Speicher schicken. Viele Entwickler klagten allerdings über die komplizierte Architektur der Konsole und über die diversen Flaschenhälse. Immerhin schafften es findige Programmierer, immer mehr aus der PS2 herauszukitzeln und sie mit diversen Kniffen zu Resultaten zu bewegen, die man ihr anfangs niemals zugetraut hatte.

Dies kam natürlich vor allem der Grafik der Spiele zugute. Wegen der weiten Verbreitung der PS2, der dank allmählicher Preissenkungen und der nach wie vor starken PlayStation-Marke kaum noch etwas im Wege stand, fanden neben typischen Mainstream-Produkten aber auch zahlreiche Nischentitel ihren Weg auf die Konsole. Vor allem aus Japan wanderten so einige ungewöhnliche Spieleperlen nach Europa, zum Beispiel ’ICO’ oder ’Katamari Damacy’.

Klassische Kost wie Ego-Shooter, Rennspiele, Action-Titel und Sportspiele erfreuten die Hardcore-Zocker, aber auch viele Lizenzspiele zu Kinofilmen waren auf der PS2 zu erstehen. Sony versuchte allerdings, noch mehr in der breiten Masse nach neuen Käuferschichten zu fischen, und wagte sich so an eher ungewöhnliche Ideen. Tatsächlich waren gerade in Europa die bewegungsbezogenen Spiele rund um die PS2-Kamera EyeToy ein kommerzieller Erfolg, Gleiches galt für die Karaoke-Spiele der ’SingStar’-Reihe.

Hardware-Updates

Never change a winning concept: Um noch mehr im Massenmarkt punkten und die PS2 günstiger anbieten zu können, folgte – wie schon Jahre zuvor bei der PSone – im Jahre 2004 ein PS2-Modell mit verändertem Design: Die Konsole mit dem Namen PStwo war nun deutlich schmaler und bestach mit einem integrierten Ethernet-Port, dafür fehlte die Festplattenöffnung, sodass das Online-Rollenspiel ’Final Fantasy XI’ nicht mehr genutzt werden konnte.

Schon früher gab es immer wieder Revisionen der PS2-Hardware, aber erst die PStwo machte die Neuerung auch am Gehäuse sichtbar. Eher als Flop zu bezeichnen ist dagegen die so genannte PSX – das Teil erschien nur in Japan und Australien und stellte eine PS2 dar, die über Digitalrecorder-Funktionen und über einen DVD-Brenner verfügte.

Die PlayStation 2 wird wohl nicht als diejenige Konsole in die Geschichtsbücher eingehen, die am wenigsten technische Probleme hatte. So gab es doch diverse PS2-Einheiten, die nach einiger Zeit den Geist aufgaben. Besonders anfällig war der Laser, der dejustiert sein konnte. Das Ergebnis waren Lesefehler und Streaming-Probleme, aber auch das fehlerhafte Lesen von Spiel-CDs (anstatt DVDs) oder Double-Layer-DVDs verwies auf diesen Mangel. In den USA musste sich Sony gar mit einer Klage wegen defekter PS2s herumschlagen, die Reparaturkosten betreffend. Außerdem mussten einige Netzteile der PStwo zurückgerufen werden. Glücklicherweise nervten neuere PS2-Einheiten seltener mit solchen Ärgernissen.

Insgesamt muss die PlayStation 2 als Siegeszug für Sony gewertet werden: Zu PSone-Zeiten noch als Videospiel-Neuling den Markt geentert, hat Sony seine Marktführerschaft mit der PS2 konsequent ausgebaut. Keine andere Konsole bot in ihrer Generation ein derart großes und breites Angebot an Spielen. Zugleich ließen sich bereits der Trend zu Multimedia und Mainstream-Kundschaft sowie das Buhlen um Non-Gamer erkennen, die auch bei der aktuellen Generation um PS3, Wii und X360 wichtige Themen sind.

Mittlerweile wurden über 100 Millionen PS2-Einheiten weltweit verkauft, in Europa sind es 43 Millionen. Ernst zu nehmende Videospielfans kamen anno 2000 bis 2006 nicht um eine PS2 herum – und anders als bei GameCube und Xbox ist die PS2-Ära noch nicht ganz vorbei, auch wenn Sonys PS3 mehr und mehr im Mittelpunkt steht und die schwierige Aufgabe hat, an den Erfolg des Vorgängermodells anzuknüpfen.