Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Lego Star Wars: The Skywalker Saga : Ein Spiel, neun Filme und 1.166 Nebenquests

  • Multi
Von  |  |  | Kommentieren

Ein Spiel, neun Filme und jetzt kommt’s: 1.166 Nebenquests. Ja, richtig gelesen, in Worten: eintausendeinhundertsechsundsechzig Nebenquests!!!! Die Lego-Serie hat sich seit ihren Anfängen als kleiner, verspielter Gute-Laune-Platformer zum Content-Monster von Assassin’s-Creed-Dimensionen gemausert. Wenn ihr dieses Spiel kauft, braucht ihr jedenfalls bis Ende des Jahres kein anderes mehr.

Die Lego-Reihe hat seit ihren Anfängen einen weiten Weg zurückgelegt. Der erste Teil von Lego Star Wars enthielt zwar schon alle drei Filme der Prequel-Trilogie, wahnsinnig viel zu sammeln und wahnsinnig viele kleine Nebenaufgaben, doch wer nicht die Muse verspürte sich ausgiebig damit aufzuhalten, konnte das launige Spielchen an einem Nachmittag durchspielen. Auch spielerisch hat sich Vieles mit der Skywalker Saga geändert: Aus der unschuldigen 2D-Hüpferei ist ein waschechtes Third-Person-Action-Adventure geworden, das je nach eigenen Komplettierungsbestrebungen 40 bis 100 Stunden in Beschlag nimmt.

Das kompletteste Lego Star Wars aller Zeiten

Allein eine einzige nachgespielte Film-Episode nimmt gut und gerne einen vollständigen Nachmittag mit fünf bis sieben Stunden ein, wenn man wie ich eine ausgeglichene Mischung von spielerischem Fortschritt und Nebenbeschäftigungen anstrebt, die in der Statistik am Ende auf etwa 50 Prozent Komplettierung rauslaufen. Lego Star Wars: The Skywalker Saga enthält alle neun Teile der drei Trilogien, also weder die Ableger Rogue One und Solo, noch die Serien wie The Mandalorian oder Bad Batch. Deren Minifiguren lassen sich aber in Form von jetzt schon sieben (!) DLCs zukaufen oder im Paket als Season Pass oder der Deluxe Edition. Angesichts von 400 Figuren, die bereits im Hauptspiel enthalten sind, hängt die Frage, ob man das braucht, eher davon ab, wie sehr man das will, mit dem Mandalorianer und Baby Yoda im Schlepptau das Ewokdorf oder Otoh Gunga zu erkunden.

Hauptverantwortlich für den riesigen Erfolg der Lego-Reihe, deren Zahl verkaufter Spieleeinheiten gar der Blockbuster-Marke Assassin’s Creed auf Augenhöhe begegnet, ist zweifellos ihr charmanter, kindgerechter Slapstick-Humor. Lego Star Wars versprüht vom ersten Moment an gute Laune. Da wird R2-D2 in einer Zwischensequenz mit einem Mülleimer verwechselt, erweist sich die taumelnde Rettungskapsel, mit der die Droiden vom Sternzerstörer fliehen, als Waschmaschine im Schleudergang, und in jeder Zwischensequenz stolpert irgendeiner der Charaktere im Hintergrund gegen die Wand oder über seine eigenen Füße.

Nicht jeder Gag zündet gleichermaßen, doch wer offenen Auges durch die Welt der Skywalker Saga wandert, hört nur selten auf zu schmunzeln ob der zahllosen drolligen Kleinigkeiten, die an jeder Ecke zu beobachten sind: Da sonnen sich die Jawas auf Strandliegen in der Wüste von Tatooine bei einem Cocktail, schrubbt ein Hausmeister den Boden der Wolkenstadt von Bespin oder platzen Han Solo und die Prinzessin auf ihrer Flucht durch den Todesstern unversehens in eine Gruppe Sturmtruppen, die gerade ihre morgendliche Gymnastik üben.

Doch auch spielerisch ist Lego Star Wars eine knallbunte Wundertüte, die bis zum Bersten gefüllt ist. Vordergründig handelt es sich neuerdings um ein Third-Person-Action-Adventure in der Tradition von, sagen wir mal ganz grob: Tomb Raider, in dem sich Szenen mit Ballern aus der Deckung, Knobeln, Hüpfen und Erkunden abwechseln, ohne natürlich die spielerische Tiefe der Genreverwandtschaft anzustreben. Das will dieses Spiel auch gar nicht. Lego Star Wars sucht sein Heil nicht im Nervenkitzel eines vielschichtigen Kampfsystems und raffiniert verzahnter Spielmechaniken, sondern in der spielerischen Vielfalt und Abwechslung.

Und in dieser Hinsicht gibt es nichts, das es nicht gibt, und so ziemlich alles, was die Vorlagen in irgendeiner Art und Weise hergeben: Ballereien durch Korridore und Raumbasen, Lichtschwertkämpfe gegen Sith-Bosse, arcadige Raumschlachten wie in Star Wars: Battlefront 2, Podrennen, Hüpf-Passagen oder Szenen, in denen ihr mit einem AT-ST durch die Wälder Endors watschelt oder als Gungan-Feldherr die Katapulte gegen die Droidenarmee der Handelsföderation befehligt.

THX 1166

Und dann natürlich: jede, jede, jede Menge Rätsel und Geheimnisse. Die Entwickler von TT Games wechseln dafür geschickt Level einander ab, in denen die geradlinige Action die Geschichte vorantreibt, und solche, in denen sie euch ein größeres Areal wie das Ewokdorf, die eisige Echo-Basis auf Hoth oder den Stadtbezirk von Coruscant zum freien Erkunden ausbreiten und es bis obenhin mit Nebenaufgaben zuschütten.

Manche davon sind recht hurtig zu absolvieren: indem ihr ein oder zwei Schalter in der Nähe ausfindig macht, um eine Tür zu öffnen, ein kleines Gedächtnisspielchen löst, an Vorsprüngen in der Wand entlanghangelt oder eine Schlüsselkarte auftreibt. Viele sind aber schon etwas anspruchsvoller, wenn ihr etwa erst woanders in der Umgebung eine Kombination fürs Türschloss ergattern müsst, mehrere Bodenplatten in der richtigen Reihenfolge auszulösen habt oder aus Legosteinen einen Wasserwerfer zum Feuerlöschen baut oder ein Trampolin, um höher gelegene Regionen zu erreichen.

Häufig kommen dazu die unterschiedlichen Fähigkeiten der zahlreichen Charakterklassen zum Einsatz: Jedi stapeln mit der Macht schwere Kisten zu Treppenstufen aufeinander, Astromech-Droiden hacken sich in Computerkonsolen, Sturmtruppen sprengen mit ihren Granaten rissige Wände auf, Kopfgeldjäger ziehen sich an ihren Seilwinden über Abgründe und Schrottsammlerin Rey verschießt Netze, an denen sie Wände emporklettert.

Ich könnte sicherlich noch eine halbe Stunde weiter so aufzählen, ohne mich zu wiederholen, weil es einfach so unfassbar viel gibt. Daher sage ich es nochmal, weil ich es anfangs selbst nicht glauben konnte: 1.166. Eintausendeinhundert … fucking sechsundsechzig!!! So viele dieser kleinen und großen Rätsel und Aufgaben gibt es in Lego Star Wars: The Skywalker Saga - genau genommen ein paar weniger, weil auch automatische Story-Belohnungen in die Zahl mit eingerechnet sind, aber trotzdem!!!!!! EINTAUSEND… und so weiter, ihr wisst schon …

Nach meinem ersten Nachmittag mit Lego Star Wars hatte ich gerade mal 20 davon erledigt. Stellt euch die Einblendung nach mehreren Stunden Spielzeit vor: „20/1166“ – jedes Mal wenn ein Rätsel erfolgreich gelöst war und sich die Zahl um eine mickrige Stelle erhöhte, fühlte es sich geradezu nach blankem Hohn an, als wolle mich das Spiel mit seiner uferlosen Größe unablässig verspotten. „Sind die komplett irre?!“, war der Satz, den ich in den letzten Tagen am häufigsten gesagt habe, während ich mich insgeheim eigentlich fragte, ob ich nicht selbst allmählich den Verstand verliere. Asterix’ Haus, das Verrückte macht, schien als ständige Zukunftsvision über diesem Spiel und seinem irrsinnigen Umfang zu schweben. Die schiere Content-Gigantomanie, die in Assassin’s Creed Valhalla wie eine einmalige Ausnahmeerscheinung in der Spielegeschichte wirkte, entwickelt sich offenbar zum neuen Standard selbst für solcherlei Videospiele, die ursprünglich mal einfach nur putzmuntere Familienunterhaltung für einen verregneten Sonntag zum Ziel hatten.

Doch im Gegensatz zu Ubisofts Open-World-Koloss wähnt man sich in Lego Star Wars nicht nur am Abhaken. Nun, zumindest nicht ausschließlich. Nach einem verlängerten Wochenende war ich immerhin schon bei 400 von 1166 blauen Legosteinen – so unmöglich, wie es anfangs schien, ist es also gar nicht. Doch viel wichtiger: Ich empfand tatsächlich keine einzige Sekunde Langeweile dabei. Lego Star Wars versucht nicht zwanghaft eure Zeit totzuschlagen, sondern gibt sich redlich Mühe, sie unterhaltsam zu vertreiben.

Selbstverständlich wiederholen sich etliche Aufgabenstellungen bei einer Zahl von über Tausend naturgemäß hin und wieder. Dennoch gelingt es den Entwicklern auf bemerkenswerte Weise, die Muster dahinter immer wieder neu zu variieren und durch erstaunlich abwechslungsreiche und bisweilen auch anspruchsvolle Rätselmechaniken zu ergänzen. Nicht alle halten dabei das gleiche Qualitätsniveau. Manch einer wird das Mantra vom Weniger, das oftmals Mehr ist, zitieren. Aber dennoch: Wer nicht ständigen Story-Fortschritt braucht, sondern sich gerne ablenken und zerstreuen lässt, der kommt in Lego Star Wars schnell nicht nur sprichwörtlich vom Hundertsten ins Tausendste, findet dabei aber durchweg Vergnügen und nicht bloß Beschäftigung vor.

Auch wenn der Vergleich im ersten Moment zu hinken scheint: regelmäßig fühlte ich mich an die letzten Wochen mit Elden Ring erinnert. Egal, wo man gerade ist und wohin man blickt, überall um einen herum ist etwas zu tun. Und wenn man sich endlich entschieden hat, in welche Richtung man weiterzieht, finden sich auf dem Weg dorthin garantiert mehrere Questgeber, Abzweigungen und Umwege, in die man sich locken lässt, bevor man irgendwann beschließt, sich endlich dorthin zu begeben, wo man eigentlich vor einer Stunde schon hinwollte – nur um Augenblicke später erneut von irgendetwas angelockt zu werden, das verführerisch zu einem neuen Aufgaben-Quickie einlädt.

Manch einer mag daran kritisieren, dass diese Phasen des freien Erkundens regelmäßig den Dampf aus dem Spiel nehmen. Schließlich ist man nicht zum Urlaub auf Tatoonie, Naboo oder Krait, sondern als Held in einem Action-Abenteuer, in dem die Galaxis unterdessen ihrer Rettung harrt, während man einem Jawa mit seinem Barbeque hilft. Doch das Schöne an The Skywalker Saga ist, dass das Spiel stets die Wahl lässt, auf welche Weise es erlebt werden will. Wer möchte, konzentriert sich erstmal auf die Geschichte und kehrt zu einem späteren Zeitpunkt im freien Spiel zurück, um den Ausflug in die Galaxis weit, weit entfernt ins nahezu Grenzenlose auszudehnen. Letzten Endes steht es jedem frei, ob er alle 1166 Quests bis zum bitteren Ende durchzieht oder irgendwann aufhört, wenn die Lust nachlässt. Noch weiß ich nicht, wie lange ich selbst durchhalten werde, aber im Moment hält die Motivation an, die ganze Strecke gehen zu wollen. Das muss ein Spiel dieses Ausmaßes erstmal schaffen.

So lange es Spaß macht

So lange es eben Spaß macht. So könnte auch das Motto von Lego Star Wars überschrieben sein, denn letzten Endes lässt sich die Faszination abseits von Diskussionen über Spielmechaniken, Umfang, Kreativität und Abwechslung auf den banalsten und affektivsten aller Faktoren herunterbrechen, die die Beurteilung von Spielen kennt: den puren Spaß. Lego Star Wars macht Freude, gute Laune und unterhält gekonnt in einer Tour. Es ist quasi unmöglich, dieses Spiel nicht zu mögen oder, um es ohne doppelte Verneinung zu sagen: Wenn man Star Wars mag, sich das Kind im Herzen bewahrt hat, selbst eines ist oder eines hat, dann wird man mit diesem Spiel eine wunderbare Zeit verbringen.

>> Zocken ihr sie müsst: Die 10 besten Star-Wars-Spiele <<

Sucht man mit Vorliebe Haare in Suppen, so ließe sich darüber fast ebenso lange palavern wie über die Vorzüge des Spiels: Stellenweise macht sich die fehlende Tiefe im Kampfsystem und ein spielmechanisches Treten auf der Stelle bemerkbar, was den Spielablauf immer mal wieder Gefahr laufen lässt, dem Trott anheim zu fallen, weil sich zum Beispiel die Schusswechsel alle recht ähnlich anfühlen und nie sonderlich anspruchsvoll werden. Doch sobald dieses Gefühl mal aufkommt, wird es auch schon sofort wieder von den Entwicklern zerstreut: mit einem hübschen Einfall, einer neuartigen Spielmechanik, einer auflockernden Szene, einem spektakulären Höhepunkt.

Der Krieg um die Sterne beginnt erneut - Video-Preview zu Lego Star Wars: Die Skywalker Saga

Lego Star Wars: Die Skywalker Saga ist ein absolutes Mammutprojekt: alle neun Star-Wars-Filme in einem Spiel und dazu noch in einer offenen Welt. Pirmin konnte bereits zwei Level ausprobieren und sagt euch, wie sich der Krieg der Sterne spielt.

Lego Star Wars bietet ständig etwas Neues, prescht im richtigen Moment voran und erweckt stets den Eindruck, dass es den Entwicklern selbst Freude bereitet, wenn der Spieler sie hat. Dazwischen kommt es hingegen immer wieder zu merkwürdigen Ungereimtheiten, die weniger stören, als vielmehr irritieren und regelmäßig die Frage aufwerfen, ob man gerade einfach nur zu blöd ist, etwas Entscheidendes übersehen oder einen Bug gefunden hat: etwa bei der Menüführung, wenn Schaltflächen plötzlich verschwinden oder sich nicht entscheiden können, welchen Knopf man nun eigentlich drücken soll. Oder verwirrend gestellte Rätsel, deren Lösung sehr viel simpler oder komplizierter ausfallen, als man im ersten Moment intuitiv annimmt. Oder die KI der Begleitercharaktere, die manchmal ihren eigenen störrischen Kopf durchsetzen statt zu tun, was die Situation von ihnen erfordert. Oder essenzielle Tutorial-Hinweise, die das Spiel aus unerfindlichen Gründen erst in Episode 7 verrät, obwohl man sie schon von Anfang an gebraucht hätte.

Nicht so nebenbei durchgehen lassen möchte ich den Entwicklern zudem den fehlenden Online-Modus. In Zeiten, die gerade die Isolation von zwei Jahren Corona hinter sich haben, fällt dessen Abwesenheit recht unverständlich aus. Andererseits: Gerade dadurch liefert Lego Star Wars vielleicht auch den willkommenen Anlass, um sich endlich mal wieder persönlich zum gemeinsamen Zocken mit Freunden oder den eigenen Kindern auf der Couch zum jauchzenden Splitscreen-Koop zu treffen.

Könnte dichinteressieren

Kommentarezum Artikel