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Test - Lego 2K Drive : Test: Bringt den Fun zurück in den Racer

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Holla, die Waldfee! Was für eine Spaßgranate! Lego 2K Drive versprüht vom ersten Moment an gute Laune, steckt voller Kreativität und liebevoller Details und bietet mit seinen rasanten Rennen und der offenen Spielwelt massenweise Zeitvertreib. Allenfalls auf der Zielgeraden geht dem Open-World-Fun-Racer ein wenig die Puste aus.

Von der ersten Sekunde an herrscht bei Lego 2K Drive maximales Halligalli. Es macht alleine schon Spaß, einfach nur durch die offene Spielwelt des Fun-Rennspiels zu brettern, die Aussicht zu genießen und die vielen liebevolle Details zu bestaunen. Drei Welten gibt es: eine Wüstenlandschaft mit weiten Canyons, einer UFO-Forschungsanlage samt Space-Shuttle-Abschussrampe, einer Dinosaurier-Ausgrabungsstätte und einer Kleinstadt, in der es nur Süßigkeitengeschäfte zu geben scheint. Eine fröhliche Flusslandschaft mit reißenden Stromschnellen, malerischen Bauernhöfen, Goldsuchern im Bergwerk und einem Western-Saloon. Und schließlich die etwas ausgefallenere Spukwelt mit ihren Schlössern und Friedhöfen, Spinnen und Zombies, dem unheimlichen Sumpf und dem finsteren Wald.

Open World als Fun-Racer

Und überall in dieser Welt gibt es etwas zu entdecken: Da ist eine Rakete des verrückten Wissenschaftlers ins Auto des jungen Rennfahrers gekracht, sind die Schweine vom Bauern mit seinem Flugzeug ausgebüxt und abgestürzt, schauen sich die Skelette im Autokino einen Gruselfilm an, genießt der Bergsteiger die Aussicht und warten die UFO-Jünger in der Wüste auf unheimliche Begegnungen.

Das Erkunden dieser Welten fühlt sich nach einer wahrlich grenzenlosen Erfahrung an. Denn weil sich euer Fahrzeug wie im Ubisoft-Rennspiel The Crew automatisch je nach Untergrund in das passende Vehikel verwandelt – Rennauto, Geländewagen oder Motorboot – und die Hindernisse eh nur aus Legosteinen bestehen, die bei Kontakt in ihre Einzelteile zerspringen, steht der ständig freien Fahrt kaum etwas im Wege.

Überhaupt The Crew: Mit diesem bzw. Forza Horizon teilt Lego 2K Drive eine deutlich engere verwandtschaftliche Beziehung als mit dem zunächst erwartbaren Vorfahr Mario Kart. Man könnte auch sagen, Lego 2K Drive vereint das Beste aus beiden Welten: die offene Spielwelt und vielfältigen Herausforderungen der Open-World-Rennspiele und die unkomplizierten, voll auf Spaß ausgerichteten Wettrennen des Nintendo-Bestsellers. Von Letzterem borgt sich 2K die fantasievollen Kurse, das exzellent arcadige Fahrgefühl, sowie die Power-ups, die mit ihren kleinen Gemeinheiten regelmäßig das Ruder während der Rennen jauchzend und fluchend nochmal herumreißen: zielsuchende Raketen etwa, explosive Minen, sichtvernebelnde Spinnweben oder die Gespensterform, die euch kurzzeitig durchlässig für Kollisionen macht.

Doch bilden diese lediglich Gimmicks. Das Fahrgefühl von Lego 2K Drive mag simpel und arcadig ausfallen, offenbart aber in der Praxis eine Tiefe, die man von einem derartigen Fun-Racer nicht selbstverständlich erwartet. Denn letztlich entscheidet nicht die glückliche Bananenschale zur rechten Zeit über Sieg oder Niederlage, sondern allein fahrerisches Können, das richtige Fingerspitzengefühl beim Driften, die Streckenkenntnis über Abkürzungen und Fallen, sowie vor allem der taktisch kluge Einsatz des Turbos, der einen kurzfristigen Geschwindigkeitsschub verschafft, aber dann wieder aufgeladen werden muss, indem man Legosteine am Streckenrand überfährt - also genau das, was man in anderen Rennspielen vermeiden muss.

Die einzelnen Rennstrecken glänzen geradezu als Hort an Einfalls- und Abwechslungsreichtum: Im Gebirge geht es in engen Kurven die Serpentinen hoch, in der Wüste mischt sich plötzlich ein UFO ins Geschehen ein, und im Sumpf rauscht ihr mit dem Motorboot an zuschnappenden Krokodilen vorbei und durch hohle Baumstämme hindurch. Im einen Moment geht es im Affenzahn durch eine Spinnenhöhle, dann schon wieder durch ein Spukschloss mit waghalsigen Sprüngen und fallenden Beilen auf der Strecke. Natürlich ist Mario Kart als erklärtes Vorbild stets erkennbar, doch im Gegensatz zu den unzähligen zweitklassigen Nachahmern weist Lego 2K Drive erstaunlich viel Eigenständigkeit und übersprudelnde Fantasie auf.

Erst recht natürlich mit seiner Open World. Und die ist voll mit kleinen und großen Aufgaben. Die meisten dauern maximal eine Minute, viele nicht einmal 20 Sekunden, wodurch man sie ganz genüsslich mal schnell nebenbei erledigen kann, ohne zu lange aufgehalten zu werden. Denn sobald man einer davon begegnet, will man sie auch unbedingt ausprobieren, so vielseitig und unterhaltsam fallen sie aus: Oftmals geht es natürlich darum, eine bestimmte Strecke in möglichst kurzer Zeit zu fahren. Dann aber wieder müsst ihr die entlaufenen Schweine des Bauern einfangen und zurück in den Stall bringen, ein riesiges Goldnugget vom Berg ins Tal schubsen, mit dem Motorboot durch die Wellen der Stromschnellen springen, ohne Land zu berühren, so weit wie möglich von der Sprungschanze fliegen, die Eiswaffel schnell zum Freund in die Stadt bringen, bevor sie schmilzt, die Dorfbewohner vor anstürmenden Zombieskeletten retten, den Steinbrocken ausweichen, die ein Lkw vor euch verliert, und und und ...

Knapp 100 dieser Miniquests gibt es, und die sind auch nötig, denn die Story-Kampagne allein scheucht euch lediglich von Rennen zu Rennen, ohne dabei ihre Funktion als verbindendes Glied zwischen all den einzelnen Bestandteilen zu erfüllen. Weniger als zehn Stunden wird fürs reine Durchspielen benötigt, etwa 15, wenn man sich ausgiebig ablenken lässt. Doch wer danach nicht den Ehrgeiz entwickelt, die Nebenquests bis zur mitunter höllisch schweren Goldwertung auszureizen, dem könnte schon ein „Wie? Das war's schon?“ über die Lippen entweichen.

Vermutlich genau deswegen - und weil ich nicht wahrhaben wollte, dass der Spaß schon vorbei ist - habe ich mich genau dazu verleiten lassen und den fast schon manischen Ehrgeiz entwickelt, in jedem Event die Bestmarke zu erreichen. Schwupps, war die Spielzeit schon auf 25 Stunden angewachsen, und meine Fresse, das hat sich angefühlt wie Dark Souls. Wer in den einzelnen Miniquests die Goldwertung erreichen will, muss dafür ausgiebig trainieren, die Strecken in- und auswendig kennen und immer und immer wieder von vorne versuchen, wie in einem Souls-Bosskampf den Gegner einstudieren, bis man ihn irgendwann in Perfektion beherrscht. Doch wie gesagt: Wer dafür kein Faible entwickelt und sich mit den läppisch einfachen Bronzewertungen zufrieden gibt, der könnte leicht unbefriedigt wieder aus Lego 2K Drive in die Realität entlassen werden.

Außer Puste über die Ziellinie

Denn dann bleiben nur noch Hunderte von Sammelobjekten, die zwar nochmal einen Anlass geben, in entspannter Weise die Spielwelten zu erkunden und ihre zahllosen liebevollen Details zu entdecken, die man beim ersten Vorbeirauschen oftmals übersehen hat. Doch allein, es fehlt der Anreiz dazu. Abgesehen von unverhältnismäßig aufwändig zu erarbeitenden Achievements bzw. Trophäen bereiten sie nichts anderes als Zeitverschwendung. Denn die Belohnungen in Lego 2K Drive fallen so knausrig aus, dass sie der Mühe nicht wert scheinen. (Naja, ich hab's trotzdem gemacht und damit jetzt schon 35 Stunden auf der Uhr.)

Denn was das Spiel letztlich vermissen lässt, ist das entscheidende Bindeglied, das seine Bestandteile zusammenhält und zu einem einheitlichen Ganzen verknüpft. Es fehlt eine Möhre vor der Nase, die den Spieler mit nützlichen Belohnungen ködert oder ihn zumindest mit besseren Werten oder Ausrüstung lockt, die all seinen Betätigungen über den reinen Selbstzweck hinaus einen spielerischen Sinn verleihen würden, sich mit ihnen ausgiebig zu beschäftigen.

Die Story-Kampagne übernimmt diese Aufgabe leider nicht. Sie schickt euch lediglich von einem Rennen zum nächsten, hat aber abseits dessen kaum eine Geschichte zu erzählen. Das wiegt umso bedauerlicher, wo doch gerade die Lego-Spiele von TT Games mit ihren albernen Slapstick-Szenen und eigenwilligen Genre-Verballhornungen vorgemacht haben, wie wichtig heitere Zwischensequenzen sind, um den Lego-Stil zur vollen Entfaltung zu bringen und ihn nicht lediglich als architektonische Extravaganz für die Kulisse vorzuschieben. Die Geschichte von Lego 2K Drive erschöpft sich im Grunde auf die knappe Vorstellung immer neuer Rennkontrahenten auf dem Weg zum Finale beim großen Himmelspokal und verfügt damit über nicht mehr Aussage als ein Panini-Sammelalbum.

Bestes Beispiel für dieses fehlende letzte Quäntchen Durchdachtheit: die Erfahrungspunkte. Für alles, was ihr macht, erhaltet ihr EP und steigt dadurch nach und nach im Level auf. Doch hat dies außer einer Zahl in der Statistik kaum einen spielerischen Zweck oder eine weiter reichende Bewandtnis. Hin und wieder erhaltet ihr zwar neue Legosteine für den Editor, Sticker für euer Fahrzeug oder auch neue Autos, allerdings so selten und unnütz, dass man sich bisweilen schon fast veräppelt vorkommt.

Gerade den Fuhrpark mit immer neuen, besseren oder wenigstens völlig verrückten Vehikeln zu erweitern, hätte jede Menge Ansporn geliefert. Doch die wenigen Fahrzeuge, die ihr als Siegprämie verdient, fallen entweder komplett nutzlos aus (wie die kultverdächtige Burger-Kutsche, die aber kaum geradeaus zu steuern ist) oder so speziell, dass sie allenfalls in ganz spezifischen Nebenquests sinnvoll zum Einsatz kommen (wie der Traktor, mit dem sich Unkraut von der Strecke mähen lässt), während ihr mit dem Startauto die meiste Zeit am besten bedient seid. Auch mit neuen Minifiguren für den Avatar hält sich Lego 2K Drive auffällig zurück. Völlig unverständlich, denke man nur an die Sammellust, die unlängst erst Lego Star Wars: The Skywalker Saga (Test) mit seinen weit über 100 Figuren zu wecken vermochte. Doch Lego 2K Drive zeigt sich betont knausrig bei alledem. Und das vermutlich aus gutem Grund.

Shop oder Flop

Denn für derlei Nachschub hat Entwickler Visual Concepts zum einen den Editor vorgesehen, mit dem ihr euch selbst grenzenlos kreativ austoben dürft. Hier könnt ihr eurer Fantasie völlig freien Lauf lassen und jedes nur erdenkliche Fahrzeug aus sämtlichen Legosteinen, die es gibt, zusammenbasteln, die dann sogar noch physikalisch korrekt nach ihrem Schwerpunkt und Balance berechnet werden. Kollege Sascha, der für derlei Basteleien mehr Begeisterung aufbringt als ich und sich stundenlang damit beschäftigt hat, wird euch sicherlich in seinem Zweitfazit auf der nächsten Seite weiter davon vorschwärmen.

Doch wem die mitgelieferten Inhalte zu wenig sind, für den hat Publisher 2K Games ohnehin bereits die Schröpfmaschine per Season Pass und Mikrotransaktionen angeworfen. Eine zusätzliche Spielwelt und neue Quests sollen glücklicherweise kostenlos folgen. Für das übliche Trallala in Form von neuen Fahrzeugen werdet ihr aber zur Kasse gebeten.

Was kaum noch groß auffällt, denn neue Fahrzeuge will euch Publisher 2K ohnehin alle Nase lang für Echtgeld im Shop verkaufen. Glücklicherweise muss niemand darauf eingehen, weil man während des Spiels sowieso genug Ingame-Währung sammelt, um sich hin und wieder was zu gönnen, wenn man unbedingt will. Jedoch ausgerechnet ein Spiel, das sich gezielt an Kinder richtet, mit einem derartigen Monetarisierungsmodell auszustatten, fällt schon höchst fragwürdig bis gar verwerflich aus.

Nun soll abschließend dennoch nicht der Eindruck entstehen, Lego 2K Drive verfüge über zu wenig Inhalt. Denn zum einen steht es mit 60 Euro noch eine Etage unter Vollpreisniveau. Und zum anderen rufe man sich in Erinnerung, dass vergleichbare Rennspiele, wie eben auch Mario Kart, über eine Open World und derart viele Möglichkeiten erst gar nicht verfügen und sich stattdessen in erster Linie auf die reinen Rennen gegen menschliche Spieler beschränken, die in diesem Test noch gar nicht zur Sprache kamen.

LEGO 2K Drive - Launch-Trailer zum Release

Der Funracer LEGO 2K Drive ist ab heute offiziell erhältlich.

Aber die bietet Lego 2K Drive natürlich auch. Online für bis zu acht Spieler und auch in der totalen Gaudi-Variante via Splitscreen auf dem Sofa. Darüber hinaus könnt ihr launige Partyspiele gegen Freunde austragen, in denen ihr zum Beispiel so viel Zerstörung wie möglich anrichten müsst, einen riesigen Wasserball um die Wette einen Hügel hinunterrollt oder ein Wettrennen nach Kindergeburtstag-Art veranstaltet, bei dem alle Mitspieler mucksmäuschenstill auf der Stelle stehen müssen, wenn sich der Vordermann zu ihnen umdreht.

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Um die Zahlenspiele schlussendlich aufzulösen: Bei 40 Stunden steht mein Drehzahlmesser in Sachen Spielzeit mit Lego 2K Drive im Moment schon. Und der Multiplayer-Modus wird dafür sorgen, dass es am Ende bestimmt mindestens doppelt so viel wird. Gar nicht mal so übel für ein kleines Kinderspielzeug. In diesem Sinne mag Lego 2K Drive noch einiges an Luft nach oben für einen Nachfolger lassen. Bis dahin bietet es aber das womöglich kompletteste Fun-Rennspiel-Paket, das es auf dem Markt gibt.

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