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Special - Freiberufler-Geschichten - Kolumne : Frei, aber pleite?

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    Das Ende vom Lied

    Auch mit beinahe 15 Jahren Berufserfahrung fällt es schwer, gegen kostenlose Billiglöhner zu argumentieren. Hey, wenn mir jeden Tag einer die Wohnung sauber machen würde, nur damit sein Name irgendwo im Internet steht … ich würde auch sofort zuschlagen! Die Branche will immer professionell sein und will ernst genommen werden. Dann bezahlt eure Autoren! Pünktlich und angemessen. Jeder Leser merkt es einem Artikel an, ob das Herzblut des Schreibers darin steckt oder ob es nur ein kurzer Blowjob an der Tankstelle für ihn ist.

    Gleichzeitig dreht sich durch das Lohn-Dumping eine gefährliche Spirale, die bei allen Autoren für eine Mischung aus Angst und Leistungsdruck sorgt. Der Laden muss ja schließlich laufen! Darum gehen Kollegen über Leichen – und wenn es ihre eigene Gesundheit ist. Urlaub gibt es vielleicht alle Jubeljahre mal. Freie Wochenenden werden sowieso überbewertet. Und natürlich sollte man jederzeit erreichbar sein.

    Ich spiele gerne den Feuerwehrmann und fahre kurzfristig auf Events, übernehme noch ein Interview, schreibe eine Reportage oder kümmere mich um Vorschau- oder Testartikel. Das ist Teil meines Berufs und macht sicherlich auch den Nervenkitzel aus. Aber wie das Kind beim ekligen Mann mit den Süßigkeiten muss man auch als Freelancer lernen, „NEIN“ zu sagen. Ein freier Redakteur muss nicht jede Arbeit machen, jede Abgabefrist und jedes Honorar akzeptieren.

    Genau deshalb bin ich doch schließlich in das Freiberuflertum abgewandert. Weil der redaktionelle Alltag vielerorts zu reglementiert ist und Kreativität kaum mehr zulässt. Weil ich jene Freiheit genießen möchte, um Geschichten zu entwickeln und Menschen kennenzulernen. Freie Autoren sitzen nicht den ganzen Tag in der Unterbuchse vor dem Bildschirm oder liegen faul auf der Couch herum. Das mache ich höchstens zwei bis drei Stunden täglich!

    Wir sind kreative Impulsgeber ebenso wie professionelle Dienstleister. Jeden Monat schreibe ich dutzende Themenvorschlägen, führe Interviews und bastle daraus maßgeschneiderte Geschichten. Deshalb liebe ich meinen Beruf. Deshalb mache ich ihn seit 14 Jahren und habe ihn trotz aller Krisen, Wutausbrüche und sogar nach einigen Klagen gegen ehemalige Kunden nie an den Nagel gehängt.

    Auch wenn ein guter Freund meine Profession seinerzeit als „Zeilenstricher“ titulierte, so habe ich doch nie den Eindruck gehabt, mich in irgendeiner Form billig zu verkaufen. Der Prozess des Entdeckens und Schreibens darüber ist bis heute ungebrochen spannend. Denn jedes Spiel, jede Person, jede Idee besitzt etwas Erzählenswertes und Interessantes. Selbst wenn es nur der blöde Beruf eines freien Spielejournalisten ist.

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    Der Autor dieser Zeilen ist nicht nur Freiberufler, sondern auch der vielleicht größte Wrestling-Fan der Branche und großer Freund des alltäglichen Blödsinns. Weil er bislang noch nicht den Schatz im Silbersee gefunden hat, spielt er ziemlich viel und schreibt auch gerne darüber. Wer davon etwas mitbekommen möchte, der kann Olaf auch auf Twitter folgen!

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