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Test - Hellblade: Senua's Sacrifice : Verstörend einzigartiger Psychotrip

  • PC
  • PS4
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Es gibt kein Zurück mehr! Das kleine Boot, das die junge Kriegerin Senua zu einem Sumpf in ein keltisch-nordisch geprägtes Nirgendwo getragen hat, schickt sie mit einem Stoß zurück in die Dunkelheit. Sie muss weiter, es gibt keine Alternative. Denn die Seele ihres Geliebten Dillion steht auf dem Spiel. Senua glaubt, ihn den Fängen der Unterwelt entreißen zu können. Oder ist das ein Irrglaube? Nein, es muss möglich sein. Vergiss es, Senua. Doch, du kannst ihn retten. Er ist verloren. Geh weiter!

Ein Gewirr aus Frauenstimmen malträtiert ihren Kopf. Auf der einen Seite die Engelszungen, die an ihre Mission glauben und Senua Mut zusprechen. Doch dann sind da auch die Teufel, die sie verachten und ihre Mission bereits zum Scheitern verurteilt haben. In einem Moment sorgen sie für Zuversicht, im nächsten für Zweifel, oftmals gar beides zugleich. Dazwischen mischt sich Senuas Stimme. Oder ist es auch nur einer ihrer Dämonen?

Senua ist verwirrt, und ich bin es auch. Die Stimmen prasseln auf mich ein, permanent und von allen Seiten. Ich steuere die Kriegerin durch den Sumpf, laufe mit ihr über einen Strand, balanciere über Baumstämme – alles kein Problem. Und dennoch hadere ich. Die Stimmen verwirren, sie rufen Fragen hervor. Was geschieht mit dieser Frau? Was steckt wirklich hinter ihrer Reise? Und welche Rolle spiele ich in dieser Geschichte?

Abgründe der Seele

Denn Senua schaut mich an. Klagend und verstört ist ihr Blick, das ängstliche Gesicht ist wie ein Fenster zur gepeinigten Seele. Ich will etwas sagen, doch wäre ich nicht nur eine weitere Stimme in ihrem Kopf? Plötzlich wird es dunkel, riesige bewaffnete Gestalten tauchen aus dem Nichts auf. Senua schreit auf und greift zu ihrem Schwert. Sie schlägt zu. Blockt. Weicht aus. Ein schön anzusehender Klingentanz, simpel, aber hochemotional. Denn es scheint, als kämpfe sie weniger gegen die Angreifer als vielmehr gegen sich selbst.

Fortan jagt ein surrealer Moment den nächsten, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischen für Senua – und für mich ebenso, denn Sicherheit existiert in dieser Welt nicht. Die einzige Konstante ist die ständige Ungewissheit darüber, was als nächstes passiert. Diese Überraschungen machen das Spiel aus, auch wenn sie immer unbehaglich sind. Senuas Geist offenbart Abgründe, die sich mit einer bisher ungekannten optischen und akustischen Wucht vor mir auftun.

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Die Reise wird zunehmend unbequemer, bizarrer und verstörender. In dieser Welt scheint es keinen Lichtblick zu geben, ebenso wenig wie in Senuas Seele. Ihre Frustration geht auf mich über. Die Stimmen, die irren, albtraumartigen Sequenzen, die spielerischen Wiederholungen aus simplem Auffinden von Runen-Symbolen und gleichförmigen Kämpfen ziehen mich runter. Immer wieder sieht mir Senua in die Augen und lässt mich an ihrem Leiden teilhaben. Selten habe ich mich in einem Spiel so verloren und machtlos gefühlt. Ich will dieser jungen Frau helfen, aber geht das überhaupt? Trage ich vielleicht sogar Schuld an ihren Qualen? Wer bin ich in ihren Augen? Bis zum Ende und auch darüber hinaus beschäftigen mich diese Fragen.

Alles für die Story

Hellblade: Senua's Sacrifice ist ein schwer greifbares und darum noch schwieriger zu beschreibendes Erlebnis. Im Kern handelt es sich zwar um ein Action-Adventure, doch das bricht mit nahezu allen bekannten Abläufen: Wer klassische Spielabläufe favorisiert und eine strukturierte, verständliche Story haben will, sollte die Finger von diesem Psychotrip lassen. Ebenso dürften Spieler, die von einem Spiel belohnt und bespaßt werden wollen, in einen bodenlosen Abgrund stürzen. Spielerisch fällt Hellblade überschaubar aus und ist darüber hinaus untrennbar mit seiner Handlung verwoben. Die zum Einsatz kommenden Elemente sind ein ebenso zentraler Teil der Story wie Grafik und Sound.

Optisch ist Hellblade in jedem Fall ein Knaller: Die Umgebungen sehen schick aus und werden extrem atmosphärisch beleuchtet. Herausragend ist jedoch Senua selbst: Die von der Schauspielerin Melina Juergens dargestellte Hauptfigur begeistert mit einer diffizilen, sehr dynamischen Mimik und Gestik. Sie macht Senua lebendig und verleiht ihrem Schmerz und ihrem inneren Kampf einen greifbaren Ausdruck. Mindestens ebenso gelungen ist die Akustik, die jedoch unbedingt mit Surround-Anlage oder -Kopfhörern erlebt werden sollte. Erst, wenn man von dem Gewitter aus Stimmen und Effekten eingeschlossen wird, kann sich die verstörende Klangkulisse richtig entfalten.

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