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Preview - Die Siedler : So spielt sich das Siedler-Reboot

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Was macht eigentlich Die Siedler? Seit einer gefühlten Ewigkeit ließ das Reboot der traditionsreichen Aufbaumarke nichts mehr von sich hören. Nun meldete sich Ubisoft mit einem Paukenschlag zurück: Das neue Siedler lebt! Und wir durften sogar mehrere Stunden spielen. Doch die Neuausrichtung der Serie lässt uns mit vielen Fragen zurück.

Kaum ein Name wird so sehr mit deutscher Aufbauspiel-Historie verbunden wie Die Siedler. Lange vor Anno wuselten schon die ersten Pixel-Pioniere über die Bildschirme. Volker Wertich schuf den Erstling quasi im Alleingang. Genau jener Wertich sollte fast drei Jahrzehnte später dem Franchise wieder neues Leben einhauchen. Publisher Ubisoft bewarb sein ambitioniertes Reboot, das schlicht nur „Die Siedler“ heißt, selbstbewusst mit der Bekanntgabe, dass der Serienschöpfer persönlich wieder die Zügel in der Hand hält.

Jene Ankündigung liegt nun schon mehrere Jahre zurück. Das letzte Lebenszeichen des neuen Ablegers gab es 2019 auf der Gamescom, als die Entwickler sogar eine spielbare Version vorstellten. Seitdem herrschte Funkstille, doch Ubisoft lässt die Fans nun aufatmen: Das Siedler-Reboot ist weiterhin in Arbeit, und es kommt sogar sehr, sehr bald: Am 17. März wird das von Fans sehnlich erwartete Spiel endlich erscheinen.

Zur überraschenden (Wieder-)Ankündigung präsentierten uns die Entwickler, die sich von der einstigen Kultmarke Blue Byte mittlerweile in Ubisoft Düsseldorf umbenannt haben, was sich in den letzten zwei Jahren getan hat und ließen uns sogar selbst Hand anlegen. Doch was aus dem so hoffnungsvollen Projekt geworden ist, hat nur noch wenig mit Volker Wertichs einstiger Vision zu tun.

Der Siedler-Schöpfer ist übrigens gar nicht mehr am Spiel beteiligt und verließ das Studio mitten im Entwicklungsprozess. Bereits nach wenigen Minuten wird klar, warum. Die Siedler steckt voller Widersprüche und fühlt sich über weite Strecken wie ein völlig anderes Spiel an, das mit dem Klassiker nurmehr den Namen gemein hat.

Bildhübsche Grafik

Der erste Eindruck ist erstmal ein positiver. Die Grafik des neuen Siedler ist einfach nur schön, werkelt doch im Hintergrund die Snowdrop-Engine aus The Division. Zoomen wir näher an unsere noch kleine Siedlung heran, wuselt es sich zudem wie in besten Serienzeiten. Wie gewohnt müssen wir Wege anlegen, auf urigen Hexfeldern wohlgemerkt, und verlegen Grenzsteine, um unser Gebiet zu erweitern. Also wenn das kein echtes, zutiefst klassisches Siedler ist …

Schnell offenbart sich jedoch, dass viele Inhalte, die zu Beginn der Entwicklung noch angekündigt wurden, in der Zwischenzeit gestrichen worden sind. Da wäre zum Beispiel die Karte, die uns zur Verfügung steht. Auch nach mehreren Runden sieht die immer gleich aus. Tatsächlich wird Die Siedler nicht wie einst versprochen über zufällig generierte Karten verfügen, sondern vorgefertigte - nach aktuellem Stand im Skirmish-Modus lediglich sechs an der Zahl. In der Story-Kampagne sollen es immerhin 13 Karten werden.

Dabei liegen auch Rohstoffvorkommen, Ereignisse und Banditenlager immer an den gleichen Orten. Dies hat zur Folge, dass unsere Siedlungen durch den stets identischen Kartenaufbau immer gleich aussehen. Beim zweiten Anlauf wissen wir sofort, wo das nächste Steinvorkommen liegt und müssen die Map nicht erst ausgiebig erforschen. Nächstes Fragezeichen: die Kämpfe. Sollten Armeen ursprünglich nur rudimentär befehligt werden, haben wir jetzt wieder individuellen Zugriff auf jede Einheit, also wie in einem Echtzeit-Strategiespiel.

Und genau wie ein solches fühlt sich das neue Siedler jetzt auch an. Sehr schnell greifen uns Feinde wie Banditen oder die gegnerische KI an. Entspanntes Bauen ist also nur bedingt möglich. Als Siegbedingung bleibt uns auch nur übrig, den Gegner zu belagern. Wozu übrigens keine Mauern mehr niedergerissen werden müssen. Denn die flogen auch raus.

Spielerische Neuausrichtung

Schnell wird offenkundig, dass das grundlegende Konzept des Spiels eine deutliche Neuausrichtung erfahren hat: Es geht nicht mehr in erster Linie darum, eine schöne, florierende Siedlung zu errichten, sondern schnellstmöglich eine schlagkräftige Armee aufzustellen. Die Warenketten – ursprünglich mal das Herzstück der Reihe – dienen folglich in erster Linie auch nur noch diesem Zweck: Für Soldaten brauchen wir Waffen, die wiederum aus Eisenbarren gefertigt werden, wozu wir erstmal Minen erbauen müssen, was nur auf entsprechenden Vorkommen geht.

Lediglich drei Gebäude werden für diesen Prozess benötigt - und das war schon der umfangreichste aller vorhandenen Warenkreisläufe. Sämtliche anderen Ressourcen wie Nahrung oder Baumaterial sind dagegen wahnsinnig simpel zu erlangen. Fleisch zum Beispiel kriegen wir direkt ohne weitere Produktionsschritte vom Feld. Und für Brot brauchen wir zwar immerhin die gleichen Gebäude wie in Anno 1800 (Weizenfeld, Mühle, Bäckerei), doch ist es unseren Siedlern relativ egal ist, ob wir genug Nahrung im Warenhaus haben, denn sie haben ohnehin keinerlei Bedürfnisse. Fisch, Fleisch und Backwaren werden nur benötigt, um in Minen oder Holzfällerlagern die Effizienz zu erhöhen (ähnlich wie der Strom bei Anno).

Das Siedler-Reboot wurde spielerisch offensichtlich stark vereinfacht und verschlankt, das Tempo erhöht und der Fokus auf Kämpfe und Echtzeit-Strategie gelegt. Das wäre grundsätzlich kein Problem – weniger ist oftmals durchaus mehr, erst recht im Falle altgedienter Spielereihen, denen im Laufe der Zeit immer neue Gameplay-Zöpfe langsam aber sicher über den Kopf wachsen. Jedoch, was wir nach unserer Anspiel-Session leider feststellen müssen: Dieses Spiel macht in dieser Form keinen Spaß, es ist sogar, ganz plump gesagt, einfach langweilig. Nach nicht mal einer Stunde haben wir schon alle Gebäude gesehen. Da es zudem keine Evolutionsstufen für unsere Siedlung gibt, mangelt es an Motivation weiterzuspielen.

Die Siedler - Sie sind wieder da Trailer

Im März wird die klassische Strategiereihe Die Siedler als Reboot ihr Comeback feiern.

Auch bei seinem Setting geht das Siedler-Reboot neue Wege, die zunächst befremdlich wirken: Statt in einer knuddeligen Mittelalter-Version dürfen wir nun fiktive Fantasy-Fraktionen mit Namen wie Elari oder Maru spielen, die sich spielerisch jedoch kaum voneinander unterscheiden. Statt Belagerungswaffen, Ritter oder Reiter rekrutieren wir nun in Tavernen Magier und Wesen mit Raketenwerfern. Das erinnert weniger an Die Siedler, als vielmehr an dessen Ableger Champions of Anteria, das aus dem einst eingestampften Die Siedler 8 hervorging. Und an MOBA-Titel wie League of Legends, an dessen Erfolgsformel sich das Siedler-Reboot mehr zu orientieren scheint als an seiner eigenen Tradition.

Wir sind gespannt, was ihr dazu sagt - schließlich steht Die Siedler bei unserer kürzlich abgehaltenen Wahl zu euren Most-Wanted-Spielen 2022 sehr, sehr weit oben in der Gunst. Am 20. Januar beginnt bereits die Open Beta, in der ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen könnt.

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