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Test - Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne : Poirot schwächelt auf den Kanalinseln

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Reichlich wenig hilfreiche Hilfe


Die zahlreichen Hilfsfunktionen werden hierbei auch nicht immer ihrem Zweck gerecht. Das Notizbuch kann euch noch am ehesten auf die Sprünge helfen. Darin werden unter anderem noch zu erledigende Aufgaben aufgelistet. Als wenig nützlich erwiesen sich in der Praxis Poirots Hilfen und der so genannte "Finger des Verdachts", zu dem ihr jederzeit in Poirots Büro schalten könnt, um euch eine weitere Vorgehensweise vorschlagen zu lassen. Das unterbricht auch noch den sowieso schon recht zähen Spielfluss der ersten Hälfte, in der nur die meistens recht geschliffenen Dialoge und Beziehungen der gut ausgearbeiteten Charaktere zueinander überzeugen können.

Die zweite Hälfte des Spiels kommt dann aber doch recht gut in Gang. Mit der Aufklärung des Mordes nimmt die Geschichte endlich die Gestalt an, die man von einem Agatha-Christie-Krimi gewohnt ist. Zwar gibt es auch hier kaum anspruchsvolle Rätsel, aber die Spannung wird mit einigen interessanten Wendungen doch bis zum (von der Romanvorlage abweichenden) Ende aufrechterhalten. Die Entwickler haben sich aber leider auch ansonsten recht viele Freiheiten bei der Adaption der Geschichte herausgenommen. Einige der Nebenhandlungen fügen sich zwar verhältnismäßig gut in die Geschichte ein, scheinen aber vor allem den Zweck zu erfüllen, die Länge des Adventures zu strecken.

Die Schönheit der englischen Kanalinseln im Sommer


Aber es gibt auch Gutes zu berichten. Immerhin ist die Stimmung des englischen Ferienparadieses optisch gut eingefangen. Vor allem die Schauplätze wirken authentisch, seien es nun die romantische Küstenlandschaft oder das 40er-Jahre-Design des Hotels. Obwohl die Zahl der Orte überschaubar ist, müsst ihr euch leider doch häufig von einem Ende der Insel zum anderen (oder sogar aufs Festland) klicken, um nach Personen zu suchen. Eine Schnellreisefunktion oder zumindest eine Anzeige des Aufenthaltsorts der Charaktere wie in 'Sinking Island' wäre hier angebracht gewesen. Immerhin könnt ihr per Doppelklick sofort in das nächste Bild wechseln.

Im Gegensatz zu den schön gerenderten Hintergründen bewegen sich die Animationen der Charaktere allerdings manchmal schon fast an der Grenze zum Lächerlichen. Speziell Poirots schlurfender Gang ist fast schon peinlich. Gut gelungen ist immerhin die Synchronisation. Von einigen Ausreißern abgesehen wurde hier erstklassige Arbeit geleistet und besonders Poirots Figur gewinnt mit dem bekannten Akzent etwas von ihrer durch die lausige Animation verlorenen Würde wieder. Auch der angenehme Soundtrack lässt die 40er-Jahre wieder aufleben.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
Diesmal wurde die Versoftung eines Agatha-Christie-Klassikers ziemlich in den Sand der englischen Kanalküste gesetzt. Schade, denn 'Das Böse unter der Sonne' hätte eine bessere Umsetzung verdient. Wohlgemerkt, Spaß macht das Spiel schon. Fesseln kann es aber erst in der zweiten Hälfte. Eine merkwürdige Rahmenkonstruktion, viel zu leichte Rätsel, die häufig nicht einmal spielrelevant sind, und lange Laufwege nerven vor allem in der ersten Hälfte. Dass das Spiel nicht völlig im Sande verläuft, liegt an der spannenden zweiten Hälfte, dem sowohl grafisch wie auch akustisch hervorragend eingefangenen Ambiente der 40er-Jahre und der guten Charakterzeichnung. Adventure-Einsteiger und Agatha-Christie-Fans sollten ruhig einen Blick riskieren. Wer gehobenen Anspruch und Story-Kontinuität erwartet, wird aber enttäuscht werden.

Überblick

Pro

  • authentisches 40er-Jahre-Flair
  • in der zweiten Hälfte spannende Krimi-Story
  • gute Synchronisation und guter Soundtrack

Contra

  • viel zu leichte Rätsel
  • träge erste Hälfte
  • lange Laufwege
  • schlechte Charakteranimationen

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