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Special - Abgesang auf die Wii U : Die Chronik eines Traumes

  • WiiU
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Konkurrenz: Die letzte Rettung im aufziehenden Sturm

Nach rund einem Jahr bekommen wundervolle Titel wie Pikmin 3 kaum noch die nötige Aufmerksamkeit von der Masse. Nintendos schwache Marketing-Maßnahmen sind wie Tropfen auf den heißen Stein. Spiele, die das System in den Mainstream bringen oder die Besonderheiten der Wii U nutzen, gibt es nicht. Zum großen Bedauern ist die Konsole für die Masse irrelevant geworden, spätestens dann, als Sony und Microsoft ihre neuen Konsolen veröffentlichen. Für die Wii U brechen nun noch schwerere Zeiten an. Dritthersteller richten sich kaum noch nach der andersartigen Bauweise einer nun technisch unterlegenen, nicht weit genug verbreiteten Konsole. Der Vorsprung ist verschenkt.

AAA-Titel von Drittherstellern werden verschoben, eingestellt oder derart zurückgeschraubt, dass kaum Gründe existieren, die Wii-U-Version vorzuziehen. Der Traum der „Wii for U“, der Wii für alle, steht kurz davor zu platzen. Derweil beschäftigt sich Nintendo immer noch damit, verspätete Launch-Titel nachzubereiten, rund ein Jahr nach Konsolenstart. Die Konsole immerhin wird flotter. Die Ladebildschirme, die genügend Zeit zum Schmieren eines Butterbrotes ließen, sind Geschichte. Zum Weihnachtsgeschäft veröffentlicht Nintendo große Hits der Wii-Ära wie Wii Sports oder Wii Fit in abgeänderter Form. Ohne Erfolg. Dafür sieht das erst gescholtene Super Mario 3D World immer besser aus und erntet herausragende Kritiken.

Das Weihnachtsgeschäft bringt nicht den erhoffen Umschwung. Ganz im Gegenteil: Nintendo sieht sich gezwungen, die Absatzprognose der Wii U von 9 auf 2,8 Millionen Einheiten zu reduzieren. Die Konsole tritt auf der Stelle. Erst 2014 erscheinen die großen Titel, die eigentlich Nintendos System-Seller sind: Mario Kart 8 und Super Smash Bros. for Wii U. Auch Nintendos neuester Einkauf, Bayonetta 2, zählt zu den Titeln, die es endlich wieder schaffen, dass Nintendo in den richtigen Gang schaltet. Um die Fehler der Vergangenheit aufzuholen, ist es zu spät. Trotz positiver Tendenzen glückt es Nintendo ohne gute Third-Party-Titel nicht, die Wii U abheben zu lassen, obwohl ihr drittes Jahr begonnen hat. Normalerweise stünde sie jetzt in voller Blüte.

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Nintendo gelingt es alleine nicht, die Entwicklung aufwändiger HD-Titel zu stemmen. Das räumt der Traditionskonzern sogar ein. Die zwei großen Geschäftsfelder aus eigenem Haus, Handheld und Heimkonsole, ringen um die Aufmerksamkeit der eigenen Entwickler. Nintendo muss sich entscheiden und konzentriert sich lieber auf den erfolgreichen 3DS. Zur selben Zeit beschließt Nintendo, die beiden Hardware-Abteilungen zu fusionieren. Ein Schritt, der wegweisend für die Entwicklung des Hybriden Switch ist. Unterdessen floriert der eShop. Nintendo kommt bestens mit Indie-Entwicklern aus, die auf der Wii U ein Zuhause finden.

Eine weitere Goldader erschließt Big N mit amiibo. Starke Marken in Figurenform wecken Begehrlichkeiten, sind lange knapp und helfen beim Überbrücken der finanziellen Dürreperiode. Es ist der erste Schritt, die Firmenikonen auch abseits des Kerngeschäfts ins Rampenlicht zu rücken. Kurzfilme und eigene Bereiche in Themenparks sollen erste Kontakte mit Mario und Konsorten ermöglichen.

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Abschied: Zwei Bestattungen

Egal wie gut einige Segmente inzwischen laufen, eines kann Nintendo 2015 nicht mehr verstecken: Die Wii U ist am Ende. Nichts kann sie noch retten. Die zunehmende Akzeptanz des geplatzten Traumes einer „Wii for U“ ist spürbar. Viele Spiele werden in den letzten Atemzügen der Konsole in strenger Kosten-Nutzen-Rechnung entwickelt. Minimaler Aufwand, möglichst hoher Erlös. Kein Wunder, dass Mario Tennis: Ultra Smash oder Animal Crossing – amiibo Festival auf ganzer Strecke enttäuschen. Fast zu Ende entwickelte Titel wie Xenoblade Chronicles X werden noch veröffentlicht und begeistern zumindest die Fans. Es ist spürbar, dass Nintendo intern die Prioritäten verlagert hat.

Im Frühjahr 2015 nimmt Firmenchef Satoru Iwata Umstrukturierungen vor und ebnet den Weg für die Zukunft. Im Eiltempo schafft er die Voraussetzungen für eine Kooperation mit dem Mobile-Game-Entwickler :DeNa, um Smartphone-Spiele zu entwickeln. Ein Tabubruch für Nintendo. Im selben Atemzug bekennt sich das Unternehmen zu einer neuen, dedizierten Spielkonsole mit Codenamen NX, die erst zwei Jahre später das Licht der Welt erblicken soll. Sie ist Iwatas Erbe. Kurz darauf stirbt er am 11. Juli nach einer Krebserkrankung. Mit der Ankündigung einer neuen Konsole bekommt die Wii U ein Verfallsdatum aufgestempelt.

Mit Splatoon, einer vollkommen neuen Marke, beweist Nintendo ein letztes Mal, wozu die Wii U gedacht, wozu sie fähig ist. Ein kurzer, zweiter Frühling bricht an. Der Fun-Shooter avanciert zum Erfolgstitel. Das perfekte Fundament, um Splatoon auf der Switch in erweiterter Form voll durchstarten zu lassen. Exemplarisch für die Wii U ist der Umstand, dass sie nach viereinhalb Jahren immer noch kein exklusives Zelda zu bieten hat. Etliche Verschiebungen hieven Breath of the Wild als Launch-Titel auf die Switch. Paper Mario: Color Splash ist der letzte Exklusivtitel, der auf den ambitionierten zwei Bildschirmen beheimatet ist.

Heute, 2017, hat die Wii U viel durchgemacht, tiefe Täler durchschritten und immer wieder an der süßen Brise des Erfolgs geschnuppert. Sie mag nicht Nintendos glorreichstes Werk gewesen sein, doch ihre Rolle als Wegbereiter und Übergang zur perfektionierten Switch ist vielleicht ihr größter Verdienst. Möglicherweise wendet sich nun das Blatt. Bekanntlich ist eine Komödie nur eine Tragödie plus Zeit.

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