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Test - Vampire the Masquerade: Bloodlines : Spiel der Woche 48/04

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Bei den Kämpfen fällt zudem die mangelhafte, bisweilen sogar idiotische KI der Gegner auf. Deckung wird zwar genutzt, aber nur rudimentär, eure Feinde stürmen meist nur direkt auf euch zu. Ganz schlimm wird es, wenn ihr an Widersacher heranschleicht, selbst mit mittlerem Schleich-Skill erkennen Gegner euch nicht mal dann, wenn ihr direkt vor ihnen hockt, sondern stolpern nur euren Geräuschen nach, ohne euch wahrzunehmen. Nicht selten könnt ihr euch aus einem Kampf sogar durch einfaches Niederhocken retten.

Wie versorgt sich ein Vampir?

Waffen und Ausrüstung gibt es dafür reichlich, zum einen lassen erlegte Gegner mal was fallen, zum anderen versorgen euch NPCs, beispielsweise im Pfandhaus, mit brauchbarer Ausrüstung. So gibt es Nahkampfwaffen vom abgetrennten Arm bis hin zum Katana, Pistolen, MPs, Schrotflinten (sehr nützlich) und Flammenwerfer. Schwerere Kleidung sorgt für besseren Schutz zu Lasten eurer Geschicklichkeit, Blutkonserven - beispielsweise aus dem örtlichen Krankenhaus - verbessern eure Gesundheit und euren Blutpegel, der eine ähnliche Wirkung hat wie Mana bei Magiern.

Und natürlich dürft ihr auch fleißig an NPCs herumnuckeln, um an euer Blut zu gelangen, vorzugsweise in dunklen Gassen. Vergammelte Penner geben dabei weniger Blut als gesunde Stadtmenschen. Ganz leernuckeln dürft ihr die NPCs allerdings nicht, sonst verliert ihr an Menschlichkeit und geratet im schlimmsten Fall in Rage und verliert die Kontrolle über euch selbst. Auch dürft ihr euch in bestimmten Zonen, wie auf offener Straße, nicht erwischen lassen und keine Kämpfe anzetteln, denn dann fliegt die so genannte Maskerade nach und nach auf und die Vampirjäger hetzen euch zu Tode. Solltet ihr dennoch mal Menschlichkeits- oder Maskerade-Punkte verlieren, so gibt es ab und an die Möglichkeit, selbige im Rahmen von Nebenquests wieder aufzubessern.

Viel Atmosphäre in Bild und Ton

Was die Präsentation des blutigen und ungeschnittenen Spektakels angeht, setzt Troika auf die Source-Engine von 'Half-Life 2', wobei dem Spiel allerdings oft anzumerken ist, dass es der erste Ausflug der Entwickler in den 3D-Bereich ist. Zwar bieten die Umgebungen und auch die Charaktere viel Atmosphäre und Liebe zum Detail - Texturen, Animationen und Charakter-Models können mit dem unlängst erschienenen 'Half-Life 2' jedoch nicht mithalten. Auch die Ingame-Zwischensequenzen sind eher mittelmäßig. Für Rollenspiel-Verhältnisse wird dennoch ein sehr gutes Niveau geboten. Ein Pluspunkt ist, dass für die Dialoge das Facial Animation System der Engine intensiv genutzt wurde, so dass ihr dem Gesicht eures Gegenübers während eines Gespräches schon einiges ablesen könnt. Zudem wirken die ohnehin schon vielschichtigen Charaktere dadurch noch lebendiger und glaubwürdiger.

Die Soundkulisse des Spieles kann voll überzeugen, sieht man mal von gelegentlich etwas seltsamen Halleffekten ab, und ich bin eigentlich nicht traurig drum, dass die gesamte Sprachausgabe in Englisch abläuft, denn eine unpassende Synchronisation hätte viel von der Stimmung ruinieren können. Wer in dieser Sprache nicht so fit ist, kann sehr gut übersetzte deutsche Untertitel in relativ hässlichen Textfenstern zuschalten. Die Stimme eures eigenen Charakters bekommt ihr allerdings nicht zu hören. Ergänzt wird die akustische Umsetzung durch gelungene Kampf- und Waffensounds sowie atmosphärisch gelungene Umgebungsgeräusche. Die Musik gibt sich düster und dezent, mit sehr guten Tracks von unter anderem Laguna Coil, Al Jourgensen oder Tiamat.

Neben der Grafik-Engine wurde auch das Physik-System von 'Half-Life 2' übernommen, das aber eher selten zum Einsatz kommt. Die Interaktion mit Objekten aus der Umgebung ist eher Mangelware. Mal gilt es, im Weg stehende Objekte zu bewegen, mal könnt ihr Flaschen oder Ähnliches werfen, um Gegner abzulenken. Den Umgang mit der Physik-Engine müssen die Entwickler allerdings noch etwas üben, denn lauft ihr über bewegliche Objekte, bleibt die Spielfigur nicht selten daran hängen.

Bugs, Bugs und Bugs

Wo wir schon dabei sind, an Bugs mangelt es im Spiel leider nicht. Viele davon sind zwar leichterer Natur, wie Texturfehler, Kollisionsfehler, Textlängen in den Fenstern oder kleinere inhaltliche Fehler, aber hin und wieder gibt es auch mal dicke Brocken, wenn euer Charakter im Boden stecken bleibt, ein Quest-Gegenstand nicht aufgenommen oder ein Türriegel erst nach Laden des Spielstandes bewegt werden kann, Gegner endlos respawnen oder in Einzelfällen das Spiel sogar abstürzt. In einem Fall geschah das sogar so, dass das Spiel ohne Eingriff über die Script-Konsole nicht hätte beendet werden können. Hinzu kommen Performance-Einbrüche bei den Kämpfen sowie Speicher-Probleme, die dafür sorgen, dass das Spiel nach längerer Spielzeit massiv zu ruckeln anfängt. Hier ist ein Patch dringend erforderlich und ich hoffe sehr, dass Troika daran bereits arbeitet, denn der Spielspaß wird in einigen Abschnitten doch stark beeinträchtigt.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Seit 'Deus Ex' und 'Gothic 2' konnte mich kein Rollenspiel derart fesseln wie 'Bloodlines', und dennoch – oder gerade deswegen - habe ich ernste Probleme, dem Spiel eine gerechte Wertung zu verpassen. Auf der Habenseite stehen derart tolle Charaktere, eine ausgefeilte Story, klasse Dialoge, viel Handlungsfreiheit und eine tolle Atmosphäre in einer glaubwürdigen Spielwelt, dass es eigentlich für eine 90er-Wertung reichen würde. Dem gegenüber stehen jedoch unzählige kleine und große Bugs, ein grauenhaftes Schusswaffen-Handling und ein holpriges Kampfsystem. So bleibt mir derzeit nichts anderes übrig, als dem Spiel schweren Herzens eine niedrigere Wertung zu verpassen, als es in ausgereiftem Zustand eigentlich verdienen würde. Wer es gar nicht abwarten kann, greift zu und bekommt trotz aller Fehler ein superbes Rollenspiel, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Wer sich mit den Mankos nicht herumplagen mag, sollte den hoffentlich bald kommenden Patch abwarten, denn das Spiel ist es allemal wert. Auch wir werden das Spiel dann noch einmal nachtesten und schauen, ob es den eigentlich verdienten Award dann noch einstecken darf.

Überblick

Pro

  • geniale Atmosphäre
  • ausgefeiltes Charakter- und Skill-System
  • viel Handlungs- und Entscheidungsfreiheit
  • gut ausgearbeitete Charaktere
  • wendungsreiche Story
  • gute Soundkulisse
  • exzellente Dialoge

Contra

  • holperiges Kampfsystem
  • schlechtes Waffenbalancing und -Handling
  • viele unnötige Bugs
  • schwache Gegner-KI
  • Sprachausgabe nur in Englisch

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