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Test - Unreal 2 : Unreal 2

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Unreal 2
Ein fieser Skaarj in vollem Galopp.
Feuer frei!
Das Waffenarsenal, mit dem Dalton in den Kampf zieht, ist erfreulich umfangreich. Zwar sind 15 Waffen eigentlich nicht wirklich viel, jedoch verfügt jede Waffe über einen zweiten Feuer-Modus. So gibt es das Standard-Repertoire an Pistolen, Assault Rifle, Shotgun, Sniper und Granatwerfer (mit satten sechs Granatentypen), natürlich kommen auch Flammen- und Raketenwerfer nicht zu kurz. Zudem gibt es einige Alienwaffen mit zum Teil bizarrer Wirkung, wie ein Teil, welches ein Rudel kleiner Spinnen auf euren Gegner hetzt. Vielfach könnt ihr im Zweitmodus Burst-Geschosse loslassen, die sogar von den Wänden abprallen und damit auch Gegner erledigen können, die um eine Ecke herum stehen. Insgesamt ein abwechslungsreiches und teils originelles Arsenal, wobei eure Feinde erfreulicherweise auf bestimmte Waffentypen empfindlicher reagieren als auf andere, so dass bei der Waffenwahl zumindest ein dezenter Hauch an Taktik auftaucht. Fahrzeuge oder Geschütze könnt ihr im Spiel allerdings nicht benutzen, in dieser Hinsicht hat das gar nicht mal so unähnliche 'C&C Renegade' die Nase vorn.

Was die Kämpfe an sich angeht, so sind vor allem Reaktion und ein schneller Zeigefinger gefragt. Ähnlich wie in 'Serious Sam' sind schnelle Fights mit agilen Gegnern angesagt, die aus allen Rohren auf euch losballern. Ab und an steht man da schon etwas planlos da, weil bedingt durch die Schnelligkeit der Gegner, das Effektfeuerwerk und den massiven Lärm kaum feststellbar ist, wo die Angreifer nun eigentlich sind. Der taktische Anspruch bewegt sich nur wenig über Bodenhöhe und über weite Strecken muss man selbiges auch von der Gegner-KI sagen. Das Gros der verschiedenen Alien-Arten beschäftigt sich hauptsächlich damit, wieselflink und auch nur manchmal im Zickzack auf euch loszustürmen. Hin und wieder bekommt ihr es auch mit eher unspektakulären Boss-Gegnern zu tun, zur heutigen Zeit fast schon eine Todsünde in Sachen Spieldesign. Ein Lichtblick hingegen sind menschliche Widersacher, die teilweise eine sehr gute KI an den Tag legen und oftmals auch menschlich agieren. Das Auftauchen der Gegner ist vielfach scriptgebunden oder aber an feste Pfade angelehnt.

Fast Food für Intelligenzbestien
Wenn mal nicht die Waffen sprechen, ist ebenfalls eher simple Kost angesagt. Die Levels sind durch die Bank linear und einfach gehalten, ähnlich sieht es mit den Aufgaben aus. Nur ein- oder zweimal wird die Geschicklichkeit bei Sprungeinlagen gefragt. Gelegentliche Schalterrätsel sind schnell gelöst, da sich selbige meist im gleichen Raum befinden oder ihr per Funk Weisung bekommt, was zu tun ist. Da wäre es schon recht schick gewesen, wenn man außer den Waffen vielleicht auch mal auf Werkzeuge hätte zurückgreifen müssen, um beispielsweise ein verklemmtes Tor aufzuschweißen. Zum Ende hin legt das Spiel noch mal ein bisschen zu, dort werden die Missionen etwas variantenreicher, so müsst ihr in einer Mission beispielsweise einen Turm stürmen, dann einen Mechaniker mit der Sniper beschützen und zum Schluss eine Skaarj-Attacke abwehren.

Unreal 2
Auch bei Eis und Schnee ist Dalton unterwegs.

Licht und Schatten bei der Grafik
Grafisch kann das Spiel eigentlich auf ganzer Strecke überzeugen, auch wenn man zugeben muss, dass nach 'UT 2003' keine neuen Maßstäbe gesetzt werden. Vor allem die Außenlandschaften glänzen durch viel Einfallsreichtum und massig schicke Details, wenn sich beispielsweise Grashalme im Wind wiegen oder sich riesige Gebäude über euch auftürmen. Die verschiedenen Planeten wirken sehr interessant, vom Wüstenplaneten über einen riesigen Organismus bis hin zu von Giger inspirierten Höhlensystemen ist einiges dabei – da ist es fast schon schade, dass sich der überwiegende Teil innen abspielt und dass einem die Levels irgendwie bekannt vorkommen. Die Innenlevels hingegen bieten eher normale Kost wie Räume und Gänge, die immerhin aber gut ausgeleuchtet und texturiert sind. Bei den Effekten wird ein deftiges Feuerwerk abgebrannt, es kracht, qualmt und raucht an allen Ecken und Enden. Vor allem die Feuereffekte hauen einen schon mal vom Stuhl und werden dank der Tatsache, dass etliche Waffen Feuerwirkungen haben, auch reichlich ausgenutzt. Bei den Schatteneffekten hingegen schwächelt das Spiel ein wenig. Die Models der Charaktere sind gut texturiert und sehr ansehnlich, allerdings werden hier kaum neue Maßstäbe gesetzt, zumal einen die Animationen nicht gerade umhauen, andere aktuelle Shooter können da durchaus mithalten oder bieten Besseres.

Unreal 2
Ab und an müsst ihr eine Verteidigung organisieren.

Satter Sound und schlaffe Sprecher
Was die Geräuschkulisse angeht, ergibt sich ein sehr gemischtes Bild. Die Waffensounds schwanken von satt und fett bei der Schrotflinte bis zu schwächlich bei der Assault Rifle. Insgesamt kracht und rummst es bei den Fights aber mächtig, so dass einzelne Schwächen im Feuerwerk untergehen. Für viel Atmosphäre sorgen Umgebungsgeräusche, so stapft ihr beispielsweise über eine neblige Planetenoberfläche und ringsherum hört ihr Schritte und seltsame Geräusche von Lebewesen. Auch die Hintergrundmusik kann sich zumindest in den Zwischensequenzen sehen lassen, wirkt aber im Spiel selbst oftmals zu tempoarm. Ein großer Schwachpunkt ist wieder einmal die deutsche Sprachausgabe, nicht nur, weil die Dialoge einen inhaltlich ohnehin nicht vom Hocker hauen, sondern auch, weil die Sprecher zum Teil unmotiviert klingen und den Charakter der jeweiligen Figur nicht rüberbringen. So klingt Dalton alles andere als draufgängerisch und Silikon-Aidas Sex-Appeal wird durch ihre eher langweilige Stimme schnell um einige Grade relativiert.

Bugs und die liebe Performance
Wo viel Licht ist, gibt es meistens auch einiges an Schatten, so auch bei 'Unreal 2'. Zwar ist das Spiel insgesamt stabil, aber einige ärgerliche und zum Teil überflüssige kleine Bugs haben sich dennoch eingeschlichen, wenn auch nicht viele. So werden eure Missionsziele zum Beispiel nicht im eigentlich dafür vorgesehenen Screen angezeigt. Besonders problematisch ist auch die Performance. So gibt es an Bord der Atlantis einige unverständliche Slowdowns und Haker. Heftig wird es aber bei den Kämpfen – geht es dort mit vielen Gegnern und entsprechendem Effektfeuerwerk erst mal richtig zur Sache, neigen sogar starke Rechner hier und da zum Schwächeln. Die angegeben Mindestanforderungen dürften daher kaum ausreichen, um selbst bei niedrigster Detailstufe flüssig spielen zu können, zumal dann auch die Grafik nicht mehr so schick ist, wie auf einem kräftigen Rechenknecht. Ab einem 1,5 GHz Prozessor, GeForce 3-Karte und 512 MB RAM sollte zumindest die Auflösung 800x600 halbwegs bis gut spielbar sein. Als ärgerlich entpuppen sich auch die teilweise recht langen Ladezeiten von Levels und Spielständen, die locker schon mal eine Minute erreichen können.

 

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Irgendwie erinnert 'Unreal 2' einen an das typische California Beach Girl. Hübsch anzusehen dank Schönheits-Chirurgie, nett verpackt in ein sexy Outfit, aber im Endeffekt doch nur ein normaler Mensch und vielleicht sogar etwas hohl in der Birne. Übersetzt auf das Spiel heißt das: streckenweise geniale Grafik und toll aussehende Levels, abwechslungsreich klingende Missionsziele, aber im Großen und Ganzen doch nur ein guter Standard-Shooter, der in Sachen Gameplay keine neuen Maßstäbe zu setzen vermag und im Endeffekt in pures, wenn auch schnelles Geballer ausartet und zudem nicht mal lange dauert. Für den Spieler bedeutet das Ähnliches wie bei besagtem Beach Girl: man stürzt sich drauf, erfreut sich am Aussehen und den Reizen für die Sinne, ist vielleicht kurzzeitig befriedigt aber so richtig glücklich mag man damit nicht werden. Eigentlich schade, mit intelligenterem Gameplay und wenigstens einem Hauch taktischen Anspruchs hätte aus 'Unreal 2' ein Hammerspiel werden können und das 'gewisse Etwas', was einen richtig fesselt, fehlt ebenfalls. So ist es nur ein weiterer guter Shooter in einer langen Reihe, aber unterm Strich deutlich unter den Erwartungen und um einiges von einer Genre-Referenz entfernt.  

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