Test - The Evil Within : Resident Evil 4 2.0
- PS4
- One
Auch in der Videospielbranche gilt: Namen sind Schall und Rauch. Nur wenige sind von Belang und überdauern in dieser schnelllebigen Industrie. Shinji Mikami ist dieses Kunststück gelungen. Einst säte er mit Resident Evil das Genre des Survival-Horrors , um es fast eine Dekade später mit dem glorreichen, aber auch actionreichen Resident Evil 4 dem Erdboden gleichzumachen. Seitdem drehte sich die Welt unermüdlich weiter und Mikami musste mitansehen, wie Resident Evil 4 Pate für spätere Horrorspiele stand. Der damalige Grusel wich tosendem Kugelhagel und Explosionen. Nun ist es Mikami selbst, der mit The Evil Within die Zeit zurückdrehen möchte.
Der Mann hat zweifellos nichts von seinem Handwerk verlernt. Circa fünf Minuten dauert es, bis Protagonist Sebastian Castellanos sich kopfüber an einem Seil hängend im blutverschmierten Keller einer Nervenheilanstalt wiederfindet. The Evil Within beginnt stark. Wie einst Resident Evil 4 wirft es euch mitten ins Geschehen und gönnt euch kaum eine Verschnaufpause. Doch während Resident Evil 4 euch eine ganze Meute von Parasiten befallener Dorfbewohnern auf den Hals hetzt, habt ihr es in The Evil Within anfangs nur mit einem Gegner zu tun. Der hat jedoch eine Vorliebe für Kettensägen und lässt euch das gleich zu Beginn deutlich spüren.
Mikami gelingt es, die gleiche Sogwirkung entstehen zu lassen, die den Beginn von Resident Evil 4 vor gut neun Jahren so wegweisend und intensiv machte. Mit einem wesentlichen Unterschied: Ihr könnt euch nicht wehren. Sebastian bleibt lediglich die Flucht. Vielleicht ist das erste Kapitel von The Evil Within sinnbildlich dafür, wie sehr sich Mikamis aktuelles Projekt von Capcoms Action-Horror-Spiel unterscheidet. The Evil Within kehrt dem zunehmenden Action-Fokus den Rücken, ohne ihn jedoch gänzlich zu vernachlässigen. Im Laufe der knapp 20-stündigen Kampagne geht es hin und wieder auch einmal laut zur Sache gehen.
Doch das ist eher als Mittel zum Zweck zu verstehen. Die Action-Passagen sind die notwendige Verschnaufpause, die ihr bitter benötigt, wenn ihr euch zuvor vorsichtigen Schrittes durch dunkle Dörfer und vertrackte Katakomben vorangetastet habt. Die permanente Angst vor einem brutalen Tod und wahr gewordenen Perversitäten geht bis ins Mark. Wenn sich jedoch Gegnermassen ankündigen, ist dieses Gefühl von Anspannung kurz vergessen. Dann könnt ihr endlich Gebrauch von den gefundenen Ressourcen machen, die ihr bis dahin unter großem Aufwand angesammelt habt.
Abseits der wenigen Action-Passagen gibt euch The Evil Within genügend Möglichkeiten, um Munition zu sparen. Ihr nutzt die Sprengfallen der Feinde, verbrennt zu Boden gegangene Gegner oder schaltet sie hinterrücks aus. Selbst wenn es ausweglos scheint, besteht immer noch Anlass zur Hoffnung, irgendwie in einem Stück der Situation zu entfliehen. Es ist der geschmeidige Spagat zwischen solch ruhigen, atmosphärischen Passagen und den immer wiederkehrenden Terrorabschnitten, die das gesamte Gerüst um The Evil Within sicher tragen. Die Gefahr, dass es irgendwann in sich einstürzen könnte, stellt sich im Nachhinein als unbegründet heraus.
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