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Special - Cybermobbing - Gastbeitrag : Altes Problem, neuer Name

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Cybermobbing ist ein Thema, das größtenteils immer noch unterschätzt, auf die leichte Schulter genommen oder schlicht falsch angepackt wird. Wie schnell bedenkliche Grenzen überschritten werden und wie leicht Mobbing in der realen Welt und Cybermobbing ineinanderfließen, zeigt dieser Kommentar eines Lehrers, den wir, wie in seinem ersten Gastbeitrag bei uns („Gewalt, Sucht, Kinder und Lehrer“), zu seinem eigenen beruflichen Schutz ohne Nennung seines vollständigen Namens hier veröffentlichen. Wie immer bei Gastbeiträgen gilt: Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Davon unabhängig würden wir gerne eure eigene Meinung zum Thema im Kommentarbereich lesen. Bis dahin übergeben wir an dieser Stelle an Michael, den Lehrer:

M: „Hi there, everyone English?“
J: „Je suis francais, je ne peux pas parler anglais.“
M: “Je peux le parler, pas de probléme je vais traduire.”
A: “Let's kick this French bastard.”
M: “Why? I can translate no problem and by the way I am German.”
A: „Kick den Franzosen, ich spiele nicht mit Franzosen!“
M: „M spielt nicht mit intoleranten Arschlöchern.“

M. kickt A. und hat damit eigentlich keinem der Beteiligten geholfen.

Diesen Dialog erlebte ich letztens in einer Payday-2-Sitzung. Ich wurde selbst auch schon mal gekickt, als beispielsweise meine Frau aus dem Off Deutsch sprechend zu vernehmen ist und meinen Mitspielern bewusst wird, dass ich weder Engländer noch Franzose oder Holländer bin. Eine groteske Situation, denn im Videospiel nutzen wir als Lingua franca meistens Englisch. Im Spiel sind wir vier Fremde, die gegen Horden von virtuellen Gegnern kämpfen, und dennoch erlebe ich immer wieder Menschen, die innerhalb des Spiels einen Weg finden, um andere anzufeinden.

Insbesondere „Noobs“ werden gerne zur Zielscheibe, obwohl wir doch alle irgendwann mal selbst Neulinge waren. Häufig reicht ein kleiner Dialog auch aus, um alle Beteiligten wieder zu vereinen. In jeder Gruppe braucht es einen Anführer oder einen Coach, der dafür sorgt, dass alle Hand in Hand arbeiten. Egal ob ich den einen nicht leiden kann, den anderen für dumm halte und den Job des Chefs doch viel besser machen könnte als er selbst. Das ist die hohe Kunst, die im Mikrokosmos der Videospiele häufig so unscheinbar daherkommt, im echten Berufsleben aber irgendwie auf der Strecke bleibt.

Dort mobben viele drauflos, tratschen, tuscheln, werden zu Einzelkämpfern. Im wahren Leben geht es aber auch nicht um kurzfristige Ziele, wie einen gelungenen virtuellen Bankraub. Ich wechsle einfach die Lobby, wenn ich mit jemandem nichts mehr zu tun haben will. Mobbing war, ist und bleibt ein Thema in allen Lebenssituationen, sei es virtuell oder real. Letzteres ist aber häufig sehr viel schlimmer zu ertragen. Zum „normalen“ Mobbing kommt nun etwas gefährliches Neues hinzu, das in Klassenzimmern groteske Ausmaße annimmt, weil Lehrer und Eltern mit der Technik überfordert sind und neue Probleme mit alten Lösungsansätzen, die nie funktioniert haben, beheben wollen: Die Rede ist von Cybermobbing.

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