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Test - Resident Evil 3 Remake : Erneut ein sensationelles Remake. Aber ...

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Von allen Teilen der ursprünglichen Resident-Evil-Serie ist Teil 3 derjenige, der am wenigsten ein Remake benötigt hätte. Außerhalb Deutschlands wohlgemerkt, denn die Fassung, die uns hierzulande vor 20 Jahren aufgetischt wurde, war vom hiesigen Jugendschutz regelrecht vergewaltigt worden. Rauch statt Blut und dazu Zombies, die sich nach dem Ableben blinkend in Luft auflösen. Furchtbar! Ein Verbrechen! Darum hat niemand ein ordentliches Resident Evil 3 Remake mehr verdient als wir. Und jetzt ist es endlich da!

Jedes Resident Evil hat seine ikonischen Momente. Im ersten Teil war es der Auftritt des Hunters, im zweiten die furchteinflößende Verfolgung durch den Tyrant alias Mr. X. Teil 3 machte derweil einen noch fieseren Hünen zum Dauerschreck: Nemesis. Gefühlt doppelt so groß und breit wie die Hauptdarstellerin Jill Valentine und immer dort zugegen, wo man ihn am wenigsten gebrauchen konnte. Ein ungemein charmanter Bursche mit gepflegten Beißerchen, feinen Manieren und großem Geschick beim Gliedmaßen-Origami. Und so eloquent. “Staaaarrrrs“ grunzte er in allerfeinstem Zombie-Sprech, bevor er Jills Eingeweide auf Links drehte.

Ist schon komisch, dass der Fleischberg inzwischen das Sprechen fast komplett verlernt hat. Er rülpst im Remake kein „Stars“ mehr, während er unsere Hauptfigur durch die Gassen der Stadt hetzt. Und überhaupt: Kenner des Ursprungsmaterials werden ziemlich verdutzt aus der Wäsche schauen. Wo die Neuauflage von Resident Evil 2 zwar die Perspektive zugunsten der Echtzeitgrafik veränderte, ansonsten jedoch pedantisch am roten Faden der Vorlage klebte, erlauben sich die Macher der jüngsten Episode viele Freiheiten.

Remake oder neues Spiel?

Die Entwickler von Capcom haben einen komplett neuen Spielverlauf gestrickt, bei dem es schon nach fünf Minuten voll zur Sache geht, damit der eingeflochtenen Rahmenhandlung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden kann. Neue Einleitung, neuer Spielkern, ähnliches Finale – und doch ein komplett neues Spiel. Die Geschichte beleuchtet freilich noch immer dieselben Ereignisse, die parallel zu jenen von Resi 2 stattfinden.

Man steuert die Polizistin Jill Valentine beim Versuch, aus der von Zombies überschwemmten Stadt Racoon City zu entkommen, und trifft unterwegs Mitglieder einer Sondereinheit, die Überlebende per U-Bahn aus der Stadt bringen möchte. Da ihr der Koloss Nemesis stetig an die Wäsche will, weil er dem Auftrag folgt, alle Mitglieder der S.T.A.R.S.- Sondereinheit zu beseitigen, muss sie einige unangenehme Umwege in Kauf nehmen, bevor sie dem Weltuntergangsszenario entkommt.

Obwohl einige markante Schauplätze des Originals weiterhin vorhanden sind, fehlt doch mehr, als man zuerst vermuten würde. Glücklicherweise auch einige lästige Backtracking-Orgien, die herausgeschnitten wurden. Capcom nahm eine ordentliche Straffung an manchen Stellen vor und fügte an anderen neue Szenarien hinzu, die unter anderem auch die Funktion erfüllen, die grafischen Vorzüge von Racoon City in der neuen Engine buchstäblich ins rechte Licht zu rücken: Man bekommt dieses Mal „schönere“ Seiten der Stadt zu sehen.

Neonschilder von Restaurants, Blaulicht von umgestürzten Polizeifahrzeugen, schummriger Schein von beschädigten Straßenlaternen …Racoon City ist bei Nacht erstaunlich farbenfroh (und dank hervorragender HDR-Aussteuerung verdammt kontraststark), ohne seinen Schrecken zu verlieren. Das blanke Chaos herrscht, Zombies gurgeln und ächzen überall, Wege sind durch Feuer und eingestürztes Gerümpel versperrt. Obwohl das Stadtbild offenes Chaos suggeriert, fühlt es sich doch verdammt beklemmend und eng an.

Da kommt ein unverhofft auftretender Zombie-Fleischklops wie Nemesis denkbar ungelegen, auch wenn er nicht mehr so spontan präsentiert wird wie anno dazumal. Arenen-Duelle? Gibt es so gut wie gar nicht mehr, wäre in der nun üblichen Verfolgerperspektive auch ein lästiger Programmpunkt mit buchstäblichen Kreislaufbeschwerden. In den wenigen Szenen gegen Ende der Kampagne, in denen man ihm dennoch die Leviten lesen muss, wird das allzu deutlich. Trotzdem bleibt Nemesis der Dauerschreck, dessen Atem man stetig im Nacken zu spüren glaubt.

Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits verkommt Nemesis dadurch zu einer widerspenstigeren Variante des Mr.-X-Tyrants aus Teil 2, andererseits kann er seine körperlichen Attribute in den engen und verwinkelten Gassen der Stadt viel besser zur Geltung bringen. Er steht buchstäblich im Weg. Jills beste Waffe gegen seine Präsenz ist ein Ausfallschritt, den sie auf Knopfdruck ausführt. Er hilft beim Abrollen, beim Abstand gewinnen und bei der Flucht in das nächstbeste Gebäude, in dem man zumindest für kurze Zeit Sicherheit genießt.

Weglaufen statt kämpfen? Geskriptete Intermezzi überstehen statt Ausdauer beweisen? Nemesis verliert dadurch zwar nichts von seiner Bedrohlichkeit, aber eine Menge vom Respekt, dem man ihm noch im Original zollte. Er war der Mittelboss, für den man immer ein wenig Munition oder Heilung aufbewahrte. Nun ist er über weite Strecken des Spiels nur noch ein bewegliches Hindernis. Vielleicht ist das der Grund, warum Capcom den Untertitel Nemesis gestrichen hat.

Action statt Grusel

Das Resident Evil 3 Remake fühlt sich durch seine Änderungen dynamischer und moderner an – sowohl im Vergleich mit dem Original als auch im Vergleich mit dem Remake von Resident Evil 2. Ob das allen Fans der Reihe gefällt, steht auf einem anderen Blatt, zumal das Spielgeschehen erheblich actionorientierter ausfällt als beim Vorgänger. Es gibt weniger Rätsel zu lösen, weniger Schlüsselsuche samt der damit verbundenen Orientierungsnot und weniger Munitionshortung. In den unteren beiden Schwierigkeitsgraden muss man das Blei schon verschwenderisch in die Untoten pumpen, um irgendwann blank dazustehen.

Die späteren Schwenks zur sekundären Spielfigur Carlos wirken sogar ungewohnt spendabel. Fünf Minuten sorglos mit einem Sturmgewehr Zombies über den Haufen ballern? Das gab es in dieser Intensität nicht einmal in Teil 4 oder 5. Bemerkenswert heftig, spaßig aufgezogen, aber womöglich nicht jedermanns Sache. Wer gruselige Spannung sucht, wird beim Remake von Teil 2 jedenfalls besser bedient. Und langfristiger noch dazu. Von der Wiederspielbarkeit mit mehreren Charakteren und dem New Game Plus des Vorgängers fehlt nämlich jede Spur.

Zu behaupten, Resident Evil 3 fehle es in der Neuauflage an strategischen Elementen oder nervenaufreibenden Szenen, wäre gelogen, aber die Neugewichtung zugunsten eines actionorientierten Spielablaufs lässt sich nicht abstreiten. Der Gruselfaktor wird mehr durch die Masse an Untoten aufrechterhalten als durch Ungewissheit. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto einschneidender ist jeder Fehltritt. Im höchsten Niveau verteilt das Spiel sogar alle Gegenstände zufällig, sodass man nicht einfach die wichtigsten Schauplätze abklappern und durchrennen kann.

Durchrennen ist trotzdem das ausschlaggebende Stichwort. Resident Evil 3 will schnell durchgespielt und durch Geschick gemeistert werden. Darum speckte Capcom auch sämtliche Menüs ab. Ob Inventar oder Übersichtskarte, alles wurde auf das Nötigste reduziert, damit man sich nicht zu lange damit aufhält. Das Spiel eignet sich somit eher für Speedruns als Teil 2. Auch weil es öfter Szenen offeriert, in denen die vorgegebene Konstellation an Zombies und untotem Getier mit ein wenig Trickserei umgangen werden kann. Im Polizeirevier war jeder Raum analysierbar, hier muss man manchmal nach Instinkt handeln.

Multiplayer: Resident Evil Resistance

Der actionorientierte Ablauf der Kampagne deckt sich mit dem Spielansatz, den Capcom für das Multiplayer-Spektakel Resident Evil: Resistance entwickelt hat. Resistance ist zwar eine separate App, die nicht aus dem Hauptmenü von Teil 3 heraus gestartet wird, doch abseits davon fühlt es sich spielerisch wie eine Erweiterung an. Steuerung, Menüs, Handhabung der Gegner – das alles wirkt wie aus einem Guss. Lediglich grafisch lässt der Online-Multiplayer ein paar Federn, was wahrscheinlich zugunsten der Framerate veranlasst wurde.

In Resistance dürft ihr euch mit drei weiteren Freunden per Online-Verbindung zu einem Team von vier sogenannten Überlebenden zusammenschließen mit dem Ziel, aus einer mit Zombies überschwemmten Umgebung zu finden. Sechs Rollenspiel-typische Avatar-Klassen mit diversen Talenten stehen vor Spielstart zur Wahl. Darunter ein Tank, eine Heilungs-Spezialistin, eine Damage-Dealerin, eine Hackerin und eine Klasse, die herumliegende Gegenstände auf Knopfdruck aufspüren kann. In einer Gruppe darf allerdings jede Klasse nur ein Mal vorkommen.

Die Handlung gibt ein grausames Experiment vor, bei der ein gemeiner Bösewicht die vier Überlebenskünstler zugunsten wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Probe stellt. Sie sollen innerhalb eines straffen Zeitlimits drei große Areale durchstreifen, die zu einem Ausgang führen. Die Rolle des Bösewichts – hier Mastermind genannt – übernimmt ein fünfter Spieler in der Online-Sitzung. Er bleibt im Verborgenen und beobachtet den Fluchtversuch der Truppe über diverse Überwachungskameras.

Da er das „Experiment“ steuert, darf der Mastermind nach Gutdünken Zombies und Trittfallen verteilen, welche die Überlebenden von der Lösung kleiner Puzzles und dem Finden von Schlüsseln abhalten sollen. Dabei darf er auch Geschütze aktivieren oder kurzzeitig in die Haut eines Untoten schlüpfen, um ihn direkt zu steuern. Je mehr Schaden der Mastermind anrichtet, desto heftigere Gegner kann er verteilen. Darunter etwa gepanzerte Elite-Kämpfer oder eine Reinkarnation des Tyrant Mr. X.

Abhängig von der Klasse stehen den Überlebenden vorbestimmte Verteidigungswerkzeuge und Spezialkräfte zur Verfügung, die das Gruppenspiel effizienter gestalten. Das fördert den Zusammenhalt. Zudem dürfen sich alle Spieler im Austausch gegen Ingame-Währung aus dem begrenzten Fundus mehrerer Versorgungskisten bedienen, um Heilung und Munition aufzustocken oder stärkere Wummen aufzulesen. Letztendlich ist ihr Arsenal aber begrenzt, während der Mastermind auf unendlich viele Ressourcen zurückgreift.

Resident Evil 3 Remake - Nemesis Trailer

Im neuen Trailer zum Resident Evil 3 Remake gibt es reichlich neue Eindrücke von Nemesis, dem unerbittlichen Verfolger des Spiels.

Die starke Bevorteilung des Masterminds erschwert die Flucht der Überlebenden erheblich. Womöglich muss Capcom noch ein wenig an der Balance zwischen den Parteien arbeiten. Andererseits motiviert der hohe Schwierigkeitsgrad zu Höchstleistungen und zum Ansparen von Erfahrungspunkten, mit denen man für kommende Runden zusätzliche Ausrüstung und Talente erwirtschaftet. Wer bares Geld in die Waagschale legt, kann sich Booster kaufen, die die Ausbeute erhöhen, aber in jeder Sitzung manuell aktiviert werden müssen.

Für den Mastermind bestehen ebenfalls Aufstiegsmöglichkeiten. Vier Schurken, die unterschiedliche Fallen und Untote beschwören können, lassen sich durch Levelaufstiege freischalten.

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