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Special - Traumjobs und Kreativdrohnen : Rädchen im Getriebe

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    Den ganzen Tag zocken, Party machen oder zusammen mit guten Freunden erfolgreiche Spielehits entwickeln – Angestellter in der Games-Branche zu sein, das muss sich anfühlen, als wäre man mindestens ein Rockstar der digitalen Ära! Oder vielleicht doch nicht? Unser Kolumnist Robert über einen Traumjob, der weniger traumhaft als vielmehr ausgesprochene Einstellungssache ist.

    (Anm. d. Red.: Die Meinung des Autors muss nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.)

    Als ich vor 22 Jahren in die Spielebranche eingestiegen bin, war das wie für viele Quereinsteiger vor allem die Flucht nach vorne – die Hoffnung darauf, von Normalo-Burg nach Nerdistan umsiedeln zu dürfen: angetrieben vom Wunsch, langweiligen weil konventionellen Studien- beziehungsweise Ausbildungsperspektiven Adieu zu sagen und mich stattdessen in ein Abenteuer zu stürzen. Ein Abenteuer – so die Hoffnung –, das man mit Gesinnungsgenossen teilt.

    Ich fackelte nicht lange, als ich 1994 zum Bewerbungsgespräch bei den "MAN!ACs" (heute "M!Games") eingeladen wurde: Ich tingelte von Mainz ins ländliche Mering – für einen ausgesprochenen Stadtmenschen wie mich war allein die Ankunft in der bayerischen Provinz ein echter Kulturschock. Trotzdem war ich fest dazu entschlossen, die Sache durchzuziehen, alles hinter mir zu lassen und es mit einer Laufbahn in der Games-Branche zu versuchen. Denn Spieleredakteure, das waren die Gronkhs jener Zeit. Heute surfen Teenager bei der Klassenfahrt auf YouTube und schauen sich das neueste Video ihres Lieblings-Let's-Players an. Wir haben im Bus „Power Play“ und „Video Games“ durchgeblättert.


    Spielebranche: Traumjob für Nerds?

    Von den Architekten dieser Magazine und der deutschen Schreiberzunft ausgebildet worden zu sein und sie Kollegen oder sogar Freunde nennen zu dürfen, darauf bin ich heute noch stolz. Aber einfach war das nicht: Schon früh musste ich lernen, dass es in den Magazinen zwar um spaßige Produkte geht, die Erstellung der Zeitschrift aber vor allem eines bedeutet: Stress. Strikt nach Terminplan zu spielen und darüber zu berichten, während jeder Beitrag gleichzeitig informieren und unterhalten soll – das ist kein Zuckerschlecken.

    Zockerherz, was willst du mehr?

    Nach meiner Job-bedingten Zwangsemigration vom städtischen Rheinland in die Provinz war ich mehr als einmal kurz davor, das Handtuch zu werfen. Denn Zeit, um Freunde zu finden, die gab es ebenso wenig wie einen geregelten Feierabend oder regelmäßige freie Wochenenden. Trotzdem entschloss ich mich dazu weiterzumachen: Nicht wegen des tollen Arbeitsklimas (Tatsache ist, dass es wie in vielen Redaktionen eher bescheiden war), sondern weil ich für mich erkannte, dass ich einfach nicht für ein normales Berufsleben geschaffen bin.

    Pünktliche Feierabende sind nicht zu verachten, aber noch wichtiger ist für mich eine Arbeit, die mir etwas bedeutet. Wenn ich so oder so den Großteil meines Lebens im Büro vergammle, dann muss ich die derart umgammelte Tätigkeit wenigstens schätzen und respektieren. Nicht notwendigerweise die Arbeitstelle selbst (schöner Bonus, aber keine Pflicht), doch zumindest die Arbeitsvorgänge an sich.


    Abenteuer in aller Welt

    So betrachtet war der Job des tippenden, zockenden, layoutenden Spielefuzzis für mich von Anfang an ein Volltreffer: Ich schreibe leidenschaftlich gerne, habe grafisches Talent und liebe Videospiele – Zockerherz, was willst du mehr? Okay, zugegeben: Die Globetrotterei, die für viele junge Kollegen noch immer den Hauptanreiz des Berufs ausmacht, die war mir schon immer suspekt. Heute London, morgen Paris, übermorgen Vancouver? Nee, lass mal. Ich bleibe lieber zu Hause, lege ein Pokémon auf den Seziertisch und schreibe darüber eine Analyse.

    Militärischer Redaktionsdrill

    Mehr als zwei Jahrzehnte später (eines davon als selbstständiger Autor beziehungsweise Grafiker und Publizist) bin ich durch die Arbeit im gemütlichen Home-Office vermutlich innen ebenso wie außen ein gutes Stück weicher geworden. Aber damals hat mich der mitunter fast schon militärische Redaktionsdrill ("Schreiben, spielen, layouten, schreiben, spielen, layouten! Bannert, Schnauze!!! Nicht lachen, arbeiten!") zu einem harten Hund gemacht. Sehr zum Leidwesen meiner eigenen Redakteure übrigens: Als es daran ging, selbst Zeitschriften zu leiten und Schreiberlinge an den Job heranzuführen, da hat mich wenigstens die Hälfte davon gehasst.

    "Der Bannert raubt einem dem ganzen Spaß an der Sache", hieß es dann. Schon klar: Nach außen vermitteln Spielemagazine und Gaming-Sites mit konstanter Hartnäckigkeit den Eindruck, es handele sich bei ihrem Job um eine einzige große Gaudi: Spielen, Fun, gute Freunde – fehlen nur noch die Sonne und ein weißer Sandstrand. Eigentlich logisch: Verleger verkaufen Publikationen nicht zuletzt über deren Image. Ein "Ist in einem brutalen Ausbeuterkellerloch mit dem Blut, dem Schweiß und den Krokodilstränen von ausgepeitschten Trainees entstanden" mag der Realität zwar bedeutend näher kommen, aber für den Verkauf des Produkts ist es eine ziemlich miese Aussage.

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