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Test - Just Cause 3 : Der Sprengmeister

  • PC
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Ein wenig griffiger hätte die Steuerung aber schon sein dürfen. Bei den Shootouts mit den Horden von Di Ravellos Schergen gibt es keine Kimme-und-Korn-Funktion. Lediglich ein grobes Fadenkreuz, das ihr zudem ständig mit der Greifhakenmarkierung verwechseln werdet, dient zur Zielhilfe. Einen Zoom müsst ihr erst freischalten. Auch in Deckung gehen oder sich ducken kann Rico nicht. So seid ihr förmlich gezwungen, ständig in Bewegung zu sein. Noch schwammiger gestaltet sich die Kontrolle über Bodenfahrzeuge. Selbst bei geringen Geschwindigkeiten brechen diese ständig aus und steuern sich wie ein Stück Seife.

Just Cause 3 - Bavarium Base Takedown Gameplay Trailer
Kurz vor dem Release von Just Cause 3 am 01. Dezember wurde nun noch einmal ein neun Minuten langes Gameplay-Video zum Spiel veröffentlicht.

König des Chaos

Die Rückeroberung von besetzten Gebieten ist nicht nur optional, sondern wird im Verlauf der Hauptstory immer wieder von euch verlangt. Neue Missionen werden erst dann verfügbar, sobald eine bestimmte Anzahl von Provinzen befreit wurde. Die eigentliche Kampagne ist ein zweischneidiges Schwert. Die Aufträge versuchen einerseits, euch möglichst viel Raum zur Nutzung von Ricos Fähigkeiten und der zahlreichen Vehikel zu lassen. Andererseits müsst ihr im Spielverlauf leider sehr oft Personen oder Dinge eskortieren oder beschützen. Dies macht Just Cause 3 nicht nur noch hektischer, als es ohnehin schon ist, sondern lässt auf Dauer auch Abwechslung vermissen.

Diese findet ihr eher in den zahlreichen Nebenaufgaben, die grob in zwei Kategorien unterteilt werden können: Rennen und – wie könnte es anders sein – Zerstörung. Verschiedene Luft-, Wasser- und Landfahrzeuge laden zu Checkpoint-Jagden ein. Alternativ bekommt ihr eine bestimmte Waffe gestellt und müsst innerhalb eines Zeitlimits so viel Schrott wie möglich erzeugen.

Diese Beschäftigungen sind allesamt freiwillig, doch nur so sammelt ihr Zahnräder, mit denen ihr wiederum Mods freischaltet. Dabei kann es sich um verbesserte Granaten handeln, einen Nitroschub für Fahrzeuge oder eine optimierte Einzugsfunktion des Greifhakens. Darüber hinaus gibt es verschiedene zufällig in eurer Umgebung auftauchende Events, wie „Lass es wie einen Unfall aussehen“. Der Name sagt schon alles.

Eine verrückte Welt

Just Cause 3 weiß, dass es nur banaler Spaß ist. Diese ehrliche Selbsteinschätzung wird auch in der Inszenierung reflektiert. Alle handelnden Charaktere sind extrem überzeichnet. Sei es die nerdige Wissenschaftlerin Dimah, gegen die selbst Sheldon Cooper ein empathischer Typ ist, der schon angesprochene Möchtegernrebell Mario, oder euer jovialer Geheimdienstkontakt, der natürlich sein eigenes doppelbödiges Spiel spielt. Rico selber bleibt jedoch stets profillos und dient mit seiner Aura des Übermenschen kaum als Identifikationsfigur. Das liegt auch an der Art und Weise, wie er in der deutschen Version von Moritz Bleibtreu vertont wird: stets knurrend, zu sehr auf cool getrimmt und zu verbissen.

Für humoristische Spitzen sorgt vor allem der Radiomoderator von Medici, der unfreiwillig die absurdesten Propagandameldungen durchgeben muss. Hat Rico wieder mal ein Kraftwerk in Schutt und Asche gelegt, wurde dieses nach offiziellen Angaben natürlich nur „verlegt“ oder absichtlich abgerissen, da dem Diktator die Umwelt so sehr am Herzen läge. Für einen echten politischen Kommentar ist Just Cause 3 zu oberflächlich, schmunzeln kann man darüber trotzdem.

Warum wurde nur die PC-Version getestet?

Auf einem guten Rechner sieht Just Cause 3 ziemlich eindrucksvoll aus und bietet die vielleicht schönsten Explosionen der Videospielgeschichte. An ihnen kann man sich kaum sattsehen und sie sind mit ein Grund, warum auch die x-te Zerstörungsorgie noch ihren Reiz hat. Leider konnte uns Square Enix bislang keine Testmuster für die Konsolenversionen zur Verfügung stellen. Die Wertung bezieht sich daher ausschließlich auf die PC-Fassung. Die Wertungen für PS4 und Xbox One werden so bald wie möglich nachgereicht.

Fazit

Tim Hopmann - Portraitvon Tim Hopmann
Selbstironische Action-Orgie

Der Name Just Cause hat im Englischen eine doppelte Funktion. Zum einem bedeutet er so viel wie „gerechte Sache“, kann zum anderen aber auch als „einfach so“ interpretiert werden. Und das umschreibt den Titel der Avalanche Studios im Grunde perfekt. Er will nicht viel mehr als ein Vehikel für kurzweiligen, bombastischen Spaß sein, der sich selber kein bisschen erst nimmt. Warum kann ich auf Raketen reiten, Kühe von Brücken baumeln lassen und Autos als mobile Sprengsätze verwenden? Einfach so. Ich persönlich finde die ungenierte Hedonie des Spiels erfrischend. Die zahlreichen, oft zufälligen Highlights, die ich beim Spielen erlebt habe, kaschieren für mich auch die meisten Schwächen.

Es kommt allerdings darauf an, wie man die Elemente des Spiels gewichtet. Daher würde es mich nicht überraschen, wenn Just Cause 3 polarisiert. Denn wer Gründe zum Meckern sucht, wird diese zu Genüge finden. Vor allem die Steuerung wird einigen sauer aufstoßen. Als reiner Shooter, Arcade-Rennspiel oder klassisches Action-Adventure würde Just Cause 3 deutlich weniger gut funktionieren. Aber als Sandbox-Spiel für Explosionsfetischisten funktioniert es meiner Ansicht nach prächtig.

Überblick

Pro

  • riesige Spielwelt ...
  • optisch abwechslungsreicher als Just Cause 2
  • Kombination aus Haken, Wingsuit und Fallschirm funktioniert wunderbar
  • spielerische Freiheit
  • spektakuläre Situationen en masse
  • tolle Explosionseffekte
  • augenzwinkernde Erzählweise
  • motivierendes Mod-System
  • gute Weitsicht und Vegetation

Contra

  • ... die erneut zu unbelebt ist
  • Waffen- und Fahrzeugsteuerung schwammig
  • Spiel wird oft zu hektisch
  • Befreiung von Provinzen läuft im Grunde immer gleich ab
  • zu wenig Varianz in den Hauptmissionen
  • Moritz Bleibtreu passt als Sprecher nicht
  • Potenzial des Settings wird nicht ausgereizt

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