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Test - Jurassic Park: Classic Games Collection : Die Rückkehr der Pixel-Dinos

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Es war Sommer, das Jahr 1993. Der kleine Sascha verschlang alles, was mit Dinosauriern zu tun hatte: Sachbücher, Comics, Serien. Und dann kam Jurassic Park. Ich sah den Streifen während eines Urlaubs im Open-Air-Kino. Was für ein Erlebnis! Steven Spielbergs Verfilmung von Michael Crichtons Roman machte die Dinosaurier lebendig – dank noch nie dagewesener Tricktechniken aus dem Computer. Wie es sich damals gehörte, bekamen Hollywood-Blockbuster eine oder gar mehrere Videospiel-Umsetzungen spendiert. Im Fall von Jurassic Park habe ich sie fast alle gezockt, wenn auch nur auf Leihbasis. Ein Modul kostete schließlich rund 100 Mark! Heute gibt es eine ganze Saurier-Sammlung für rund 30 Euro. Da muss ich zugreifen, oder? 

Sieben Titel sind dabei, die sich allesamt um den ersten Film drehen – mit gehörigen inhaltlichen Freiheiten, versteht sich. Denn einfach den Plot zu übernehmen, macht für das Videospiel keinen Sinn. Es wäre viel zu langweilig! Action musste es damals sein, egal auf welcher Plattform. Die bekommt ihr mit folgenden Versionen: Jurassic Park für NES, Game Boy, SNES und Mega Drive, Jurassic Park Part 2: The Chaos Continues für SNES und Game Boy sowie Jurassic Park: Rampage Edition für das Mega Drive. 

Wie damals üblich, unterscheiden sich die Versionen grafisch und inhaltlich mitunter deutlich voneinander. Während die NES-, Game-Boy- und SNES-Versionen von Jurassic Park ein Mix aus Top-Down-Shooter und Adventure sind, läuft der Mega-Drive-Ableger als seitlich scrollender Plattformer ab. Diesem Grundkonzept folgen Jurassic Park Part 2 auf den Nintendo-Systemen und die Rampage Edition für Segas 16-Bit-Maschine. Entwickelt wurden die Nintendo-Spiele von Ocean, die bereits viel Erfahrung mit Umsetzungen großer Filmlizenzen hatten. Für die Mega-Drive-Titel zeichnete BlueSky Software verantwortlich: Auf deren Konto gingen zuvor unter anderem einige NFL-Spiele und Arielle, die Meerjungfrau.

Schieß die Biester zu Brei!

Fangen wir mit dem ersten Handheld-Titel an, denn der sorgt für bizarre Momente. Über meinen 55 Zoll großen OLED-Fernseher flimmert eine monochrome Game-Boy-Optik, die 30 Jahre auf dem Buckel hat! Dank mehr Schärfe und pixelgenauer Portierung sieht alles noch recht akzeptabel aus – zumindest für meine müden Retro-Augen. Wer den Game Boy aber nur vom Hörensagen kennt, dürfte mit der ziemlich simplen Darstellung und den arg reduzierten Farben seine Probleme haben. 

Aus der Draufsicht steuere ich Dr. Alan Grant, der mit einer Bazooka (!) reichlich kleinere und größere Dinos abknallt, um unbehelligt Schlüsselkarten sammeln und damit in die verschiedenen Bereiche des Parks vordringen zu können. Zwischendurch muss er auch mal einer Triceratops-Stampede ausweichen, was sich angesichts der ungenauen Steuerung heute mindestens so mies spielt wie damals. 

Glücklicherweise gibt es in allen Spielen der Sammlung sowohl Schnellspeicher- als auch Rückspulfunktion – und vor allem die habe ich gerne genutzt. Weil Gegner technisch bedingt ständig neu spawnen und einige Fallen nur per Trial-and-Error-Prinzip aufzudecken sind, geht die Lebensenergie schneller zur Neige, als ich Velociraptor sagen kann. Alles typisch für die damalige Zeit, denn auf diese Weise wurde die allgemein kurze Spielzeit kaschiert. Die farbige NES-Fassung ist inhaltlich sehr ähnlich aufgebaut, spielt sich aber deutlich genauer und bietet mehr Übersicht. Dafür haut mein Daumen deutlich häufiger auf den Baller-Knopf, weil mich ständig irgendwelche Viecher angreifen.

Für das Super Nintendo übernahm Ocean sowohl Perspektive als auch Ablauf, veränderte allerdings den Einsatz der Waffen. Es gibt verschiedene Munitionsarten, mit denen Dr. Grant die Dinos erledigen kann – kleine Kaliber für kleine Echsen, große Kaliber für große Echsen. Dazu sieht alles ganz ordentlich aus: Eine größere Farbpalette, Details wie Hinweisschilder zu den Sauriergattungen und in der Gruppe lospreschende Gallimimusse heben die 16-Bit-Version erkennbar von der 8-Bit-Verwandtschaft ab.

Nach wenigen Spielminuten erinnere ich mich jedoch, warum mir das damals trotzdem keine Freude bereitet hat. Das Dino-Vorkommen ist heftig und die Steuerung damit komplett überfordert. Ganz fair läuft es ebenfalls nicht ab: Weil die Raptoren quasi aus den Bäumen herausstürmen, habe ich kaum eine Chance, vernünftig zu zielen oder auszuweichen. Selbst mit Zurückspulen und Schnellspeichern gestaltet sich das Vorankommen extrem zäh. Das ist ungefähr so spaßig, wie beim großen Geschäft von einem T-Rex aufgefuttert zu werden …

Leg die Biester schlafen!

Das genaue spielerische Gegenteil stellt der Ableger für das Mega Drive dar. Aus der Seitenansicht bekomme ich es pro Level lediglich mit einer überschaubaren Anzahl der urzeitlichen Kreaturen zu tun. Dafür kann ich sie mit verschiedenen Betäubungspfeilen und Gasgranaten lediglich kurzzeitig lahmlegen. Das stellt kein Problem dar, weil es an Munition niemals mangelt. 

Viel problematischer sind die zickigen und ungenauen Bewegungen von Dr. Grant. Ständig bin ich in Sorge, den nächsten Sprung nicht zu schaffen – fast jeder Sturz bereitet dem Ausflug in den Park ein abruptes Ende. Hinzu kommen viele Sequenzen, in denen ich gar nicht sehe, wo es weitergeht und darum auf mein Glück vertrauen muss. Bildschirmtod, ich komme. Und da Checkpoints ausbleiben, geht es stets an den Anfang der Stage zurück. Uff!

Das Ganze darf alternativ auch mit einem Raptor gespielt werden. Der entkommt aus seinem Gehege und jagt fortan Dr. Grant durch die Bereiche des Parks, darunter Dschungel, Kraftwerk und Schlucht. Mit Zähnen und Klauen werden andere Dinos ebenso aus dem Weg geräumt wie Soldaten. Natürlich nur, wenn ich aufgrund der zickigen Kontrollen treffe beziehungsweise nicht in den Abgrund springe. Kurzum: Mit dem Raptor wird es anders, aber nicht besser.  

Als Kind habe ich diese Fassung dennoch geliebt, allein aufgrund der schicken Grafik. Noch heute gefallen mir die vergleichsweise realistischen Proportionen und eher kühlen Farben. Auch das Prinzip, die Saurier lediglich betäuben zu können, hatte seinen Reiz. Doch heute macht mir die unheilige Verbindung aus ungenauer Steuerung und teils unfairem Leveldesign das Abenteuer madig. 

Ja, damals waren viele Spiele so gestrickt – nicht zuletzt, um über die Videotheken kräftig abkassieren zu können. Mein Freundeskreis und ich haben Jurassic Park vermutlich so häufig ausgeliehen, dass unser hiesiger Laden den Kaufpreis für das Modul zweimal wieder drin hatte. Am Ende bleibt schlechtes Design nunmal schlechtes Design – und das muss ich beiden 16-Bit-Fassungen vorwerfen. 

Noch mehr Dinos, noch mehr Action

Gerne würde ich euch mitteilen, dass die beiden Fortsetzungen für das SNES und Mega Drive alles besser machen. Tun sie aber nicht, im Gegenteil! Jurassic Park Part 2: The Chaos Continues lässt mich zwar auswählen, welche der sechs Missionen ich zuerst spielen will. Doch trotz unterschiedlicher Beschreibungen läuft es am Ende immer aufs Gleiche hinaus: Aus der Seitenansicht werden ohne Unterlass Dinos abgeknallt. 

In Bereichen wie Dschungel oder Wüste springen mich alle fünf Schritte Raptoren an. Ausweichen ist nahezu unmöglich, da sie durchgängig aus dem Off angeschossen kommen. Entsprechend schnell geht die Energie zur Neige und damit oft das ganze Level, denn Checkpoints gibt es äußerst selten. Da reißt auch die gefällige Grafik nichts mehr raus: Das namensgebende Chaos ist Programm lässt keinen Spielspaß aufkommen.

Spielerisch etwas besser fällt die Rampage Edition aus, weil sie sich am Mega-Drive-Vorgänger orientiert. Allerdings wurde auch hier ordentlich an der Action-Schraube gedreht: mit mehr Dinos, bewaffneten Soldaten und durchschlagskräftigen Wummen wie einer Schrotflinte für (natürlich) Dr. Grant.

Unter Zuhilfenahme der Rückspulfunktion läuft die Schießerei mit leichten Plattform-Einlagen halbwegs verträglich ab. Ohne sehe ich schnell den Game-Over-Bildschirm: Viele Angriffe und Gegner kommen einmal mehr überraschend, sodass die Lebensleiste fix schrumpft. Das gilt auch wieder für das Spiel als Raptor, obwohl dieser vor allem dank eines Doppelsprungs agiler unterwegs ist als im Vorgänger. Grafisch stellt die Rampage Edition für mich einen klaren Rückschritt dar: Die Hintergründe wirken grobschlächtig sowie unscharf, was regelmäßig die Übersicht erschwert.

Mein Highlight der Sammlung kommt zum Schluss. Jurassic Park Part 2: The Chaos Continues für den Game Boy macht immer noch Laune! Klar, die eintönige Grafik und die gefühlt fünf Animationen von Dr. Alan Grant möchte ich nicht als schick bezeichnen. Doch bietet dieser Titel das beste Verhältnis aus Schießen und Springen. Die Menge der Saurier bleibt überschaubar, die Steuerung funktioniert gut und die Schlüsselkarten-Suche in den Levels fällt angenehm kompakt aus. Hinzu kommen simple Bosskämpfe, die sogar ohne Zurückspulen machbar sind – so wie der Rest des Spiels. 

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