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Test - Hollywood Pictures 2 : Hollywood mal ganz unglamourös

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'Hollywood Pictures 2', auch liebevoll KSDS (Kalypso sucht den Superproduzenten) genannt, will euch in die Glamourwelt des Kinofilms entführen. Warum das aber mit Anlauf in die Hose aus dem Kostümfundus geht, zeigt euch unser cineastisches Review.

'Hollywood Pictures 2', auch liebevoll KSDS (Kalypso sucht den Superproduzenten) genannt, will euch in die Glamourwelt des Kinofilms entführen, in der ihr als Filmemacher über Millionenbudgets verfügt und der Oscar als das einzige Ziel, als der heilige Gral am Firmament erscheint. Leider ist jedoch das Programm selbst weit von dem Anspruch entfernt, den die Jury an einen potenziellen Nominierten stellt. Fast schon als unfair muss der Vergleich mit 'The Movies' angesehen werden, weil die beiden Spiele qualitativ ungefähr so weit voneinander entfernt sind wie der FC Bayern und der FC St. Pauli.

Erster Eindruck

Dabei ist der Ansatz lobenswert. Als Studioboss übernimmt man die Leitung einer Bruchbude, anders kann die Klitsche nicht bezeichnet werden, selbst die Presse hat für den Deal nur Hohn und Spott übrig. Zum Nulltarif werden ein Verwaltungsgebäude und ein erstes Studio auf dem Gelände errichtet. Ohne diese würde man zwar auch drehen können, aber durch Gebäude werden die Produktionskosten zum Teil erheblich reduziert. Jedoch kostet jedes weitere Gebäude schon Millionenbeträge und auf unserem Konto befinden sich gerade einmal $50.000 Dollar. Bei der Bank wird schnell eine Filmförderung beantragt, die weitere $200.000 Dollar in die Kassen spült. Mit diesem Kapital kann man eigentlich schon recht viel anfangen.

Vom Drehbuch zum Film

Zunächst wird eine Vorlage benötigt. Da das Image und der Bekanntheitsgrad auf einem eher peinlichen Level liegen, dürfte das Schreiben eines eigenen Skriptes nicht die beste Wahl sein. Für wenig Geld sind einige Bücher erhältlich, die natürlich ebenfalls Anspruch vermissen lassen, aber mit denen gearbeitet werden kann. Beim Verfassen eines eigenen Stückes fällt dann auch schnell auf, dass in dem Textfeld keine Sonderzeichen wie Punkte oder Kommata gesetzt werden können. Außerdem behauptet die Anleitung, dass anhand des Textes die Qualität des Drehbuchs bestimmt wird. Die Mechanik, die dahintersteckt, würden wir gerne näher erläutert bekommen. Nachdem man sich nun ein Drehbuch gekauft hat, muss eine fähige Crew an Bord. Co-Produzent, Regisseur und Schauspieler arbeiten für einen gewissen Tagessatz, der verhandelbar ist. Sehr schön. Für Kamera, Nebendarsteller, Make-up, Stunts und Special Effects werden allerdings Festpreise verlangt. In der Kalkulation wird schnell ersichtlich, wie viel uns die Produktion wahrscheinlich kosten wird. Stehen die Crew und die restlichen Rahmenbedingungen fest, kann mit dem Drehen begonnen werden.

Wie im Kasperltheater

Ab jetzt fängt die Leidensphase eines Spieletesters an, denn auch in 'Hollywood Pictures 2' kann man direkten Einfluss auf die Gestaltung der einzelnen Szenen nehmen, sie also selbst drehen. Drehort und Bühnenbild sind dabei noch relativ nett festzulegen. Für einen Western brauchen wir halt eine nette Westernstadt mit allem Drum und Dran. Allerdings sind die vorgefertigten Sets nur in 2D erhältlich. Wer also möchte, dass der Darsteller zum Beispiel hinter einem Fass in Deckung geht, muss dieses manuell einfügen. Okay, damit könnte man noch leben, es geht aber noch weiter! Auch für die Schauspieler gibt es nur vorgefertigte Aktionen. Der entscheidende Haken an der Sache ist, dass man nur die Schauspieler einfügen kann und nicht die Nebendarsteller. Wenn sich also der Cowboy mit jemandem prügeln soll, dann vielleicht mit seinem Schatten, aber das sieht reichlich dämlich aus, wie leider auch die Modelle, die ins Spiel integriert wurden. Die Animationen wirken wie im Kasperltheater während einer Schulaufführung. Da macht es absolut keine Freude, selbst Szenen zu erstellen, und jede Kreativität wird abgetötet. Insgesamt sind die Möglichkeiten auch viel zu begrenzt und allzu schnell ausgereizt. Wie soll ein Samurai-Streifen gedreht werden, wenn die Schauspieler nur als Abenteurer, Cowboy, Soldat oder in einen Smoking eingekleidet werden können?

Schade, gerade beim Erstellen der Szenen enttäuscht 'Hollywood Pictures 2' auf ganzer Linie und verspielt das Wohlwollen des Testers vollkommen. Da auch die selbst gedrehten Szenen in die abschließende Bewertung der Kritiker mit einfließen, wird das Spiel schnell zur Qual, bis man wirkliche Blockbuster produzieren kann. Wenn dann auch noch die Drehzeit durch das ständige Gekokse der Hauptdarsteller und durch Brände in die Länge gezogen wird, dann sind die Nervenstränge des Spielers schon lange gerissen.

Fazit

von Dennis Hartmann
Ich bin Filmfan und ich mag Wirtschaftssimulationen, die sich dieses Themas annehmen. 'MadTV' damals habe ich jeden Tag für Stunden gespielt. 'The Movies' wusste auch zu gefallen und 'Hollywood Pictures 2' wollte ich eine echte Chance geben. Aber leider musste die Hoffnung schnell der Enttäuschung weichen. Szenen selbst zu drehen, macht absolut keinen Spaß und weil gerade dieser Part einen großen Teil der Spielzeit ausmachen soll, muss dem Spiel eine höhere Wertung verwehrt bleiben. Viele andere kleine Mängel in der Bedienung habe ich schon gar nicht mehr angesprochen, weil dieser Test dann nur unnötig lang würde. Gekaufte Drehbücher können im Nachhinein nur umständlich angesehen werden, um zum Beispiel die nötige Anzahl der Schauspieler nachzulesen. Namen von Objekten im Szeneneditor sind ausschließlich auf Englisch, obwohl das Spiel eigentlich auf Deutsch sein sollte etc. Kurzum: 'Hollywood Pictures 2' sollten sich nicht mal Fans antun.

Überblick

Pro

  • Szenen selbst erstellen und schneiden
  • Verhandlungen mit Regisseuren und Schauspielern

Contra

  • Umsetzung des Szeneneditors leider katastrophal
  • mangelhafte Modelle und Animationen
  • unnötige Schnitzer in der Bedienung

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