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Test - Have a Nice Death : Todschickes Roguelite-Metroidvania

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Vor ziemlich genau einem Jahr schickten die französischen Magic Design Studios einen Kontrahenten ins hart umkämpfte Genre der Roguelite-Metroidvanias. Have a Nice Death zeigte im Early Access auch schon alle wichtigen Kernelemente, bot aber noch recht wenig Fleisch auf den Knochen. Mittlerweile ist der finale Release erfolgt. Grund genug für mich, mir die Switch-Version zu schnappen und zu schauen, wie sich Death Inc. in den letzten zwölf Monaten entwickelt hat.

Metroidvania-Spiele leben unbestreitbar von kernigen Kampfsystemen, spannenden Skills und ihrem Leveldesign. Mit Liebe ausgearbeitete Umgebungen, die sich clever ineinander verschlingen und immer weiter öffnen, je mehr Skills ihr erlernt. Wo Super Metroid und Castlevania: Symphony of the Night in den Neunzigern die Erde lockerten, wuchsen in der letzten Dekade moderne Indie-Klassiker wie Ori and the Blind Forest, Hollow Knight und Guacamelee heran.

Wie sinnbefreit wäre es also, dieses bis auf den Pixel perfektionierte Grundkonzept mit Zufallsgenerierung zu mischen? Ziemlich. Doch Dead Cells bewies 2017, dass Roguelite-Metroidvanias nicht nur funktionieren, sondern auch ziemlich genial sein können. Seitdem folgten einige Nachahmer und Have a Nice Death schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Die einjährige Early-Access-Phase endete mittlerweile. Grund genug für mich also, die Kutte überzustreifen und ein Urteil über die Switch-Version zu fällen.

Wiedergeborene Ausrüstung

In Have a Nice Death steuert ihr niemand Geringeren als den alten Gevatter Tod. Standesgemäß schwingt der Kuttenträger seine Sense, ihr wählt aber beim Start eines jeden Runs aus zwei Versionen des Gartengeräts. Neben der klassischen Version stehen beispielsweise eine Darth-Maul-mäßige Variante mit je einer kleinen Klinge auf jeder Seite oder zwei kleine Handsicheln zur Verfügung. Sicherlich findet hier jeder seinen Favoriten. Durch die zufällig vorgegebene Auswahl seht ihr euch aber auch oftmals gezwungen, unbekannte Waffen zu wählen.

Das gilt natürlich noch stärker für die Items, die ihr in den Leveln findet. Zum einen winken Zusatzwaffen wie Hämmer, Shuriken, Speere oder Dolche. Diese verursachen mal mehr, mal weniger Schaden und sind erst nach einem Cooldown wieder einsetzbar. Magische Angriffe hingegen verbrennen eure Feinde, platzieren diverse Minen um euch herum oder erzeugen zeitversetzt auslösende Bomben. Auch diese müssen sich vor dem erneuten Einsatz wieder aufladen und verbrauchen dazu noch Mana. Dieses füllt sich mit der Zeit von selbst wieder auf.

Mit der Währung Seelenmark kauft ihr zudem Heilitems und weitere Ausrüstungsgegenstände. Besonders nützlich fallen desweiteren die passiven Flüche auf. Diese Kräfte erhöhen eure Trefferpunkte, verursachen Bonusschaden oder Blutung, kommen gelegentlich aber auch mit Strafen daher. Eure Entscheidungen wollen also gut abgewägt sein.

Roguelite-typisch steht euch aber nicht der komplette Item-Pool von Anfang an zur Verfügung. Stattdessen schaltet ihr neue Items und Kräfte nach und nach mit gesammelten Goldbarren frei. Zudem erhaltet ihr nach jedem Ableben noch Erfahrungspunkte. Mit Levelaufstiegen verdient ihr dauerhafte Startboni. So entsteht ein ständiges Gefühl des Fortschrittes, obwohl ihr per Definition immer wieder zurück an den Anfang geworfen werdet.

Durch die abwechslungsreichen Skills, Sensen und restlichen Waffen spielt sich jeder Run von Have a Nice Death herrlich abwechslungsreich. Habt ihr bereits mit irgendeinem anderen Genre-Vertreter Erfahrung gesammelt, dasht, schlitzt und zaubert ihr euch innerhalb kürzester Zeit ohne große Einarbeitungszeit durch die Abteilungen der tödlichen Firma. Die Präzision eines Dead Cells oder Ori erreicht das Spiel zwar nie ganz, das stört aber zu keinem Zeitpunkt. Speziell in kleineren Plattforming-Abschnitten, bei denen ihr beispielsweise Feuersäulen ausweichen müsst und euch nicht treffen lassen dürft, wird klar, wie rund das alles läuft.

Tödliche Arbeitsmoral

Freilich kämpft ihr euch nicht nur durch Standardgegner, auch Bosse stellen sich euch in den Weg. Zwischen-Obermotze nennt das Spiel „Thanager“, beispielsweise ein Hausmeister oder ein durchgedrehter Wissenschaftler. Bei den Hauptbossen hingegen handelt es sich um die „Plagegeister“, Abteilungsleiter bestimmter Bereich von Death Inc. Der Kuttenträger selbst sieht sich dem Problem gegenüber, dass sie die Arbeit niedergelegt haben und er in Papierkram ersäuft. Also bleibt es an ihm, sie zurück an die Schreibtische zu prügeln.

Spätestens hier greift ihr vermutlich zu den Anima, mit denen ihr eure Wunden versorgt. Werdet ihr getroffen, ist die Lebensenergie nicht direkt verloren, stattdessen holt ihr sie mit den besonderen Orbs zurück. Die Wutangriffe hingegen benötigen die namensgebende Ressource, die ihr durch gelandete Treffer aufladet. Besonders cool ist, dass jedes Item und jeder Sensentyp seinen eigenen besonderen Angriff bietet.

Kommt ihr dennoch einfach nicht gegen die Plagegeister an, zeigt sich Have a Nice Death deutlich freundlicher als andere Genre-Vertreter. Vor jedem Run dürft ihr die Galerie von Muriel aufsuchen. Letztlich verbergen sich hinter den Bildern diverse Schwierigkeitsgrade. So fällt das Spiel deutlich einsteigerfreundlicher aus als die Konkurrenz.

Zum Sterben schick

Grafisch markiert Have a Nice Death auf jeden Fall einen wahren Augenschmaus. Die Comic-Optik erinnert an 90er-Jahre-Cartoons wie Ren & Stimpy und punktet mit charmanten Charakterzeichnungen und passenden Animationen. Besonders die Plagegeister überzeugen mit ihren ausgefallenen Designs, die gleich noch zu ihrer jeweiligen Abteilung passen. Der Vorsitzende der industriellen Umweltverschmutzung Gordon Grimes beispielsweise kommt als schleimiger Haufen Schlacke daher. Das lebendige radioaktive Fass Nuke hingegen herrscht über den Giftmüll und der tödliche Cupcake Candy erwartet euch am Ende der ungesunden Ernährung.

Have a Nice Death - Launch-Trailer zum Release

Gearbox Publishing und Magic Design Studios veröffentlichen heute Have a Nice Death für Nintendo Switch und PC (via Steam).

Bei all der Lobhudelei für die stimmige Optik gibt es aber doch auch Gründe zur Beanstandung. Der Levelaufbau vermag es nicht, die prozedurale Generierung zu verschleiern, oftmals wirken die Bereiche wie aus dem Baukasten. Spannende Geheimnisse oder alternative Routen sucht ihr ebenfalls vergeblich, da bleibt Dead Cells der unangefochtene Spitzenreiter.

>> Die zehn besten Roguelikes: Spiele, die dich fertigmachen! <<

Dazu sei zur Switch-Version gesagt: ganz rund läuft sie nicht immer. Während der Gebietswechsel per Aufzug stören die Ruckler zwar nicht, sie kommen aber auch im Spielverlauf vor. In späteren Abteilungen ruckelt es mitunter sehr stark und auch manche Skills zwingen die Hybrid-Konsole regelmäßig in die Knie. Das darf bei einem so auf Reaktionen aufbauenden Spiel keinesfalls sein, hoffen wir mal, dass die Entwickler schnell einen Patch liefern.

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