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Test - Hard Reset (Extended Edition) : Altmodischer Action-Overkill

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Unkomplizierte Action

Es gibt unzählig viele Verstecke in Bezoar, die wir manchmal unwissentlich entdecken, weil wir ausversehen ein Fahrzeug in Brand gesetzt und durch die Explosion ein Loch in die Häuserfassade gesprengt haben. Nebenbei eignen sich viele Umgebungsobjekte hervorragend, um sich die Roboter vom Hals zu halten. Mit einem gezielten Schuss auf einen Stromkasten brutzeln wir die Meute, die sich fortan gelähmt vorwärts schleppt und betäubt in unsere nächste Falle tappt: einem Stapel Bezinkanister. Der nächste Schuss entfesselt eine Kettenreaktion. Ein infernalisches Crescendo aus berstenden Maschinen und peitschenden Schüssen prasselt über uns herein. In solchen Momenten formen wir mit den Lippen ein ehrfürchtiges "Wow".

Auch das Waffenarsenal hält so manche Überraschung bereit. Eigentlich besitzen wir nur zwei Wummen: Ein konventionelles Maschinengewehr sowie eine futuristische Plasmakanone. Klingt langweilig, doch wir können mit gesammelter Energie im Upgrade-Shop weitere Aufsätze für unsere beiden Flinten kaufen. Von der gewöhnlichen Schrotflinte, über explosive Argumente wie Granat- und Raketenwerfer bis hin zu mächtigen Kanonen, die zuckende Kugelblitze oder tödliche Laserstrahlen ausspucken, ist alles möglich. Natürlich reicht die Energie nicht für jedes Extra, weswegen wir des Öfteren mit uns haderten, ob wir nun einen weiteren Schießprügel kaufen, oder lieber unsere alten verbessern sollen.

Durch die beeindruckende 10-in-2-Knarre gerät allerdings auch die Balance in Schieflage. Weil sich die verschiedenen Waffenaufsätze optisch frappierend ähnlich sehen, weiß man oft nicht, welchen man gerade aktiviert hat. So ärgerten wir uns in den schweißtreibenden und oft chaotischen Blechschlachten immer wieder über die fummelige Bedienung. Wohl dem, der alle zehn Tastenzuweisungen auswendig lernt, um im Eifer des Gefechts schnell zur richtigen Waffe wechseln zu können. Zudem ist nicht jedes Upgrade wichtig. So konnten wir etwa bis zum Schluss auf eine verbesserte Gegneranzeige verzichten. Auch einige Waffenverbesserungen wirken im Gegensatz zu anderen Aufsätzen geradezu mickrig. Da stört es doppelt, dass wir bereits investierte Punkte im Shop nicht neuverteilen dürfen.

Verbesserungspotenzial

Außerdem ärgerlich: die häufig unpassend gesetzten Speicherpunkte. Egal ob wir auf dem schwersten oder einfachsten der vier Schwierigkeitsgrade in den Maschinenkrieg ziehen, viele Passagen sind einfach nur unfair und durch Auswendiglernen zu meistern. So betreten wir etwa eine leere Lagerhalle, stöbern zwei versteckte Extras auf und laufen unbekümmert eine Treppe nach oben, nur um dort plötzlich von einem heranstürmenden Riesenroboter zermatscht zu werden. Nach dem Neustart wissen wir, wo der Schrottkumpel lauert und pflastern den Weg schon vorher mit Sprengkörpern. Dennoch nervt es tierisch, wenn man minutenlang umsonst durch Bezoar gestromert ist und die Lagerhalle erneut von Feinden säubern muss, zumal wir in Hard Reset nicht frei speichern dürfen.

Auch das Gegnerdesign hätte üppiger ausfallen dürfen, genauso wie die trostlosen Umgebungen. Stundenlang ballern wir uns durch die immer gleichen düsteren Gassen, Tunnels und Korridore. Erst im letzten Spieldrittel verschlägt es uns in die Ödnis und wir sehen erstmals die Sonne. Generell wird in den insgesamt sieben Stunden zu wenig Abwechslung geboten. Vor allem, weil echte Höhepunkte, wie etwa der Kampf in einer gigantischen Schrottpresse sowie die haushohen Bossgegner, Mangelware bleiben.

Dadurch kann sich auch die Grafik-Engine nur schwer entfalten. Sicher, die durch Neonreklamen nur spärlich, aber umso stimmiger ausgeleuchteten Schauplätze schüren eine düstere Atmosphäre. Die detaillierten und farbenfrohen Außenbereiche gen Ende des Spiels lassen aber erahnen, welch ungenutztes Potenzial in Hard Reset schlummert. Nichtsdestoweniger überzeugt der Shooter durch gute englische Synchronsprecher, kernige Waffensounds und eine zum Teil zerstörbare Umgebung. Die ständigen Effektgewitter sind durchweg beeindruckend. Die erleben wir übrigens auch im Überlebensmodus, in dem wir uns endlosen Gegnerhorden zur Wehr setzen, bis uns endgültig die Puste ausgeht. Ein Mehrspielerpart fehlt dagegen völlig.

Fazit

Mirco Kämpfer - Portraitvon Mirco Kämpfer
Hard Reset war bereits in seiner Urversion cool, mit der Extended Edition haben die Entwickler weitere Schnitzer ausgemerzt. Wer das Spiel bereits kennt, darf sich nun über neue Gegner und fünf zusätzliche Kampagnenlevels und somit über rund drei Stunden mehr Spielzeit freuen. Insgesamt kommt Hard Reset somit auf rund sieben Stunden, die es trotz spielerischer Monotonie glänzend unterhält. Dazu tragen vor allem die knalligen Effekte sowie die verschiedenen Waffenverbesserungen bei. So liefere ich mir im Minutentakt waghalsige Schlachten und grase anschließend das Gebiet in Ruhe nach versteckten Extras ab - das motiviert! Angesichts des hier abgefackelten Bombast und der eingängigen, unkomplizierten Spielmechanik kommen Genrefans voll auf ihre Kosten, zumal Hard Reset nur 20-30 Euro kostet. Für die reine Einzelspielererfahrung hätte es trotz Oldschool-Faktors aber ruhig etwas mehr Handlung sein dürfen.

Überblick

Pro

  • brachiale, unkomplizierte Action
  • unverbrauchtes Szenario
  • abgefahrenes 10-in-2-Waffensystem
  • motivierende Upgrade-Sammelei
  • beeindruckende Beleuchtungs- und Spezialeffekte
  • teils zerstörbare Levelumgebung
  • dichte Atmosphäre
  • coole Bosskämpfe

Contra

  • flache Geschichte
  • nur simple Schalterrätsel
  • optisch und spielerisch monoton
  • kein freies Speichern
  • fummelige Waffenauswahl
  • kein Mehrspielermodus

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