Test - Forza Horizon 2 : Regen im Paradies
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Paparazzi und Wagenhändler
Hobby-Fotografen werden fürstlich entlohnt, wenn sie Bilder für die Horizon Promo schießen. Auch sonst gibt es noch die eine oder andere lukrative Einnahmequelle. Trotzdem oder gerade deswegen ist es unverständlich, dass man seine Autos nicht verkaufen kann. Wollt ihr eure Garage etwas aufräumen, seht ihr dafür keinen Cent. Dabei war es noch vor einigen Teilen in der Hauptserie möglich, in einer Art Auktionshaus Fahrzeuge an andere Mitspieler zu verscherbeln. Gerade wenn ihr genug Erfahrungspunkte kassiert habt, um am Preisrad statt eines satten Geldbetrags einen Honda Civic zu ergattern, wäre die Option zum Verkauf nett gewesen. So geht ihr stattdessen komplett leer aus. Schade.
Für kunstvolle Fahrmanöver bekommt ihr erneut Punkte. Fahrt ihr also besonders schnell, legt schicke Drifts hin oder braust dicht am Gegenverkehr vorbei, bildet sich schnell eine amtliche Kombo. Anstatt in einer Rangliste aufzusteigen, bekommt ihr mit jedem neuen Level spezielle Perk-Punkte. Die setzt ihr ein, um zahlreiche Verbesserungen freizuschalten. Die Auswahl ist groß: von Rabatten auf Neuwagen bis hin zu einem größeren Multiplikator oder besseren Gewinnen beim Preisrad.
Der große Bruder als Vorbild
Zum Start der Xbox One gab es mit Forza Motorsport 5 eine mehr als solide Rennsimulation. Forza Horizon 2 borgt sich davon so manches Stilmittel. Da sind zum einen die Drivatare. Statt gegen seelenlose Computer-Fahrer tretet ihr auf dem Horizon Festival auch gegen Spieler aus eurer Freundesliste an. Gerade in den Meisterschaften profitiert das Spiel von diesem System, da eure Kontrahenten nicht wie an der Schnur gezogen die Ideallinie bis zum Ziel verfolgen. Fahrfehler und harte Positionskämpfe sind an der Tagesordnung, es herrscht mehr Leben auf der Piste.
Es wurde aber noch mehr entlehnt: Das Tuning-System wurde eins zu eins übernommen. Es bietet jedem Autonarren mehr als genug Optionen, um das Fahrverhalten zu optimieren. Wer nicht so viel Zeit mit seiner Karre in der Garage verbringen will, wählt das Auto-Upgrade aus. Da dem Fahrverhalten zwar etwas der Zahn gezogen wurde, aber es im Grunde genommen auf dem System aus der Hauptserie aufbaut, bekommt ihr während der Fahrt auf Knopfdruck Einblick in zahlreiche Telemetriedaten. Wie warm sind die Reifen gerade? Wo verlagert sich momentan das Gewicht auf den Achsen? Auch wenn man nur einen kleinen Teil dieser Informationen zu nutzen versteht, zeigen diese Statistiken, was für ein umfassendes System hinter Forza Horizon 2 steckt.
Wer möchte, kann den Schwierigkeitsgrad in die Höhe schrauben, Fahrhilfen ausschalten und sogar den Reifenverschleiß aktivieren. Das Fahrverhalten verändert sich dadurch spürbar. Haben die Reifen an eurem Wagen die beste Zeit hinter sich, könnt ihr eure Kiste kaum noch auf der Strecke halten. Das Schadensmodell beeinflusst die Handhabung ebenfalls deutlich, auch wenn die Beulen an der Karosserie nicht so dramatisch ausfallen. Zwar werden die Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen, aber auch wenn ihr euch mehrfach überschlagt, halten sich der Verformungen im Rahmen.
Immer wenn es regnet
Längst überfällig ist die Premiere des Wettersystems. Im Süden von Europa scheint nicht immer die Sonne, irgendwann ziehen Wolken auf. Der Regen beeinflusst nicht nur das Fahrverhalten, es lässt die ganze Welt von Forza Horizon 2 noch schöner aussehen. Noch nie hat schlechtes Wetter so viel Spaß gemacht. Da die Atmosphäre korrekt berechnet wird, könnt ihr manchmal sogar Regenbögen am Horizont erkennen. Vielleicht regnet es für die geografische Region etwas zu oft, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Eine Wiederkehr feiern die Autoclubs. Schließt euch mit Freunden zusammen und fahrt auf lässigen Roadtrips durch die Gegend. Eine interne Rangliste belohnt fleißige Fahrer, während das Fehlen der Club-Garage schmerzt. Warum die Entwickler auf dieses Element verzichteten, ist nicht nachvollziehbar. Autos lassen sich aktuell jedenfalls nicht mit anderen Mitgliedern teilen. Vielleicht ändert sich das ja noch. Immerhin dürft euch an bestimmten Stellen mit anderen Fahrern treffen und ihre Wagen bewundern. Gefällt euch ein Schlitten besonders gut, lässt sich das Fahrzeug, das Design oder auch das Tuning-Setup direkt erwerben.
Aber vielleicht tröstet es euch ja, dass ihr nun schneller in den Online-Modus kommt. Ein Knopfdruck reicht schon aus. Anstatt unnötig Zeit in einer Lobby zu verbringen, rast ihr schon nach wenigen Sekunden mit anderen Spielern durch die Spielwelt. Hier gibt es einerseits Roadtrips: Fahrt zu verschiedenen Orten und absolviert die verschiedensten Veranstaltungen. Oder ihr startet eine private Sitzung und steuert genau die Events an, auf die ihr Bock habt. Natürlich könnt ihr auch einfach nur gemütlich dahinfahren und quatschen. Die Online-Komponente wurde ausgebaut und bietet viele Reize für virtuelle Hobby-Fahrer.
So hübsch
Die wieder extrem platte Handlung ist zweitrangig, wenn ihr erstmalig die Welt von Forza Horizon 2 betretet. Playground Studios aktuelles Werk ist ein richtiger Hingucker. Die Umwelt ist eine Augenweide und auch jedes einzelne Auto wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Jedoch läuft das Spielgeschehen nicht mit 60 Bildern pro Sekunde wie bei Forza Motorsport 5. Alles Nebensache, wenn ihr mit 400 Stundenkilometern über die Straßen fliegt. Das Geschwindigkeitsgefühl ist berauschend. Weniger berauschend sind kleinere Grafikfehler. Schatten bauen sich manchmal etwas unschön auf und Objekte werden plötzlich in der Ferne eingeblendet.
Ein Höhepunkt sind erneut die Radiosender. Im zweiten Teil von Forza Horizon wählt ihr aus insgesamt sieben Stationen, allesamt vollgepackt mit toller Musik. Besonders der Klassiksender begeistert. Leider werden Hip-Hop-Fans komplett ausgeschlossen. Sogar die deutschen Radiomoderatoren machen ihre Arbeit gut, wenngleich ihre englischsprachigen Kollegen etwas glaubwürdiger und lockerer sind.
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