Test - Excite Truck : Feinfühlige Dreckschleudern auf der Wii

’Excite Truck’ ist ganz klar ein Fun- bzw. Arcade-Racer, angesiedelt irgendwo zwischen Midways ’Thunder’-Serie und ’F-Zero’. Tatsächlich rasen die Trucks in atemberaubender Geschwindigkeit über den Bildschirm und springen hunderte Meter weit durch die Lüfte – das hat zwar nichts mit echten Trucks und wenig mit Offroad-Schlammschlachten zu tun, macht aber durchaus Spaß. Da ihr mit geschicktem Fahren viel Zeit gewinnen könnt und per ultimativen Drifts sowie perfekten Landungen kleine Geschwindigkeitsschübe bekommt, besteht im Spiel viel Raum für Verbesserung des Spielerkönnens. Das Salz in der Suppe ist die Turbo-Energie: Ihr müsst sehr oft mit Köpfchen und Geschick den Turbo-Boost benutzen, um besonders weit zu springen, um Gegner von der Piste zu rammen und natürlich um als Erster über die Ziellinie zu fahren. Dabei ist es aber stets notwendig aufzupassen, dass der Motor nicht überhitzt oder euer Gefährt nicht an einem Baum oder einem Felsen zerschellt. Ist so ein Unfall geschehen, müsst ihr die Buttons triggern, um schnell wieder fit für das Rennen zu sein. Sowohl Turbo als auch dieses Button-Gehämmer kennen Games-Veteranen noch aus dem ersten ’Excitebike’.

Für Arcade-Feeling sorgen auch die Strecken, die alles andere als realistisch ausgefallen sind. Ihr rast zwar durch natürlich aussehende Szenarien wie Kanada, Mexiko, Finnland, Schottland und Fidschi, allerdings sorgen spezielle Icons für seltsame Naturschauspiele: Sammelt ihr so ein Zeichen ein, verformt sich die Umgebung – aus Bergen werden Täler, flache Ebenen werden zu Schanzen, in Felswänden erscheint plötzlich ein Tunnel, eine hügelige Passage wird angenehm flach, eine Nebenstraße tut sich auf, eine neue Passage in seichtem Wasser lädt zur Turbo-Orgie ein und vieles mehr. Klar, dass dieses Terraforming ebenfalls clever in die eigene Rennstrategie einbezogen werden kann. Dies ist auch wichtig, schließlich reicht es nicht, einfach nur Erster zur werden. Um neue Karossen und Herausforderungen freizuschalten, müsst ihr eine bestimmte Anzahl Sterne einsacken. Diese erhaltet ihr für einen Sieg, aber auch für spektakuläre Drifts, fiese Ramm-Attacken, coole Sprünge und dergleichen.

Dieses Sternensystem kann motivieren, immer mal wieder eine Runde zu fahren und seinen Rekord auf der jeweiligen Strecke zu verbessern. Das ist insofern wichtig, als geübte Rennspielfans schon recht bald alles im Spiel gesehen haben werden. Innerhalb weniger Stunden sind alle Cups, Strecken und Fahrzeuge freigeschaltet. Dies liegt zum einen an dem nur sehr langsam ansteigenden, niedrigen Schwierigkeitsgrad, zum anderen an dem recht mageren Umfang. Auch in puncto Spielmodi gibt ’Excite Truck’ nicht viel her. Neben dem Hauptmodus findet ihr bloß noch ein ordentliches Tutorial und den Challenge Mode. In diesem gilt es, eine Hand voll Herausforderungen, wie etwa das Fahren durch Tore oder das Rammen von Gegnern, zu meistern. Sehr karg gibt sich der Mehrspieler-Modus: Gerade mal zwei Spieler können im Splitscreen gegeneinander antreten. Weder Online-Teilnehmer noch CPU-Fahrer sind hier anzutreffen, was die Sache recht öde macht.

Technisch gibt sich ’Excite Truck’ durchwachsen. Die Grafik sieht insgesamt ganz ordentlich aus und gefällt vor allem durch einige hübsche Effekte wie Schmutzwolken, Rauch oder spiegelndem Autolack sowie schicken Wasseroberflächen. Weitere Pluspunkte sind die beeindruckende Weitsicht, der coole Terraforming-Effekt und die passabel gestalteten Karossen. Leider gibt es aber auch eine ganze Menge an optischen Schwächen. Besonders ärgerlich ist die instabile Framerate, durch die ein großer Teil des Geschwindigkeitsgefühls eingebüßt wird. Dazu kommen grobe Texturen, zu wenig Abwechslung bezüglich der Streckendetails, keine Verschmutzung der Wagen und ein schwaches Schadensmodell. Auch das Fehlen von anderen Perspektiven, wie beispielsweise eine Cockpit-Ansicht, macht Rennspielfans nicht unbedingt glücklich. Besonders schwach ist der Sound ausgefallen: Während die Soundeffekte mit viel gutem Willen noch als passabel durchgehen, nervt der enorm uninspirierte und unmelodiöse Soundtrack schon nach wenigen Minuten. Natürlich passen kernige und rockige Gitarrenklänge gut zu urigen Offroad-Rennen, aber etwas mehr Talent und Inspiration bei der Bearbeitung der E-Klampfe darf schon erwartet werden. Immerhin haben die Entwickler das wohl selbst eingesehen: Im Soundmenü dürft ihr mp3-Musikfiles von der SD-Speicherkarte ins Spiel integrieren.