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Preview - eFootball 2022 : Ein schwieriger Neustart

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Viele langjährige Fans schmerzt das Ende von Pro Evolution Soccer sehr. Das liegt aber nicht daran, dass Konamis Fußball künftig nicht mehr PES heißt. Es ist eher der radikale Kurswechsel in der Veröffentlichungspolitik, den eFootball 2022 vollzieht. Denn statt eines kompletten Spiels gibt es nun einen Free-to-Play-Titel, der zum Start kaum mehr ist als eine Demo.

Erst veröffentlichen und dann fertigstellen. Auf dieses mehr als fragwürdige Konzept setzt Konami für eFootball 2022 – und zwar konsequent. Zum Auftakt am 30. September stehen lediglich neun lizenzierte Mannschaften zur Wahl: Bayern, Barcelona, Arsenal, Juventus, Manchester United, Corinthians, Flamengo, São Paulo und River Plate. Mit ihnen lassen sich Online- und Offline-Freundschaftsspiele in einer Handvoll Stadien austragen – das war es schon. Für alle, die sich gerne in die Meister-Liga oder Karriere stürzen oder ein Team in myClub aufbauen möchten, sind das ganz schlechte Nachrichten.

Während der Nachfolger des FUT-ähnlichen Modus unter dem Namen Creative Teams voraussichtlich im November per Update kostenlos erscheint, wird Konami in Sachen Meister-Liga zur Kasse bitten. Der absolute Klassiker der PES-Geschichte soll nämlich als kostenpflichtige Download-Erweiterung angeboten werden. Zu einem konkreten Termin oder Preis gibt es noch keine Angaben. Man wolle sich dazu äußern, wenn die Zeit reif ist, hieß es im Rahmen einer Online-Präsentation, an der wir teilnehmen konnten.

Der logische Schritt

Free-to-play, kaum Inhalte zum Start, die Meister-Liga als Bezahl-DLC – das liest sich nicht gerade verheißungsvoll. Doch die Umstellung auf ein solches Modell ist längst überfällig. Denn die kostenlose Mobile-Version von PES macht seit Jahren vor, wie erfolgreich die Kombination aus Gratis-Basisspiel und Mikrotransaktionen sein kann.

Für eFootball PES 2021 Mobile vermeldete Konami am 9. September ganze 450 Millionen Downloads. Im Zentrum dieser Fassung steht der myClub-Modus, in dem man sich aus allen möglichen Spielern seine Traummannschaft zusammenstellen kann. Dafür werden digitale Päckchen mit zufälligen Inhalten geöffnet, ganz ähnlich dem FIFA Ultimate Team. Die für den Kauf dieser Pakete erforderliche Währung kann allerdings nur teilweise erspielt werden. Einige Inhalte sind ausschließlich gegen Euro zu haben. Und genau das rentiert sich mächtig für Konami.

Würde nur ein Prozent der 450 Millionen Spieler*innen einmal fünf Euro investieren, brächte das Konami satte 22,5 Millionen ein – nur über Mikrotransaktionen! Zwar liegen keine offiziellen Zahlen vor, doch mit größter Wahrscheinlichkeit fließt deutlich mehr Geld auf die Konten der japanischen Firma.

Im Finanzbericht vom 5. August 2021 heißt es, eFootball PES 2021 Mobile sei zusammen mit Yu-Gi-Oh! Duel Links führend bei den Einnahmen auf dem digitalen Markt. Weiteres Geld bringt seit 2015 eine Free-to-Play-Fassung für die PS4, die Xbox One und den PC. Diese setzt ebenfalls auf das Mobile-Prinzip und stellt den myClub-Modus ins Zentrum – daneben gibt es nur Freundschaftsspiele und das Training.

Schlechte Kommunikation

Angesichts dieses Erfolgs und vor allem der finanziellen Relevanz ist es wenig verwunderlich, dass klassische Modi wie die Meister-Liga in Konamis Planungen für eFootball 2022 nur eine untergeordnete Rolle spielt. In den aktuellen Informationen rund um die Veröffentlichung des Spiels am 30. September geht es fast ausschließlich um die Inhalte des myClub-Nachfolgers Creative Teams. Dieser wird erneut auf Packs und Spielerkäufe via Mikrotransaktionen setzen. Hinzu kommt ein Season Pass, der sowohl einen kostenlosen als auch einen bezahlpflichtigen Pfad bieten wird.

Aber die Monetarisierung beginnt schon vor dem Release. In den Online-Stores gibt es ein 40 Euro teures „eFootball Premium Player Pack“. Darin stecken rund 28 Euro an Spielwährung sowie mehrere sogenannte Zufallsdeals, über die besondere Kicker für Creative Teams erhältlich sein werden. Das Pack sorgt bereits für Vermutungen, Konami plane eine stärkere Pay-to-Win-Ausrichtung des Modus. Könnten Leute, die dieses Pack nicht kaufen, zum Start also einen Nachteil haben? Oder will man einfach nur im Vorfeld abkassieren?

eFootball - Official Gameplay Trailer

Im Rahmen der gamescom hat Konami den ersten Gameplay-Trailer zum kommenden eFootball enthüllt.

Die mangelnde Transparenz hilft nicht dabei, ein Vertrauen in das Projekt eFootball aufzubauen. Doch leider hat sie bei Konami Tradition. Langjährige Kenner der PES-Reihe wissen um die meist katastrophale Kommunikation rund um das Fußballspiel. Kritische Fragen von Fans oder Presse wurden entweder ausweichend oder gar nicht beantwortet. Beispielsweise blieb jahrelang ungeklärt, warum Konami seine PES-Fans mit haarsträubend schlechten Online-Partien nervte, statt dedizierte Server bereitzustellen. Nicht einmal mit dem 2019 eingeführten Fokus auf eSport änderte sich daran etwas, so dass selbst Profis in den sozialen Medien regelmäßig über Ruckler und Lags wie zu frühen DSL-Zeiten klagten.

Mit eFootball 2022 stellt sich die Frage nach den Servern erneut, und zwar dringlicher als je zuvor. Schließlich soll der Titel plattformübergreifendes Spielen unterstützen. PS4 gegen Xbox oder PC gegen Mobile klingt in der Theorie prima und absolut zeitgemäß. Doch ohne eine stabile Serverstruktur könnten Partien zwischen verschiedenen Plattformen, vor allem länderübergreifend, ein Albtraum werden.

Technische Schwierigkeiten

Überraschenderweise bezog Konami dazu endlich Stellung: So hieß es während der Präsentation zumindest in einem Nebensatz, dass die eigenen Server für problemlose Online-Begegnungen sorgen sollen. Crossplay-Filter lassen euch zudem einstellen, ob die Spielersuche sämtliche Plattformen oder nur eure eigene berücksichtigt. Solche Dinge mögen für andere Spiele längst der Standard sein, doch für Konami und seinen Fußball sind sie Neuland.

Und wie steht es um die bisherigen Kernkompetenzen der PES-Serie, nämlich Grafik und Spielbarkeit? Von der im vergangenen Jahr gemachten Ankündigung, eine optisch herausragende Fußballsimulation zu erschaffen, ist in den bisher veröffentlichten Trailern nicht viel zu merken. Im Gegenteil: Einige Animationen, die Ballphysik sowie der Rasen sehen schlechter aus als im letztjährigen PES, das wiederum nur ein unverändertes Update des 2019er-Ablegers war.

Natürlich beteuerte der Entwickler und Hersteller das Gegenteil und gab an, die technischen Möglichkeiten jeder Plattform voll auszunutzen. Um das unter Beweis zu stellen, zeigte man uns ein Spiel auf der PS5, bei dem Manchester United und Juventus Turin aufeinandertrafen.

Allerdings war die Qualität des Streams derart schlecht, dass wir keine Aussagen über die Grafik und den Spielablauf treffen können. Leider war es Konami aufgrund technischer Probleme auch nicht möglich, uns besagte Begegnung als Videodatei zur Verfügung zu stellen. Im Netz kursieren zwar Aufnahmen, die angeblich Partien aus eFootball 2022 zeigen. Aber weil nichts davon offizielles Material ist, gehen wir darauf ebenfalls nicht ein.

Scharfe Schüsse 

Zumindest wurden weitere Ankündigungen rund um das Geschehen auf dem Rasen gemacht. So sollen die Schiedsrichter endlich glaubwürdig pfeifen. Hoffentlich ist das so, denn in der Vergangenheit gab es selbst für absolute Blutgrätschen oft nicht mal eine gelbe Karte. Damit solche Aktionen gar nicht nötig sind, können Verteidiger künftig eine spezielle Defensiv-Stellung einnehmen und in Zweikämpfen stärker mit dem Körper arbeiten – das ist aus FIFA bekannt.

Außerdem werden neben normalen Pässen und Schüssen auch aufgeladene Aktionen möglich sein. Dazu gehören unter anderem straffe Topspin-Bälle aufs Tor oder zügige Seitenwechsel. Allerdings kommt das erst mit einem späteren Update ins Spiel. Ebenfalls neu: Bei Eins-gegen-Eins-Duellen zoomt die Kamera an die beiden Spieler heran, um für mehr TV-Atmosphäre zu sorgen. Weil das aber nicht jedem gefallen dürfte, lässt sich diese Funktion abschalten.

Zum Abschluss gab es noch verhaltene Infos bezüglich der Mannschaften und Lizenzen. Zum Release am 30. September sollen die Kader der ersten neun Teams auf dem aktuellen Stand sein – dazu zählt beispielsweise die Rückkehr von Cristiano Ronaldo zu Manchester United. Für den Herbst ist ein weiteres Update angekündigt, das noch nicht benannte Lizenz-Teams ins Spiel bringen soll.

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