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Special - Furcht oder Vorsicht? : Das lange Warten hat kein Ende

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    Immerhin, so einige Neuankündigungen konnten wir auf der E3 in Los Angeles bewundern. Doch bei einigen Publishern war immer noch spürbar, dass die neue Konsolengeneration mit sehr viel Vorsicht angegangen wurde und wird. Gerade Electronic Arts scheint eher auf Nummer sicher zu gehen. Aber auch Ubisoft hat trotz großer Marken offenbar noch so manchen Titel in der Schublade gelassen. Was ist da los?

    Der Start neuer Konsolen ist immer wieder eine mühsame Sache. Das finanzielle Risiko ist speziell bei den Titeln im ersten Jahr sehr hoch, da die Konsolen noch nicht so weit verbreitet sind, um die vollen Entwicklungskosten einzuspielen. Das spürt man deutlich, denn obwohl die neuen Konsolen sich großer Beliebtheit erfreuen, ist die Zahl entsprechender Titel 2014  bisher mehr als überschaubar und nicht wenige haben die Koffer gepackt und sind ins Jahr 2015 gereist. Das, was kommt, ist nur eine Handvoll Nummer-sicher-Titel. Man muss auch kein Prophet sein, um zu behaupten, dass einige der für 2015 angekündigten Titel kaum vor 2016 auf den Markt kommen werden.

    Electronic Arts zeigte in der Pressekonferenz deutlich, dass man die neue Generation mit großer Vorsicht angegangen ist. Klar, Titel wie Dragon Age oder Battlefield und die obligatorischen Sportspiele stellen wohl kein allzu großes Risiko dar. Ganz im Gegenteil, ohne neue Titel würde man schnell die Fans verprellen. Auffällig ist hingegen, dass bei fast allen Neuankündigungen (Mass Effect, Mirror's Edge und andere) nur vages Konzeptmaterial vorgestellt wurde, das den Rückschluss zulässt, dass die Konzepte lange in der Schublade lagen und sich die eigentliche Entwicklung maximal in einem frühen Stadium befindet oder lange Zeit mit angezogener Handbremse gefahren wurde.

    Auch Ubisoft zeigt sich nicht gerade mutig. Titel wie The Division oder The Crew wurden zwar vor längerer Zeit bereits angekündigt, die Termine wurden jedoch wieder und wieder verschoben. Liegt es daran, dass die Plattformverbreitung bisher noch wenig Hoffnung macht, die Produktionskosten von derartig aufwendigen Titeln wieder einzuspielen? Oder sind die Titel doch einfach nur noch nicht so weit? Aufkommende Gerüchte, dass Ubisoft einige Wii-U-Spiele bewusst zurückhält, lassen eher auf Ersteres schließen. Assassin's Creed Unity und Far Cry 4 hingegen dürften sichere Hausnummern sein, um genug Gewinn einzuspielen. Die Marken sind etabliert und verkaufen sich prächtig. Und Rainbow Six: Siege muss endlich raus, zu lange ritt man auf dem mittlerweile eingestellten Patriots herum und die wachsende Kritik an Battlefield und Call of Duty vermittelt den Hauch einer guten Chance.

    Auch bei Microsoft entdecken wir viel Zurückhaltung und wenig Neues. Klar, mit Halo 5: Guardian kann man wenig verkehrt machen, die Serie ist seit jeher Zugpferd der Xbox-Konsolen. Aber die echten Neuerungen sitzen hier eher im mittleren oder Indie-Segment. Statt hier neue Marken zu riskieren, setzt auch Microsoft auf Recycling, indem beispielsweise die Halo-Reihe aufgefrischt auf die Xbox One gebracht wird. Kein großes Risiko, da es eine Menge Fans gibt und die Kosten in einem überschaubaren Rahmen bleiben dürften. HD-Remakes und aufgepeppte Versionen erfolgreicher Spiele machen ohnehin einen nicht unbeträchtlichen Teil der neuen Titel aus, siehe The Last Of Us Remastered oder GTA V, das nun im Herbst endlich auch für PC und die neuen Konsolen kommt.

    Sony ist etwas weniger zurückhaltend, auch wenn hier ebenfalls eine gewisse Vorsicht zu erkennen ist. The Order: 1886 als neue Marke schwimmt schon eine Weile im Teich, erreicht das Ufer aber noch nicht so bald, während ein Uncharted 4 wohl als risikolos zu betrachten ist. Sony hat insgesamt bei den Exklusivtiteln bei dieser E3 etwas die Nase vorn, wohl auch weil Sony angesichts der starken PS4-Verkaufszahlen und der schwindenden Lieferengpässe von allen die geringsten Bauchschmerzen hat. Stattdessen überbieten sich die beiden Konsolenhersteller wie gehabt mit der Unsitte, plattformexklusive Inhalte für Multiplattformtitel an den Mann zu bringen, um die eigenen Konsolen so gut wie möglich zu pushen. Sehr zum Leidwesen der Spieler.

    2014 wird daher ein vorsichtiges Jahr bleiben. Neue Marken sind kaum in Sicht. Für 2015 sieht es etwas besser aus, allerdings dürfte auch dann viel davon abhängen, wie gut sich die Konsolen in den kommenden Monaten, speziell im Weihnachtsgeschäft, verkaufen. Es würde einen nicht wundern, wenn der eine oder andere Titel dann doch wieder etwas nach hinten rutscht. Microsoft und Sony werden das Geschehen akribisch beobachten und sicherlich noch gegensteuern. Die günstigere Xbox One ohne Kinect ist da nur der erste Schritt.

    Bis dahin müssen wir wohl noch eine Weile damit leben, dass die kommenden Titel der großen Publisher in den nächsten Monaten weiterhin auf sich warten lassen und diese vorerst den Weg des geringsten Risikos gehen. Während die einfallsreicheren Spiele aus der Indie-Szene weiterhin boomen werden, denn hier ist das finanzielle Risiko um einiges geringer. Mit dem bitteren Tropfen, dass die Indie-Szene immer mehr von schnell produziertem Schrott diverser Mitläufer verwässert wird. Aber auch wenn wir noch etwas warten müssen: Die große Zeit der neuen Konsolen und Blockbuster-Titel wird kommen, nur vielleicht etwas später als gewohnt.

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