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Test - Drakensang: Am Fluss der Zeit : Rückkehr nach Aventurien

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Zäher Anfang, tolle Welt

Trotz der klassenbezogenen Anfangsquest steigt die dramaturgische Spannungskurve nur sehr langsam an. Die Hauptgeschichte wirkt dabei leider an einigen Stellen sehr gekünstelt und generisch. Als Stützpunkt dient das Schiff Thalaria, mit dem wir auf dem großen Fluss hin und her schippern und dabei so manch verruchte Gegend ausmachen. Sei es eine alte Zollfeste, ein Elfendorf, ein verloren geglaubter Tempel, eine frostige Gegend voller Piraten und so weiter und so fort. Genau diese Dichte an atmosphärischen Gegenden stimmt einen dann wieder versöhnlich, denn auch wenn die Geschichte nicht unbedingt mit epischen Ereignissen herausragt, so entpuppt sich die Welt als wunderschön und bezaubernd.

Aventurien ist keine schmutzige Fantasy-Welt, wie wir sie von Dragon Age kennen. Aventurien ist auch keine High-Fantasy-Welt, sondern eine charmante Hommage an das europäische Mittelalter, ergänzt um einige Legenden und Mythen. Und genau dies zeichnet den zweiten Teil von Drakensang aus und macht ihn so liebenswert. Die Entwickler haben sich vorbildlich mit den Quellenbüchern der Rollenspielvorlage beschäftigt, und das spürt der Spieler an jeder Ecke. Sei es, dass die Nichtspielercharaktere aventurische Zitate nutzen, sei es das Lied eines Barden oder auch nur der Baustil der einzelnen Tempel - genau so muss eine gute Umsetzung aussehen.

Alte Macken, neue Qualitäten

Technisch hat sich bei Drakensang: Am Fluss der Zeit nur sehr wenig geändert. Die Grafik sieht, bis auf wenige Details, immer noch aus wie beim Erstlingswerk. Dies muss allerdings nicht zwingend negativ sein, denn die Engine hat auch heute noch ihren ganz eigenen Charme und passt wunderbar ins Spiel, ohne altbacken zu wirken. Als frustrierend entpuppt sich allerdings das Kampfsystem, das sehr träge und schleppend daherkommt. Vor allem Anfänger werden zu Beginn überfordert sein und in Borons Armen landen, der in Aventurien der Gott des Todes und des Schlafes ist.

Natürlich muss man Radon Labs zugutehalten, dass man sich im Kampf stark ans Regelwerk von DSA zu halten versucht. Das tut aber der Spielmechanik nicht sonderlich gut, da die Kämpfe so zur Geduldsprobe werden. Lobend erwähnen muss man allerdings das bereits beschriebe Dialogsystem, das nun deutlich vielfältiger ist und den Spieler dazu motiviert, dass er auch mal ein paar Skill-Punkte in Fähigkeiten wie „Menschenkenntnis" und/oder „Etikette" investiert. So kann der Verlauf etlicher Quests vollkommen flexibel und unterschiedlich beeinflusst werden, was natürlich den Wiederspielwert erheblich anhebt.

Fazit

von Sven Siemen
Drakensang: Am Fluss der Zeit bringt mich als Redakteur in eine moralische Zwickmühle, denn als jahrelanger Fan des klassischen Rollenspiels bin ich begeistert von der toll umgesetzten Welt, die Radon Labs mit Teil zwei fortführt. Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack zurück, denn eigentlich bekomme ich hier nur ein Drakensang 1.75 serviert. Dass die Grafik-Engine dieselbe bleibt, das kann ich verschmerzen, da diese atmosphärisch und charmant rüberkommt. Dass ich meinen Charakter aus dem Vorgänger nicht weiterspielen kann und ein Prequel erleben muss, mag Geschmackssache sein, stimmt mich persönlich aber etwas traurig. Aber dass man trotz guter und stimmiger Umsetzung so viel Potenzial für einen zweiten Teil verschenkt hat, ist eine echte Enttäuschung. Aventurien bietet so enorm viele, facettenreiche Landstriche, warum muss es wieder der große Fluss sein? Warum nicht mal ein Abenteuer im fernen, frostigen Bornland? Ein Plot in der gnadenlosen Wüste Khom oder eine Reise in die Kaiserstadt Gareth? Die detaillierten Dialoge und die neue Geschichte in allen Ehren, aber streng genommen ist dies für einen zweiten Teil einfach zu wenig. Trotz einiger Enttäuschung macht Am Fluss der Zeit Spaß und entfaltet sich zu einem tollen Rollenspielabenteuer, das euch etliche Stunden in seinen Bann ziehen kann.

Überblick

Pro

  • stark umgesetzte Welt
  • umfangreiches Charaktersystem
  • variable Questlösungen
  • facettenreiches Dialogsystem
  • tolle Atmosphäre
  • endlich eine Schnellreisefunktion im Spiel

Contra

  • wenige Neuerungen
  • gleicher Landstrich wie im ersten Teil
  • gleiche Oberfläche wie im Vorgänger
  • träges Kampfsystem

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