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Preview - Der Herr der Ringe: Gollum : Endlich selbst gespielt: Das erwartet euch im Mittelerde-Adventure

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Vier Jahre ist es nun schon her, dass wir vor Ort beim Hamburger Entwickler Daedalic der Ankündigung von Gollum beiwohnten. Mehr als ein Logo und ein paar Worte zur Vision dahinter gab es damals nicht. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Die ersten Screenshots im stilisierten Look irritierten manchen Fan, der sich unter der Herr-der-Ringe-Marke nur ein aufwändig produziertes Schlachtenepos vorstellen kann. Erste Spielszenen auf diversen Messen dann sahen schon deutlich besser aus, ließen aber viele Fragen und Skepsis aufkommen. Nun nähert sich der Veröffentlichungstermin in diesem Jahr, und wir konnten Gollum endlich etwa eine Stunde lang selber spielen.

Häufig ist es nicht die letztliche Qualität eines Spiels, an der es gemessen wird und unter Umständen scheitert, sondern lediglich die eigene Erwartung. Insofern sollte man sich im Falle von Gollum erstmal klar vor Augen führen, womit wir es zu tun haben: kein martialisches Action-Adventure wie die Mittelerde-Spiele von Monolith und auch kein spektakuläres Schlachtenepos wie die Strategiereihe der Schlacht um Mittelerde. Angesichts seines Schleich- und Kletter-Gameplays weckt Gollum auch immer wieder Assoziationen mit Uncharted oder Assassin’s Creed, kann und will aber grafisch an solcherlei Großproduktionen natürlich nicht heranreichen. Kritiker, die kleine Unzulänglichkeiten gerne mit Häme in der Luft zerreißen, werden vermutlich ausreichend Angriffsfläche vorfinden, dabei aber das eigentliche Spiel verkennen.

Denn Daedalic war schon immer bekannt dafür, gegen den Strom zu schwimmen, sich bewusst Trends zu verweigern und auf die eigenen Stärken zu setzen, die bei anderen Entwickler nur „nice to have“ sind, letztlich aber das wahre Herz eines Spiels ausmachen können. Als Adventures für tot erklärt waren, verhalf Daedalic dem Genre im Alleingang zu einer zweiten Blütezeit. Als alle Welt Spiele in 3D forderte, setzten die Hamburger auf traditionelle Zeichenkunst. Und mit Gollum legen sie nun ein Spiel vor, das mit seinem Gameplay aus Schleichen, Klettern und Erkunden auf viel bewanderten Mainstream-Pfaden zu wandeln scheint, seine Qualität aber in einer Disziplin erreicht, die andernorts oft vernachlässigt wird und zur Kernkompetenz der Adventure-Experten gehört: der Geschichte.

70 Jahre sind ein Tag

Gollum erzählt davon, was zwischen den Ereignissen des „Hobbit“ und des „Herrn der Ringe“ passiert ist: wie er Bilbo auf der Suche nach seinem Schatz verfolgt, dabei in die Fänge von Kankra und Sauron gerät und jahrelang unfreiwillig in deren Dienst gestellt wird, bevor er wieder entkommen kann, um seine Jagd fortzusetzen. Immer wieder vollführt die Geschichte größere Zeitsprünge. 70 Jahre soll das Spiel im Leben von Gollum abdecken und dabei die Lücken füllen, die in der Lore Tolkiens klaffen.

Dafür haben sich die Entwickler wahre Mittelerden-Experten aus der offiziellen Tolkien-Gesellschaft an Bord geholt, die mit der Welt von Mittelerde besser vertraut sind als mit ihrer sprichwörtlichen eigenen Westentasche. Nerds werden über zahlreiche subtile Anspielungen jubeln, und alle, die das Universum hauptsächlich aus den Filmen oder zumindest den Büchern kennen, werden dennoch immer wieder Details vorfinden, die dort nur als Stichworte vorkamen und nun im Spiel ausgeschmückt werden: dass Gollum etwa jahrelang im Dienste Saurons stand und sich dort gar in eine leitende Position hocharbeitete, wird im Herr der Ringe lediglich von Gandalf angedeutet, ebenso wie gemutmaßt wird, dass er bei einem historisch bedeutsamen Treffen im Rat von Elrond heimlich anwesend gewesen sein könnte. Beide Szenen greift das Spiel auf und verleiht ihnen Substanz.

Bei der ersten Szene, die wir spielen dürfen, handelt es sich um das siebte und damit ein schon recht spätes Kapitel im Spiel. Gollum befindet sich in Gefangenschaft der Waldelben. Noch immer hadert er damit, seinen Freund einst für den Einen Ring ermordet und diesen dann an Bilbo verloren zu haben. Ständig streiten in ihm seine gespaltenen Persönlichkeiten Gollum und Smeagol, die fortwährend innere Zwiegespräche führen, in denen ihr euch entscheiden dürft, welcher inneren Stimme ihr nachgebt – was sich auf etliche Szenen und schließlich auch den Handlungsverlauf und die Enden des Spiels auswirken soll.

Augenblicke später entkommen wir als Gollum durch eine glückliche Fügung unserer Zelle und müssen im Folgenden unbemerkt aus der Festung der Waldelben entkommen. Hierzu spähen wir ihre Positionen und Patrouillenwege aus, halten nach Verstecken und uneinsichtigen Pfaden Ausschau und klettern behände an Vorsprüngen und Felswänden entlang. Auch Schwimmen erweist sich als wichtiges taktisches Mittel, da wir unter der Wasseroberfläche vor den Blicken der Wachen geschützt sind.

Nicht nur Action, sondern auch Adventure

Doch „Gollum“ ist kein reines Schleichspiel wie etwa das auf den ersten Blick recht ähnliche Styx oder die älteren Teile der Assassin’s-Creed-Reihe. Geschickt variieren die Entwickler verschiedene Spielmechaniken und sorgen so für Abwechslung: An einer Stelle etwa können wir uns entscheiden, ob wir uns auf dem direkten Weg an ein paar Wachen vorbei schleichen. Oder einen Umweg in Kauf nehmen und in einer Art Geschicklichkeitsparcours durch Wallrun und gut getimte Sprünge an einer Felswand an der Gefahr vorbei hangeln.

Der Herr der Ringe: Gollum - Story Trailer

Der frische Trailer zu Der Herr der Ringe: Gollum soll euch auch die Story etwas näher bringen.

Doch es geht auch ganz ohne typisches Action-Adventure-Gameplay. Das nächste Kapitel, das wir anspielen dürfen, kommt völlig ohne Klettern und Schleichen aus und spielt sich eher wie ein klassisches Adventure, mit Rätseln, Story und Dialogen. Es handelt sich dabei um das dritte Kapitel des Spiels, in dem sich Gollum als Scherge Saurons in Mordor aufhält. Hier erkunden wir zunächst völlig gefahrlos den Dunklen Turm, wobei erneut die große Detailverliebtheit der Entwickler auffällt: Ganz subtil etwa deuten die Formen der Fenster die Form des ikonischen Auge Saurons an, was nicht nur gefälligen Fan-Service darstellt, sondern auch ein beklemmendes Gefühl der ständigen Überwachung erzeugt.

>> Der Schein trügt: 10 missverstandene Bösewichte <<

Hier wird Gollum in die Obhut des sogenannten Candle Man gestellt, der uns die Verantwortung über die Krähen-Zuchtstation überträgt, in der wir Adventure-typisch verschiedene Gerätschaften bedienen, um Vögel auszubrüten, die fortan als Saurons unheilige Späher eingesetzt werden sollen. Dabei zeigt sich vor allem auch wieder die erzählerische Stärke des Spiels und vor allem seines vielschichtigen Hauptcharakters, der ja schon in der Vorlage stets eine völlig eigene Instanz im ansonsten eindeutig ausdefinierten Gut-Böse-Kosmos bildete, innerhalb dessen er sich äußerlich bewegt und innerlich ringt.

Gollum erscheint am 25. Mai für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X|S. Die Version für Switch folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

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