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Special - DayZ-Tagebuch : Kapitel 4: Verzweiflung

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Ich konnte es nicht glauben. Wo war sein Mitgefühl? Er hatte nur ein Ziel vor Augen, alles andere schien ihm unwichtig. War ich für ihn auch nur Ballast? Ballast, der ihn jetzt versuchte dazu zu überreden, sich weiter von seinem Ziel zu entfernen? Ich setzte alles auf eine Karte. Mit einer Mischung aus Wut und Unverständnis machte ich ihn auf seine Abschussliste aufmerksam. "Es ist an der Zeit, Menschen zu helfen und sie nicht gleich mit Kugeln zu durchlöchern", ermahnte ich ihn. Dieser Satz gefiel ihm überhaupt nicht. Ich konnte sehen, wie die Knöchel an seiner Hand, die die AKM umklammerten, weiß wurden.

Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich im Falle eines auf mich gerichteten AKM-Laufes tun würde, hörten wir einen markerschütternden Schrei, gefolgt von einem Schuss. Diese Geräusche konnten nur aus der Richtung des Supermarktes gekommen sein. Unsere Diskussion war plötzlich nur noch zweitrangig. Wir blickten uns kurz an und nahmen die Beine in die Hand. Den Hügel hoch. Hoffentlich haben sie uns nicht im Visier, keine weiteren Schüsse, renne weiter, atme! Mit diesen Satzfetzen versuchte mein Gehirn mich anzustacheln. Wir erreichten recht schnell die Waldgrenze und befanden uns offiziell auf dem Green Mountain. Durch den Winkel des Hügels und den dichten Wald, in dem sich die Funkstation befand, konnten wir sie noch nicht sehen.

Ich hoffte, dass uns jemand entgegenkommen würde - von mir aus auch mit einer Waffe im Anschlag und der Bitte, uns zu identifizieren. Doch es blieb still. Als wir die Funkstation auf dem Green Mountain erreichten, bot sich uns ein erschütterndes Bild. Keine Kavallerie, kein herzliches Willkommen, keine gut organisierte Gruppe Überlebender, sondern verwahrloste Gebäude. Zerbrochene Fensterscheiben, Einschusslöcher in den Wänden und aus den Angeln gehobene Türen. Das große Tor zur Station bewegte sich quietschend im Wind. Man konnte sogar das Ächzen der alten Metallplatten hören, aus denen der Funkturm bestand. Dieser Anblick löste bei Vitoli etwas aus. Er ging auf die Knie und stützte sich mit seiner Waffe ab.

Im ersten Moment dachte ich, er würde sich eine Kugel in den Kopf jagen, allerdings verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Dafür schien er doch zu stur. Er würde nicht aufgeben. Zu viele Leichen pflasterten bereits seinen Weg, der aus der Suche nach einem sicheren Ort bestand. Ich verkraftete diesen Rückschlag besser, als ich es erwartet hatte. Als Vitoli sah, wie ich mich mit gezogener Waffe auf das große Tor zubewegte, begann er sich wieder zu fassen. Ich wartete auf ihn, bevor wir zu zweit in das Gebäude gingen. Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Leergeräumt bis auf die letzte Dose Bohnen. Als wir sicher waren, dass sich in der Funkstation niemand mehr befand, schlug ich vor, die Nacht hier zu verbringen.

Er schien zu wissen, dass es wenig Sinn hatte, jetzt noch aufzubrechen. Wir sollten das Beste aus der Situation machen. Er verstand und nickte den Vorschlag ab. Während ich mich darum kümmerte, einen vernünftigen Schlafplatz aufzubauen, sah ich durch eines der Fenster, wie Vitoli im Funkturm verschwand. Ungefähr 15 Minuten vergingen, bevor ich mich dazu entschied, ihm nachzugehen. Das Innere des Turms beherbergte eine lange Leiter, die wohl zu der Plattform führte. Vitoli musste sich dort oben aufhalten. Bevor ich allerdings meine Kräfte für den Aufstieg verschwenden würde, rief ich, so leise ich konnte, nach ihm. Das Echo des Turms verstärkte meine Worte und ich bekam kurz darauf eine Antwort.

Er wolle hier oben Ausschau halten. Ich solle mich wieder ins Gebäude begeben, es sei alles unter Kontrolle. Um ehrlich zu sein, war ich nicht allzu begeistert von dieser Idee, doch in diesem Moment schien es doch eine recht gute Entscheidung zu sein. Es war nun mal eine vorteilhafte Position, von der man dank des hellen Mondes auch nachts einen tollen Überblick haben musste. Ich sagte, ihm er solle vorsichtig sein, und wünschte eine gute Nacht. Wenn ich zu dieser Zeit doch nur gewusst hätte, was er dort oben finden würde.

Fortsetzung folgt ...

Kapitel verpasst? Hier nochmal die Links zu den bisherigen Teilen:

  • Kapitel 1
  • Kapitel 2
  • Kapitel 3

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