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Test - Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth : Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth

  • Xbox
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Katz und Maus

Ein Kunstgriff, der das Gefühl von Bedrängnis und Panik noch weiter steigert, ist die Entscheidung der Entwickler, Jack in den ersten knapp vier Stunden unbewaffnet in diesen Albtraum zu schleudern. ’Call of Cthulhu’ versteht sich in erster Linie als Adventure und stellt euch besonders anfangs vor sehr viel Ermittlungsarbeit. Ihr knackt passable Rätsel, widmet euch der Lektüre von Tagebüchern und untersucht die Umgebung. Wer nun befürchtet, das Spiel gerate aufgrund dieser Tatsache zu gemächlichem Sight-Seeing, liegt allerdings falsch. Schon sehr bald rennt ihr vollkommen machtlos einer bewaffneten und wenig zurechnungsfähigen Übermacht davon, die durch jede weitere Tür bricht, die ihr zuvor verzweifelt verrammelt habt. In eurer Panik prescht ihr zwar oftmals mit dem Kopf zuerst in euer Verderben, die meist sehr gut verteilten Speicherpunkte und gelegentlichen Autosaves wirken diesen Trial-and-Error-Passagen aber angemessen entgegen. Ärgerlicher sind Stellen, an denen das Interface versagt: So passiert es häufig, dass Jack, anstatt den rettenden Bolzen vor die Tür zu schieben, diese wieder öffnet.

Bekommt ihr später eine Hand voll Schießeisen in die Finger, ist behutsames Vorgehen weiterhin Trumpf. Wer geduckt durch dunkle Ecken schleicht, spart schließlich wertvolle Munition oder kann lästige Bewacher sogar laut- und skrupellos von hinten um das nächste Eck geleiten. Die Kampf- und Stealth-Mechanik von ’Call of Cthulhu’ ist zwar keine Konkurrenz zu aktuellen Genre-Größen, macht für ein Adventure allerdings durchaus eine anständige Figur.

’Schwester, abtupfen bitte!’

Steckt ihr Treffer ein, müsst ihr euch als Mediziner versuchen: Mit einem gebrochenen Bein flieht es sich schließlich nur halb so schnell. Sechs Körperzonen können durch Attacken oder tiefe Stürze in Mitleidenschaft gezogen werden und sollten – ähnlich ’Metal Gear Solid 3’, aber glücklicherweise weniger umständlich – mit Nähzeug, Bandagen und Schienen entsprechend behandelt werden. Versäumt ihr dies, verliert das Bild seine Farbe, bis Jack letztendlich verblutet.

Optisch merkt man ’Call of Cthulhu’ die lange Entwicklungszeit leider deutlich an. Einige Texturen sind etwas schwammig ausgefallen und die – obgleich sehr stimmungsvolle – Beleuchtung ist nicht in Echtzeit berechnet. Der Detailgrad der Szenerien entschädigt allerdings für einiges: Allerorts schälen sich die Tapeten von den Wänden, Kakerlaken tun sich an den sterblichen Überresten weniger glücklicher Zeitgenossen gütlich, während dicke Motten fahles Laternenlicht umkreisen. Das Glanzstück des stilvollen Horrorspektakels ist aber eindeutig der Sound: Die englischen Sprecher schlagen sich größtenteils ganz hervorragend, allen voran Jack Walters selbst. Sein Wimmern und seine Monologe während der hysterischen Anfälle fügen sich nahtlos in den bedrohlichen und reichhaltigen Klangteppich ein.

Fazit

von Alexander Bohn
Grafisch und spielerisch dezent unrund ist ’Call of Cthulhu’ eher ein einzigartiges Gesamterlebnis für Feinschmecker als ein auffallend gutes Spiel von der Stange. Wer über die erwähnten Schwächen hinwegsehen kann, wird den intensivsten und härtesten Horrortrip seit langer Zeit durchmachen. Bereits in den ersten (von brutto ungefähr 20) Stunden brachte mich das Spiel in unzählige Situationen, an die ich mich auch in ferner Zukunft noch mit Schaudern zurückerinnern werde. Dies liegt vor allem daran, mit welcher Liebe zum Detail und vor allem mit wie viel Feingefühl Headfirst Productions ihr Schreckenskabinett inszeniert haben. Der Horror springt dem Spieler keinesfalls stets ins Gesicht, vielmehr wird durch subtile Sounduntermalung und geschickt platzierte Story-Bruchstücke bereits im Vorfeld mit der Erwartungshaltung des leidenden Opfers gespielt. Selbstgeißelung auf höchstem Niveau!

Überblick

Pro

  • einzigartige Atmosphäre
  • innovative Nutzung der Ego-Ansicht
  • großartige Geschichte
  • klasse Sound

Contra

  • stellenweise fehlerhaftes Interface
  • mittelmäßige Shooter- und Schleich-Mechanik
  • altbackene Technik

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