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Test - Brütal Legend : Metzeln, Metal und Motoren

  • PS3
  • X360
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Diese Spielelemente sind im Grunde nicht außergewöhnlich, aber gut kombiniert und immer wieder mit einer deftigen Prise Humor garniert. Die Steuerung sowohl in und außerhalb der Kämpfe gibt sich solide und gut bedienbar. Etwas störend ist das Fehlen einer Minimap, denn auf dem Weg zu Missionszielen müsst ihr doch ein wenig zu oft die Karte aufrufen, was den Spielfluss hin und wieder blockiert. Vielleicht ist das aber sogar beabsichtigt, damit der Spieler die Welt erkundet und sich an Landmarken und dem Leuchtsignal für Missionsziele orientiert. Denn, wie schon gesagt, zu entdecken gibt es einiges. Wobei zugestanden werden muss, dass Fans ohne Affinität zu Heavy Metal und dessen Symbolik ein ums andere Mal etwas auf dem Schlauch stehen werden, auch was den Humor anbelangt.

Hommage an das Metallerherz

Humor und Metal strömen dem Spiel aus allen Poren. Das beginnt mit kleinen Seitenhieben auf die Klischees des Heavy Metal - wie toupierte Glamrocker, „wahrer" Metal und das Synthie-Geklimper nebst Sprechgesang moderner Bands. Weiter geht es mit den ungemein liebevoll gestalteten Wesen und Charakteren im Spiel. Dazu noch die trockenen Sprüche von Eddie Riggs, die toll animierte Comic-Grafik, die Mimik der Charaktere und einfach die schiere Masse an skurrilen Ideen. Ein Manko bei der Testversion ist allerdings, dass die stimmige, wenn auch nicht auf der Höhe der Technik befindliche Grafik doch mehr als einmal deutlich ruckelt.

Aber was soll's. Wenn ich in der Schlacht auf Geysiren Merchandise-Läden bauen muss, um Fans vor einer riesigen Bühne als Einheiten zu rekrutieren - ja geht's denn noch? Oder Headbanger mit Stiernacken aus einer Mine befreie, wo sie mit ihrem Kopf Erze aus den Felsen kloppen. Oder sich die Headbanger des Feindes gerade über das beste Haarspray streiten. Einfach Klasse. Und dieser urige Humor mit seiner jederzeit spürbaren Liebe zu den guten alten Zeiten des Heavy Metal ziehen sich durch jede Sekunde des Spiels und machen das Ganze zu etwas Besonderem, auch wenn das rein Spielerische gar nicht mal so außergewöhnlich ist.

Mehrspielerstrategie? Nanu?

Neben der abgefahrenen Einzelspielergeschichte gibt es einen Online-Mehrspielermodus, der von der Art her eher an ein Strategiespiel als an einen Actiontitel erinnert. Bis zu acht Spieler in zwei Teams treten gegeneinander an, um die Bühne des Feindteams zu zerstören. Die Spieler übernehmen dabei Einheiten aus drei unterschiedlichen Fraktionen mit verschiedenen Eigenschaften und steuern einen Avatar mit ähnlichen Fähigkeiten wie Eddie. Damit befehligt ihr mittels simpler Kommandos auf dem Steuerkreuz vor allem eure Einheiten im Kampf. Immer wieder wechselt ihr in den Schlachten zwischen der Rolle als Befehlshaber aus der Luft und Kämpfer mitten im Gefecht.

Eure Bühne stellt die zu verteidigende Basis dar, Fan-Geysire dienen nach dem Bau von Merchandise-Läden als Ressource für Einheiten, die ihr mit einem einfachen Radialmenü rekrutieren könnt. Nebenher kommen die Fähigkeiten eures Avatars, ähnlich denen von Eddie, voll zum Einsatz und selbst die Team-Attacken aus dem Einzelspielermodus finden ihren Platz. Das Balancing wirkt dank Einheiten-Limit von maximal 40 ausgewogen. Es kommt eher auf Taktik, Einheitenzusammenstellung und Teamplay an als auf den schieren Bau von Einheitenmassen.

Die Mischung macht das Ganze nach kurzer Einarbeitung zu einer erfreulich interessanten und dank Upgrades und Tempo sehr facettenreichen Angelegenheit, die man dem Spiel in der Form gar nicht zugetraut hätte. Und die zu allem Überfluss mit dem Controller sehr gut bedienbar ist. Wer etwas Übung braucht, kann auf den sieben Karten mit den verschiedenen Fraktionen und mehreren Schwierigkeitsgraden kräftig gegen die KI üben.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Brütal Legend rein auf seine durchaus nicht immer glanzvollen spielerischen Elemente zu reduzieren, wäre weder gerecht noch gerechtfertigt. Brütal Legend ist so viel mehr als nur ein Spiel. Es ist eine liebe- und humorvolle Hommage an eine Musikepoche, die einige von uns nie kennengelernt haben. Aber vor allem ist es ein Aufruf an andere Entwickler, dass Spielspaß nicht nur aus der ewigen Neuauflage vergangener Kriege, dem zigsten Aufguss eines Vorgängers oder noch realistischerer Darstellung in Highend-Grafik besteht. Es ist ein Signal, dass Humor, Kreativität und der Mut zum Ungewöhnlichen noch nicht verloren gegangen sind. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Brütal Legend auch kommerziell ein Erfolg wird, um anderen Entwicklern eben diesen verloren geglaubten Mut zur Kreativität sowie Dinge wie Herz und Leidenschaft bei der Spielentwicklung zurückzugeben. Genau deshalb verdient dieses Spiel seine 90%. Deshalb und weil ich in dieser Epoche des harten Metals sowie den Anfängen der Spieleentwicklung mit Herz und Leidenschaft groß geworden bin und mir beinahe jeder Schritt in Brütal Legend ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Überblick

Pro

  • gute deutsche Sprachausgabe
  • erstklassige Musik
  • abgefahrene Spielwelt
  • originelle Gegner und Charaktere
  • liebevoll animierte Spielfiguren
  • trickreiche Bosskämpfe
  • toller Humor
  • reichlich Action
  • überraschender Mehrspielermodus
  • simple Steuerung

Contra

  • Nebenmissionen wiederholen sich
  • Orientierung nicht immer ganz einfach
  • Grafik ruckelt häufig
  • häufige Popups
  • fehlende Minimap

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