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Test - Brave: A Warrior's Tale : Indianer vor dem Spielspaßabgrund

  • X360
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Freut euch auf den kantigsten Wald der HD-Ära, auf flächige grüne Grastapeten, eckige Steine und erschreckende Seelenlosigkeit. Erst kürzlich staunte ich über den wuchernden Urwald von King Kong, der selbst nach vier Jahren noch auf einer stimmungsvollen Bühne steht und sich stolz auf die Brust trommelt. Kann er ruhig, denn was Entwickler Evolved Games hier im Detail anbietet, gehört zum Schlechtesten auf Xbox 360 - selbst wenn man alle Augen zudrückt und die durch die gnadenlos überdimensionierten Bäume dringenden Lichtstrahlen unter „passabel" verbucht. Aber, hey, wenigstens raschelt das Gebüsch, wenn man hindurchläuft, und Pilze wackeln, wenn man sie streift. Ansonsten verharrt die komplette Welt in einer Statik, wie man sie höchstens von einem Render-Adventure à la Myst erwartet.

Pfeilkrampf par excellence
Nein, wartet: Da gibt's roboterhaft hoppelnde Häschen. Und unzählige Wölfe sowie Käfer, die man suchen und mit dem Tomahawk wegklatschen muss. Spannend. Muss man aber nicht, man kann auch einfach den Bogen spannen und ihnen Pfeile um die Ohren donnern. Wenn Klein Kevin zufälligerweise gerade an dieser Stelle ist, dann versucht's mal, bevor ihr frustriert den X360-Stecker zieht. Ist auch gar nicht so schwer: Mit RB visiert Brave die Graupelze an, um ihnen in einer Tour Pfeile in den Körper zu jagen.

Funktioniert aber nur auf einer Lichtung, denn wenn er gerade von Bäumen umringt ist, dann herzlichen Glückwunsch: Dann geht nämlich gar nichts mehr, weil ständig Bäume die Sicht blockieren, die Wölfe deppert durch die Gegend huschen und man nie sieht, wohin man eigentlich feuert. Dass die Kamera immer weiter hinauszoomt, je weiter man vom Gegner entfernt ist, führt sogar so weit, dass die Bodentextur ausgeblendet wird und man unter den Waldboden gucken kann. Echt faszinierend, diese Leere. Fast wie in Shadow of the Colossus ...

Mit B reißt du den jungen Baum aus"
Erschreckend. Ein haltloser Affront gegen die so gebrechliche Natur, die sich schließlich nicht wehren kann. Erinnert sich noch jemand an Space Station Silicon Valley? Ich hätte nie gedacht, dass die Missionsbeschreibung „Töte die Fuchsfamilie" noch mal übertroffen wird. Aber mit irgendwas muss sich Brave ja zur Wehr setzen. Und wenn das Tomahawk noch nicht in Griffweite ist, dann muss eben ein zartes Bäumchen dran glauben. Es gibt den Startschuss für ein Kampfsystem, das euch kichern, mit dem Kopf schütteln und danach schnarchen lässt. Kevin findet's vielleicht aufregend, alle anderen hämmern wie in Trance auf den Angriffsknopf, bis das Gegenüber stöhnend zusammenbricht. Was nichts daran ändert, dass den Kämpfen schlichtweg die Wucht, das Pompöse und Knackige fehlt.

Leider wird man zwischen Handlung, Kulisse und Sprachausgabe einen ordentlichen Bruch feststellen müssen. Ein Indianerjunge, der auf eigene Faust loszieht, um einem Schamanen namens Wendigo in den Hintern zu treten, das ist in etwa so originell wie das Feindbild in sämtlichen Zelda-Spielen. Aber wieso zur Hölle sind die deutschen Sprecher dann so atmosphärisch? Gerade bei diesem Spiel, in dem nichts wirklich zusammenpasst und das einem lautes Jauchzen entlockt, wenn die zerkratzte DVD den Spielstart verweigert ... Da bekommt man es fast mit der Angst zu tun. Komisch, so was.

Fazit

von Sebastian Thor
Was bleibt am Ende dieses Spiels, dessen Versatzstücke in einer trüben Designpfütze verlaufen? Fünf bis sechs Stunden vergeudete Lebenszeit, Kämpfe ohne Wumms, ohne pompöse Höhepunkte, ohne Spannung und Nervenkitzel. Brave fuchtelt wie ein hölzerner Dummy vor einer Kulisse, die zwar landschaftlich eine zufriedenstellende Palette abdeckt, euch aber immer wieder über ihre Ecken und Kanten stolpern lässt. Eine Welt, deren Leb- und Seelenlosigkeit selbst den GameCube oder das Nintendo 64 spöttisch kichern ließen. Den Todesstoß empfängt das Indianerabenteuer aber, wenn die Kamera mal wieder eine Baumfassade zeigt, statt einen Wolf einzufangen, der deppenhaft im Kreis rennt. Oder durch das uninspirierte Missionsdesign. Oder die Minimap, die bestenfalls als grober Anhaltspunkt fungiert und die wichtigen Pfade oft bockig versteckt. Am Ende bleibt nicht mal ein Spiel für die Kleinen, sondern lediglich ein fliegender Wechsel. Es braucht nur drei Handgriffe und das oberste Gebot: Xbox-360-Stecker raus, Wii-Stöpsel rein, Twilight Princess einlegen und Spaß haben.

Überblick

Pro

  • gute deutsche Sprecher
  • einfache Steuerung
  • Kampfsystem mit Nah- und Fernkampf sowie Magie

Contra

  • eckige Modelle
  • schwache Kulisse
  • Kameraprobleme
  • schwache Animationen
  • oft nutzlose Minimap
  • Kampfsystem ohne Wumms
  • Grafik- und Clipping-Fehler

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