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Test - Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon : Test: Die Hexe zeigt sich von ihrer kindgerechten Seite

  • NSw
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Mit den Bayonetta-Spielen dreht Platinum Games den Irrsinns-Regler regelmäßig auf Anschlag. Komplette Stadtteile fallen den Kämpfen zum Opfer, mit ihren Haaren beschwört die Umbra-Hexe riesige Dämonen und nicht selten steht sie mit einem Hauch von Nichts bekleidet da. Zwei Sachen wissen wir: Die Entwickler rauchen sonderbare Kräuter, und in den Händen von Kindern hat kein Serienteil etwas verloren. Letzterer Umstand ändert sich mit Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon nun schlagartig. Das spielbare Märchen erzählt die Geschichte der jungen Zauberin und bietet Fan-Service vom Feinsten. Weiter tauschen die Entwickler die bewährte Hack-and-Slay-Formel durch eine Mischung aus Zelda und Brothers: A Tale of Two Sons aus. Klingt spannend? Ist spannend!

Es waren einmal die Lumen-Weisen des Lichts und Umbra-Hexen der Dunkelheit. Durch strikte Gebote vermieden sie Konflikte, bis ein Kind von Angehörigen beider Klans auf die Welt kam. Zur Bestrafung verbannte man den Vater ins Exil und sperrte die Mutter in eine ausbruchsichere Gefängniszelle. So sehr die treue Tochter auch versuchte, ihre Mama zu retten, es wollte ihr nicht gelingen. Schlimmer noch, ihr Heimatdorf behandelte sie wie eine Aussätzige und so verließ sie den Ort. Die im Exil lebende Hexe Morgana nahm das Kind auf, um es in den magischen Künsten zu unterrichten.

Cereza, so der Name des Mädchens, entpuppte sich als begabte und eigensinnige Schülerin. Stets an ihrer Seite befindet sich die Plüschkatze Cheshire, die ihre Mutter ihr einst schenkte. Bei einer Übung zur Dämonenbeschwörung lief nicht alles wie geplant und das Wesen aus dem Inferno ergriff Besitz von ihrem bisher leblosen Begleiter. Perfektes Timing, denn in einem Traum eröffnete kurz zuvor ein mysteriöser Junge Cereza, sie möge den verbotenen Wald von Avalon besuchen. Ein weißer Wolf werde sie hier erwarten und ihr bei der Rettung ihrer Mutter helfen.

Kennern der Bayonetta-Reihe kommt die Grundgeschichte von Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon sicherlich bekannt vor. Allerdings schmückt das Spin-off die Story deutlich mehr aus und fokussiert sich auf die Erlebnisse von Cereza im Wald von Avalon. Gekonnt erweitert das Spiel so die bekannten Elemente, funktioniert aber problemlos auch ohne Vorkenntnisse. Was nicht zuletzt an der charmanten Optik und dem gänzlich anderen Spielprinzip liegt.

Ein ungewöhnliches Duo

Der Dämon im Plüschtier fungiert freilich nicht bloß als Story-Vehikel. Via Knopfdruck entfesselt ihr das mächtige Wesen, und hier zeigt sich der große Kniff von Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon: Ähnlich wie im Indie-Klassiker Brothers: A Tale of Two Sons steuert ihr die Figuren getrennt voneinander. Der linke Stick kontrolliert die heranwachsende Hexe, der rechte Knüppel hingegen Cheshire.

Außerhalb von Kämpfen hilft das besessene Kätzchen bei den zahlreichen Umgebungsrätseln. Zu weit darf sich euer Begleiter aber nicht von euch entfernen, zu jeder Zeit sollten sich beide Charaktere auf dem Bildschirm befinden. Sonst teleportiert sich Cheshire einfach wieder zurück zu Cereza. Umstände in der Umgebung zwingen das Duo aber regelmäßig dazu, sich zu trennen. Beispielsweise verträgt Cheshire keinen Rosmarin, muss also um das Kraut herumschleichen. Die kleine Hexe schreitet hingegen todesmutig hindurch.

In den ersten Stunden gestalten sich die Rätsel noch verhältnismäßig simpel. Es reicht, die richtigen Wege für die jeweilige Figur zu finden. Bisweilen müsst ihr als Cereza euer Kätzchen zurück in eure Arme rufen und es in Plüschtier-Form einen Vorsprung hinauf schmeißen. Oftmals hilft auch der Hexen-Puls. Diese alte Umbra-Kunst füllt diverse Umgebungsobjekte durch einen Tanz mit magischer Energie. Für euch heiß das letztlich, dass ihr in einem Quick-Time-Event den Stick in die richtige Richtung drücken müsst, um Pflanzen wachsen zu lassen, Tore zu öffnen und Illusionen der Feen zu enttarnen. Glücklicherweise dürft ihr dieses Minispiel in den Optionen gänzlich deaktivieren, bisweilen setzt Platinum Games es zu häufig hintereinander ein.

Deutlich spannender fallen die Umgebungspuzzles aus, sobald Cheshire neue Elementarkräfte erhält. Im Storyverlauf versorgt ihr den Dämon mit Fähigkeiten aus den Bereichen Holz, Stein, Wasser und Feuer. Via Flammenatem schmelzt ihr zugefrorene Hindernisse, mit Cheshires Pflanzen-Zunge zieht ihr hingegen Ranken an euch heran, die Cereza als Brücke dienen. Zu kompliziert fallen die Aufgaben nie aus, zumindest wenn ihr rein dem Story-Pfad folgt. Auf optionalen Routen hingegen fährt Bayonetta Origins regelrecht die Krallen aus, ohne aber auch nur ansatzweise frustrierend zu werden.

Geratet ihr doch einmal in die Schwierigkeits-Bredouille, helfen einige Unterstützungsoptionen. Ihr erleidet weniger Schaden, löst Kombos durch simple Tastendrücke aus oder macht die Gegner schwächer. Außerdem lohnt es sich, an den überall verteilten Unterschlüpfen neue Tränke zu brauen und gefundene Ressourcen für Skills einzutauschen.

Verliese mit Zelda-Anleihen

Den Wald von Avalon bevölkern hauptsächlich die Feen. Wer denkt, es handle sich um nette Zeitgenossen und Freunde von Cereza und Cheshire, der irrt gewaltig. Die blau leuchtenden Gestalten erinnern optisch dezent an die Wächter aus The Legend of Zelda: Breath of the Wild und kommen mit diversen Waffen, Angriffszaubern oder Schutzschilden daher. Cereza greift in den Kämpfen nur als Support ein und setzt Feinde kurzzeitig mit der Dornenfessel fest oder schluckt Tränke, die ihre und Cheshires Energie auffüllen.

Die Katze hingegen haut mit ihren mächtigen Pranken zu oder nutzt ihre Elementarskills. Bestimmte Schilde von Gegnern müsst ihr ihnen zunächst mit der Pflanzen-Zunge entreißen, bevor ihr sie direkt attackieren dürft. Wieder andere Feen umgibt ein Kraftfeld, das nur Stein-Attacken durchbrechen. Immerhin etwas Taktik, denn speziell zu Beginn reicht simples Draufprügeln aus. Sonderlich schwer gestalten sich die Kämpfe in Cereza and the Lost Demon für erfahrene Spieler nur selten, was aber perfekt zum kindgerechten Ansatz passt. Etwas mehr Abwechslung bieten die wenigen Bosse, hier kommt sogar die aus der Hauptreihe bekannte eiserne Jungfrau zum Einsatz. Wie genau, das müsst ihr schon selber rausfinden.

Auf die Feen trefft ihr oftmals in den Tír na nÓg, den Quellen der Feenillusionen. Letztlich verstecken sich hinter diesem mysteriösen Namen weitestgehend klassische Dungeons. Absolviert ihr die jeweiligen Aufgaben und zerstört den Kern der Gebilde, löst sich der Fluch der Spiegelgalaxie von der Umgebung. Dadurch offenbaren die Gebiete im Wald von Avalon ihre wahre Natur und euch öffnen sich neue Pfade.

Die Herausforderungen in den Tír na nÓg schwanken in der Qualität bisweilen stark. Auf dem Hauptstory-Pfad reicht es oftmals aus, alle Gegner zu besiegen. Gelegentlich gibt es immerhin kleinere Modifikatoren, beispielsweise dass die Feen nur in den Fängen der Dornenfessel Schaden nehmen. Andere Dungeons kommen hingegen sehr viel cooler daher: Ihr steuert Cereza und Cheshire getrennt auf jeweils einem eigenen Pfad. Über Schalter öffnet ihr Tore für den anderen und müsst auch mal mit dem Dämonenkätzchen Wasser spucken, um die Flammen auf Cerezas Weg zu löschen.

Sollte Cheshire mal zu viel Schaden erleiden, ruft ihr sie jederzeit per Knopfdruck zurück in eure Arme. Im sogenannten Knuddelmodus regeneriert der Dämon magische Energie, direkt sterben kann er nicht. Diese Variante kommt auch bei der Fortbewegung und Rätseln zum Einsatz. Während das Biest im Plüschtier gefangen ist, streckt ihr es mit dem rechten Stick aus und sammelt so Items ein oder nutzt es an bestimmten Punkten als eine Art Enterhaken.

Märchenhafte Kulisse

Die gesamte Präsentation von Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon passt zum freundlicheren Ansatz des Spin-offs. Die Geschichte erzählen die Entwickler im Format animierter Bilderbuch-Seiten. Eine sanfte Erzählerin führt die Dialoge mit den nötigen emotionalen Ausbrüchen aus – leider nur auf Englisch, im Hinblick auf die kindgerechte Darstellung wäre eine deutsche Vertonung noch wünschenswert gewesen.

Auch von der allgemeinen Erzählung richtet sich das Spiel an jüngere Semester, wenn auch nicht ausschließlich. Im späteren Verlauf greifen die Entwickler tiefschürfende Themen wie beispielsweise Selbstzweifel auf, ohne dabei zu deprimierend zu werden. Grafisch orientiert sich die Präsentation an Wassermalfarben-Gemälden. Egal ob Feen-Festung, düsterer Wald oder das Mistral-Geäst mit seinen meterhohen Pflanzen, oftmals verführt Bayonetta Origins dazu, kurz innezuhalten und den Ausblick zu genießen. Verzerren die Feen ein Gebiet, zeichnen sich in den dortigen Büschen düstere Gesichter ab. Übermäßig gruselig präsentiert sich aber keine Szene.

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon - Es war einmal... - Trailer

Auf der Nintendo Direct gab es einen weiteren Trailer zu Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon.

In Sachen Humor fällt das isometrische Abenteuer in erster Linie charmant aus, Schenkelklopfer braucht ihr aber nicht zu erwarten. Bei der misslungenen ersten Beschwörung des Dämons scheint zunächst alles gut zu laufen, bevor Cereza unsauber auf dem Hosenboden landet, was die Meisterin sarkastisch kommentiert. Kassiert sie einen Anpfiff von Morgana, beschwert sie sich regelrecht trotzig. Die Aussage „nie lobt sie mich“ dürfte den meisten mit eigenem Nachwuchs durchaus bekannt vorkommen.

>> Die zehn härtesten Hexen in Videospielen: Schluss mit faulem Zauber <<

Abgerundet wird die durchweg gelungene Präsentation vom charmanten Soundtrack. Sanfte Klavierklänge unterstützen eure Schritte, in einer flotten Fluchtpassage vor einem Feen-Zug drehen die Geigen auf. Die Musik drängt sich nie in den Vordergrund, vielmehr unterstützt sie das Geschehen und rundet den Eindruck eines interaktiven Märchens perfekt ab.

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